John Grisham – Die Erbin

Worum gehts?

Der wohlhabende Seth Hubbard hat sich dafür entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Eines Morgens findet ihn einer seiner Mitarbeiter, an einem Baum hängend. Die Bestürzung des Mitarbeiters ist groß, Hubbards Familie hingegen fasst die Nachricht vom Tod des Vaters relativ abgeklärt auf und ist vorwiegend an der Testamentseröffnung interessiert. Doch bisher ahnt niemand, dass Seth kurz vor seinem Tod eine Änderung des Dokuments vorgenommen hat und seine schwarze Haushälterin Lettie Lang nahezu alleinige Erbin sein soll. Ein heftiger Erbschaftsstreit ist vorprogrammiert.

Inhalt

Seth Hubbard leidet seit einiger Zeit an Lungenkrebs und möchte sein restliches Leben nicht unter Schmerzen dahinsiechen. Also trifft er den Entschluss, sich selbst von seinem Leiden zu erlösen, und plant daraufhin seinen Freitod.

Er ist der typische Einzelgänger, der wenig von sich preisgibt und keinen übermäßigen Wert auf Kontakt zu seinen Mitmenschen legt. Allein zu seiner schwarzen Haushälterin Lettie, die im Laufe der Zeit auch größtenteils seine Krankenpflege übernommen hat, pflegt er ein gutes Verhältnis. Ganz im Gegensatz zu seinen beiden Kindern Herschel und Ramona, die er nur sehr sporadisch sieht. Doch nachdem diese vom Tod des Vaters erfahren, lockt das Wissen über sein immenses Vermögen die Kinder wieder in ihre Heimat zurück.

Weder Ramona und Herschel noch ihre beiden Ehepartner ahnen, dass Seth kurz vor seinem Tor sein Testament handschriftlich geändert hat. Dabei ist er sehr gewissenhaft vorgegangen und hat scheinbar alle Vorschriften eingehalten, so dass dieses „neue“ Dokument auf den ersten Blick auch rechtskräftig zu sein scheint und das bisherige damit aufhebt. Nach der Änderung des Testaments hat er dieses sorgfältig in einen Umschlag verpackt und einen Tag vor seinem Tod an den Anwalt Jake Brigance geschickt, den er eigenständig als seinen Testamentsverwalter gewählt hat. Brigance scheint zunächst etwas verwirrt, da er seinen toten Mandanten noch nie persönlich getroffen hat, jedoch nimmt er die ihm zugeteilte Aufgabe ernst und macht sich an seine Arbeit.

Der Fall Seth Hubbard schmückt schon bald alle Titelseiten namhafter Zeitungen. Und Jake Brigance bleibt nicht lange der einzige Anwalt in dieser Sache, denn ein bitterer Erbschaftsstreit macht sich schon bald bemerkbar. Außerdem haben zahlreiche andere Anwälte Interesse an diesem Fall, da Hubbards geschätztes Vermögen ca. 22 Millionen Dollar beträgt und das Honorar dementsprechend groß ausfallen würde. Damit sind alle Voraussetzungen für eine Schlammschlacht zwischen Familienangehörigen sowie verschiedenen ethnischen Gruppen gegeben.

Mein Eindruck

Die Geschichte beginnt ohne eine großartige Einleitung mit dem Tod Seth Hubbards. Dabei pflegt der Autor einen flüssigen Schreibstil, der seinen Lesern Freude bereitet. Die Geschichte ist zunächst sehr ansprechend und auch interessant, jedoch kann man sagen, dass der Verlauf des Plots relativ spannungsfrei ist.

Da der Fall vor Gericht recht komplex ist, entsteht ungefähr ab der Buchmitte ein Wirrwarr aus Namen, Titeln und Persönlichkeiten, das es den Lesern schwermacht, den Überblick zu behalten. Man trifft hier nicht nur auf die vielen Familienmitglieder des Toten, die mittlerweile auch ihre eigenen Familien gegründet haben, sondern auch auf mehr als zwei Hände voll Richter, Anwälte und solche, die es gerne sein würden. Aufgrund dieser Tatsache, die das Lesen doch vergleichsweise anstrengend werden lässt, schwindet der Lesegenuss ein wenig.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die langatmige Prozessbeschreibung. Nun kann man gegenargumentieren und behaupten, dass dies ja schließlich die Geschichte sei, dennoch habe ich das Buch als unnötig in die Länge gezogen empfunden. Man merkt ganz deutlich, dass der Autor gleichzeitig auch Jurist ist und weiß, wovon er spricht. Doch leider pusht das die Geschichte für meinen Geschmack nicht, eher im Gegenteil, sie wird durch die ausgeschmückte Juristensprache zäh und langweilig. Das Buch bekommt dadurch einen Gesetzbuch-Charakter mit politischem Hintergrund, bei dem der Unterhaltungswert gen null geht. Leider!

Fazit

Von diesem Buch habe ich mir deutlich mehr versprochen. Allerdings bin ich auch Grisham-Neuling. Mir war nicht bewusst, dass die Punkte, die ich kritisiere, scheinbar sein Markenzeichen sind und das Ganze seiner persönlichen Manier entspricht, Bücher zu schreiben. Die Story, die im Klappentext kurz und knapp beschrieben wurde, hat mich spontan interessiert und auch gereizt. Doch nun muss ich sagen, dass es leider nicht mein Geschmack war, so dass ich mich in Zukunft wohl eher von seinen Büchern distanzieren werde. Dennoch handelt es sich hierbei ja immer noch um reine Geschmackssache, und ganz neutral kann ich nur sagen, dass Grisham nichtsdestotrotz zu den literarisch hochkarätigen Schriftstellern gehört und sein neuer Roman wahrscheinlich wieder ein gelungenes Werk ist – für den, ders mag.

Über den Autor

Kurz und knapp sind die meisten von John Grishams Buchtiteln im Deutschen gehalten: „Der Gefangene“, „Das Urteil“, „Der Anwalt“, „Das Testament“. Sie lassen bereits erahnen, dass der 1955 geborene Autor Jurist ist. John Grisham lebte in den 80er-Jahren als niedergelassener Anwalt in Southaven, Mississippi, und genau diese Tätigkeit brachte ihn schließlich zum Schreiben. Ein Vergewaltigungsfall mit einem minderjährigen Opfer ließ ihn nicht mehr los. So entstand sein erster Roman, „Die Jury“, den er neben einem 12- bis 14-stündigen Arbeitstag vorwiegend in der Nacht verfasste. Diesem ersten Bestseller sind seither weitere Thriller gefolgt, die ebenfalls die Bestsellerlisten stürmten. (Verlagsinfo)

Gebunden: 704 Seiten
Originaltitel: Sycamore Row
Ins Deutsche übersetzt von Imke, Walsh-Araya, Kristiana Dorn-Ruhl und Bea Reiter
ISBN: 3453269101

www.randomhouse.de/heyne
www.jgrisham.com

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