Interview mit J. J. Preyer

|Buchwurm.info| sprach mit J. J. Preyer, einem österreichischen Autor von Sherlock-Holmes- und Jerry-Cotton-Romanen – aber natürlich nicht nur.

_Buchwurm.info:_
Wie geht es Ihnen? Wo sind Sie? Was machen Sie gerade?

_Preyer:_
Es ist 4:40 Uhr. Ich habe soeben meinen Hund aus dem verschneiten Garten geholt und beginne jetzt zu schreiben, wie jeden Tag früh am Morgen. Mein Kopf muss ausgeruht sein, um vernünftig arbeiten zu können. Und ich bin ausgeruht heute morgen, voll Tatendrang.

_Buchwurm.info:_
Wie sind Sie zur Schriftstellerei gekommen? Haben Sie schon davor einen Beruf ausgeübt?

_Preyer:_
In meiner Kindheit lief nicht alles so, wie man sich das wünschen würde, also lernte ich, in eine Fantasiewelt abzutauchen, der ich durch das Schreiben Festigkeit verlieh. Die Zeitung unserer Stadt – es handelt sich um Steyr in Österreich – druckte, als ich vierzehn war, eine meiner Weihnachtsgeschichten. Ich las damals C. H. Guenters „Kommissar X“ und schrieb selbst einen ersten Krimi in ein liniertes Schulheft. Der Roman enthält schon viele Elemente meiner späteren Krimis.

Mit sechzehn erhielt ich das Angebot eines Redakteurs, bei seiner Wochenzeitung einzusteigen, er sehe Talent bei mir. Meine Eltern stellten sich quer, also beendete ich das Gymnasium, studierte Germanistik und Anglistik in Wien und wurde Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. Und diesem Beruf ging ich lange Jahre nach, mit gelegentlichen Versuchen auszubrechen, unter anderem einem Jahr in Großbritannien, wo ich erst so richtig Englisch sprechen und schreiben lernte.

_Buchwurm.info:_
Warum und wozu wurden Sie auch Verleger?

_Preyer:_
Verleger wurde ich im Jahr 1996, als ich mich meinem ursprünglichen Berufswunsch wieder annähern wollte. Ich verlegte übrigens auch einen Roman des Journalisten, der meine erste Weihnachtsgeschichte veröffentlichte; ich machte den Wohnort C. H. Guenters ausfindig und brachte seine späten Romane heraus. Aber jetzt bin ich am eigentlichen Ziel angelangt: Ich schreibe wieder selbst, und das sehr intensiv, in den frühen Morgenstunden. Siehe oben.

_Buchwurm.info:_
Was ist Ihr bevorzugtes Literaturgenre? Wahrscheinlich Belletristik – und welches Untergenre?

_Preyer:_
Belletristik. Kriminalromane.

_Buchwurm.info:_
Sie haben drei Sherlock-Holmes-Abenteuer veröffentlicht. Was finden Sie an dieser Figur besonders interessant und anziehend?

_Preyer:_
Mich reizt das gesamte Personal der von Conan Doyle erfundenen Geschichten: Gut – Böse, Gescheit – Dumm aufgeteilt auf verschiedene Personen, ausgemalt mit verschiedenen Farbtönen zwischen den Extremen. Die Paarung Holmes – Watson wiederholt sich ja oft in Literatur und Film. Denken wir an Don Quixote und Sancho Pansa, an Laurel und Hardy, an Wiener Doppelconferencen*, an Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.

*: Die Wiener Doppelconference bestand und besteht aus Kabarettnummern, in denen ein Gescheiter gegen einen Dummen antritt, mit den köstlichsten Verwicklungen, wobei meist am Schluss der Gescheite die Nerven wegwirft. Die besten Nummern waren die mit Karl Farkas und Ernst Waldbrunn. Auch ein Wikipedia-Artikel widmet sich in knappen Worten diesem Phänomen: http://de.wikipedia.org/wiki/Doppelconf%C3%A9rence

_Buchwurm.info:_
Wollten Sie sich in die Annalen der Holmes-Literatur einschreiben?

_Preyer:_
Nein, das kann auf diesem Weg nicht gelingen. So etwas wäre nur mit völlig Eigenständigem möglich, an dem ich natürlich ebenfalls heftig arbeite. Weniger an schriftstellerischem Ruhm als an den Texten.

_Buchwurm.info:_
Wie ist es Ihnen gelungen, als Autor für die Jerry-Cotton-Heftromane schreiben zu können?

_Preyer:_
Ich schrieb einen Cotton-Roman und sandte ihn an die Redaktion. Dr. Florian Marzin sah Potenzial im Text, sandte mir exakte Anleitungen für einen nahezu perfekten Cotton zu, und ich versuchte das umzusetzen. Der Roman wurde veröffentlicht, und diesem folgten bisher drei weitere, die immer wieder in Kontakt mit dem Lektor auf Cotton-Linie gebracht wurden.

_Buchwurm.info:_
Was sind Ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen?

_Preyer:_
Ich bin ein unruhiger Mensch, ich muss in Bewegung sein. Ob dies innere Bewegung ist, wie beim Schreiben, beim Ausdenken von Geschichten, bei langen Spaziergängen oder meinen monatlichen Reisen. Der Hund und ich begeben uns jeden Monat eine Woche auf eine Reise, um neue Eindrücke zu gewinnen.

_Buchwurm.info:_
Wagen wir einen Ausblick. Woran arbeiten Sie gerade? Wann erscheint Ihr nächstes Buch?

_Preyer:_
Mein nächster umfangreicher Roman erscheint Ende März 2011 im Wiener Verlagshaus |Hernals|. Titel: „Ludwigsmord“. Thema: Eine moderne Auseinandersetzung mit den Rätseln um den Tod König Ludwigs II. (des „Kini“, der Neuwschwanstein erbauen ließ.)

Soeben abgeschlossen habe ich einen Krimi, der in meiner Heimatstadt spielt. Und jetzt befasse ich mich mit einem möglichen vierten Fall meines Sherlock Holmes. Die jeweils neuesten Projekte J. J. Preyers verrät meine Homepage: [www.oerindur.at/preyer.htm.]http://www.oerindur.at/preyer.htm

_Buchwurm.info:_
Werden Sie weitere Holmes-Abenteuer verfassen?

_Preyer:_
Wenn mir etwas Interessantes einfällt und wenn der jetzige Holmes ([„Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3898402916/powermetalde-21 die Red.) einigermaßen gut ankommt, wäre das möglich.

_Biografie:_

J. J. PREYER, geboren 1948 in Steyr, Österreich, als Josef Johann Preyer, laut Taufschein.

Ab dem 14. Lebensjahr literarische Veröffentlichungen.

Studium Deutsch, Englisch in Wien.

Lehrtätigkeit in der Jugend- und Erwachsenenbildung.

1976 Auslandsjahr in Swansea in Wales.

1982 Initiator des Marlen-Haushofer-Gedenkabends, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab.

Mitarbeit an der Kinderzeitschrift „KLEX“ von Peter Michael Lingens.

1996 gründete J. J. Preyer den |Oerindur|-Verlag, einen Verlag für lesbare Literatur und Krimis.

J. J. Preyer schreibt seit Jahresbeginn 2010 für die Romanserie JERRY COTTON im [|Bastei|-Verlag.]http://www.bastei-verlag.de/

_J. J. Preyer auf |Buchwurm.info|:_
[„Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5513