Jules Verne – Die große Jules-Verne-Box (Rufus Beck)

Die Handlung:

Der Schauspieler Rufus Beck gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. In dieser Hörbuch-Box liest er die berühmten Jugend-Klassiker von Jules Verne, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Robur der Sieger“ und „In 80 Tagen um die Welt“. Kein anderer Autor versteht es, Wissenschaft und Abenteuer auf so spannende Weise zu kombinieren. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diese drei Lesungen zusammen als „große Jules-Verne-Box“ zu bezeichnen, halte ich für ein wenig überzogen … außer sie misst 2m x 2m … was sie gottlob nicht tut. Hat der Autor doch über 100 Geschichten geschrieben und hier werden davon gerade mal drei erzählt, wovon zwei der breiten Masse bekannt sein dürften und die Abenteuer des Erfinders Robur eher nur den Verne-Fans geläufig sind. Wobei mir da gleich ein weiterer Kritikpunkt einfällt … Wieso hat der Verlag bei dieser „großen Jules-Verne-Box“ denn das zweite Robur-Abenteuer, „Der Herr der Welt“, nicht auch vertont? Aber, fürs Erste genug gemeckert, denn ich finds eigentlich prima, dass hier nicht nur die immer gleichen „Standards“ vertreten sind, sondern auch eine Story, die eben nicht jeder kennt.

Auf dem Schuber steht zudem, dass es hier die „spannendsten Jugend-Klassiker“ zu hören gibt. Nach welchen Kriterien der Verlag das entschieden hat, kann ich nicht nachvollziehen. Spontan fällt mir da „Zwei Jahre Ferien“ ein, hier gehts tatsächlich um 14 Jungs, während „In 80 Tagen um die Welt“ keine Kinder oder Jugendlichen zu bieten hat. Im Grunde sind alle Verne-Werke jugendtauglich und auch spannend, von daher …

Viele kennen sicher den Namen Jules Verne, aber nicht zwangsläufig auch den Inhalt seiner bekannten Werke. Und Rufus Beck? Hörfreunde kennen und lieben ihn zurecht seit Jahren und ich bin sicher nur einer von vielen, die er mit seinen überragenden HARRY-POTTER-Lesungen ans Hörbuch gebracht hat. Vorher war ich eingeschworener Hörspiel-Hörer, heute liebe ich beide Versionen und nicht selten habe ich in der Vergangenheit Hörspiel und Hörbuch eines Titels genossen. Das kann man im Übrigen auch bei zwei der hier vorgestellten Geschichten tun. Bei den Kollegen vom HÖRVERLAG (der zur gleichen Gruppe gehört, daher sei mir diese „Werbung“ verziehen) gibts „In 80 Tagen um die Welt“ und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ als aufwendige und sehr liebevoll arrangierte Hörspielfassung zu hören. Und wer besonderes Glück hat und die in 5.1 abgemischten Varianten davon irgendwo auf DVD ergattern kann, der sollte zugreifen.

Doch genug abgeschweift, worum gehts denn in den Geschichten überhaupt? Los gehts mit der Rufus-Beck-One-Man-Show rasant um die Welt und hinein ins Innere unseres Planeten, bevor wir uns das Ganze dann noch mal von oben anschauen …

In 80 Tagen um die Welt

Hier gehts um eine Wette. Der Engländer Phileas Fogg wettet mit seinen Kartenspielfreunden, dass er es schafft, in 80 Tagen die Erde zu umrunden. Auf die Reise nimmt er auch seinen französischen Diener Passepartout mit. Und weil dem Autor die Abenteuer, die er ihn auf der Reise erleben lässt, nicht genug waren, baute er noch einen kleinen Kriminalfall als zusätzlichen roten Faden mit ein. Fogg wird nämlich verdächtigt, einen Überfall begangen zu haben, bevor er abreiste. Und so gehts über die Kontinente mit Schiff und Bahn … und auch mal mit einem Elefant. Am Ende hat der Roman leider einen logischen Fehler, die Zeit betreffend, aber das verzeiht man Herrn Verne gern, hat er uns doch bis hierhin blendend und äußerst abwechslungsreich unterhalten.

