Gerber, Michael – Barry Trotter und die schamlose Parodie

Gerade im phantastischen Bereich gibt es kaum ein erfolgreiches Buch oder eine Bestseller-Buchreihe mit Medienpräsenz, die nicht schon ihr Fett abgekriegt hat: J.R.R. Tolkiens Werke wurde ihn mehreren Parodien wie „Der Herr der Augenringe“ oder [„Der kleine Hobbnix“ 477 und selbst die „Unendliche Geschichte“ wurde in einer – wenn auch kurzlebigen – Parodie verwurstet. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch „Harry Potter“ davon betroffen sein würde.

Michael Gerbers Roman „Barry Trotter und die schamlose Parodie“ erschien in Amerika zu einem Zeitpunkt, da die Begeisterung für den Zyklus von J. K. Rowling wohl am größten war. Der vierte Roman war erschienen oder stand gerade vor einer Veröffentlichung, ähnlich verhielt es sich mit dem ersten Kinofilm …

Barry Trotter befindet sich bereits in seinem elften Jahr auf der Zaubererschule Hogwash, da er durch die Romane der schamlosen Autorin J. G. zu einer Berühmtheit geworden ist. Die Lehrerschaft und auch der Schulleiter haben keine Probleme damit, ihn weiter durchzuziehen, da die Plätze auf der Zaubererschule mehr als begehrt sind, egal wie hoch die Schulgebühren werden. Barry greift dem maroden Institut in Geldnöten gerne unter die Arme, da er so sein Leben genießen kann und selber kaum Verantwortung übernehmen muss.

Nur manchmal ist seine Berühmtheit doch ein wenig lästig, vor allem, wenn ihm all zu viele Muddel-Verehrer auf die Pelle rücken. Dann kann er sich zu seinen Freunden zurückziehen, dem debilen Lon Measly, dem nach einem Zauberunfall ein Hundehirn eingesetzt werden musste, und seiner nun als Lehrerin unterrichtenden Freundin Hermeline, die es auch jetzt mit ihrer Art nicht immer leicht hat. Oder er hält ein Pläuschchen mit der Lehrerschaft, auch wenn ihm der eine oder andere grollt, weil er nicht in den Romanen verewigt wurde.

Doch mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als bekannt wird, dass Wagner Bros. aus Amerika die Romane um Barry Trotter verfilmen will und die Muddel-Verehrer bald Hogwash einrennen und Stein und Stein abzutragen drohen, weil sie ein Souvenir wollen.
Um schlimmere Auswirkungen auf sein Leben zu verhindern, beschließt Barry Trotter, mit seinen Freunden nach Amerika zu reisen und den Dreh des Films im Keim zu ersticken. Dazu muss er als Erstes die Autorin J. G. aus den Klauen der Filmbosse retten. Wo diese sie verstecken, weiß er noch nicht, doch wozu hat man Freunde und Leidensgenossen, die einem helfen?

Auch wenn es der Name nicht vermuten lässt, Michael Gerber ist gebürtiger Amerikaner. So kann die Parodie neben dem schrägen, schrillen Humor à la Monty Python auch nicht eine gewisse Überdreht- und Albernheit verleugnen. Nicht jeder Gag zündet oder ist auch allgemein verständlich, vor allem wenn er sich auf amerikanische Romane und Eigenheiten bezieht, die hier nur wenigen Lesern bekannt sein dürften, aber diese Witze sind in der Minderzahl.

Indem er keinen der bis dato erschienenen Romane nacherzählt, sondern die Geschichte quasi weiterführt und die Auswirkungen der Berühmtheit des Helden schildert, Gerber die einzelnen Elemente von J. K. Rowlings Romanen besser und unabhängiger zu parodieren – Fans wissen sehr schnell, wen und was er nun wieder auf die Schippe nimmt, wenn sein Held etwa dem abgewrackten Lord Valumart begegnet oder in ein ganz bestimmtes Klo gerät, das einem fast den Atem nimmt.

„Barry Trotter“ ist damit keine Parodie allein auf die Bücher, wie so viele andere Satiren, sondern auf den ganzen Hype drumherum, in dem sogar die Autorin und die Leser selbst eine Rolle spielen und sich wiedererkennen können.
Vielleicht ist einiges zu albern und dick aufgetragen und anderes wirkt unverständlich, aber insgesamt ist „Barry Trotter und die schamlose Parodie“ eine vergnügliche Persiflage auf eines der erfolgreichsten Medienereignisse unserer Zeit, die ich vor allem Harry-Potter-Fans ans Herz legen kann, die alles nicht ganz so eng sehen …

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|