Das ist auch der Job von Rufus Beck, den er ambitioniert angeht, ganz so wie man es von ihm gewohnt ist. Passepartout legt er dabei einen französischen Akzent auf, der zwar leicht klischeehaft klingt, aber dennoch nicht allzu überzogen. Durch Variation in der Sprechgeschwindigkeit bringt er Leben in seinen Vortrag, bei dem er mir allerdings manchmal die Trennung zwischen den Wörtern zu deutlich betont, damit man genau hört, mit welchem Buchstaben das letzte Wort geendet hat. Sprachschule, Theater-Style … bei Lesungen kommt so etwas immer etwas künstlich oder überheblich rüber. Auch die Sprechpausen, die Beck einfließen lässt, waren mir hier und da zu lang.

Bei der Vertonung der anderen Charaktere, die hier mit dem Hörer um die Welt reisen, verstellt der Sprecher zwar nicht die Stimme, aber das muss er auch nicht. Kleine Nuancen reichen aus, ein anderer Tonfall noch dazu und wir wissen, dass jetzt jemand anderer etwas sagt.

Und so erleben wir trotz kleinen Nörgeleien hier und da ein spannendes Abenteuer, das Rufus Beck kindgerecht ins Ohr des Hörers bringt.

Die Ausstattung:

Die gekürzte und aus dem Jahr 2014 stammende Aufnahme finden wir auf vier in warmen Dunkelorangetönen bedruckten CDs, die in einem Doppel-Jewelcase stecken. Im beiligenden Bookletfaltblatt gibts Infos zur Story, dem Autor und dem Sprecher sowie die Technik-Credits dieser Produktion zum Nachlesen.

CD1: 78:31 Minuten Spieldauer – 13 Tracks
CD2: 75:53 Minuten Spieldauer – 10 Tracks
CD3: 74:55 Minuten Spieldauer – 13 Tracks

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Hier folgen wir dem kauzigen Professor Otto Lidenbrock, der zusammen mit seinem gar nicht so von der Sache überzeugten Neffen Axel in Island durch einen Vulkan in die Tiefe hinabsteigt. Dass man hier zum Mittelpunkt der Erde gelangen könne, das behaupten Aufzeichnungen des isländischen Alchemisten Arne Saknussemm. Hier unten finden wir nicht nur ein ziemlich großes Meer, sondern auch eine urzeitliche Tierwelt. Und irgendwann gingen dem Autor entweder die Ideen aus oder er wollte einfach, dass die Geschichte vorbei ist, aber rund endet. Und so gehts zum Schluss im wahrsten Sinne des Wortes für die Absteiger mit Höchstgeschwindigkeit zum Ende der Geschichte.

Diese Lesung klingt allein schon deshalb lebendiger als die vorherige, weil alle Tracks in den ersten Sekunden mit Musik unterlegt sind, manchmal auch zwischendurch einige zusätzliche Passagen und manchmal etwas zu aufdringlich, aber mit Musik. Zudem klingt der nordische Akzent, den Beck Professor Lidenbrock zuteilt, nicht nur für Kinderohren lustig und kauzig. Außerdem lehnt er sich hörbar manchmal beim Sprechen nach hinten oder vergrößert anderweitig den Abstand zwischen sich und dem Mikro, sodass wieder ein zur Szene passender „Raum-Effekt“ entsteht. Der wird sogar noch intensiver, nachdem es in die Erde geht und der Hall aus der Tontechnik stammt und nicht allein vom Sprecher selbst. Manchmal sogar ein gedrungenes Echo.

Das alles zusammen mit der lebendigen Vortragsweise von Rufus Beck sorgt für noch mehr Hörspaß, als ich in der letzten Lesung hatte und ließ mich das bereits bekannte Abenteuer auf ganzer Hörlinie genießen.

Die Ausstattung:

Die ungekürzte und aus dem Jahr 2005 stammende Aufnahme finden wir auf vier in warmen Brauntönen bedruckten CDs, die in einem Doppel-Jewelcase stecken. Im beiligenden Bookletfaltblatt gibts Infos zur Story, dem Autor und dem Sprecher sowie die Technik-Credits dieser Produktion zum Nachlesen.

CD1: 78:33 Minuten Spieldauer – 8 Tracks
CD2: 67:56 Minuten Spieldauer – 8 Tracks
CD3: 67:02 Minuten Spieldauer – 7 Tracks
CD4: 66:17 Minuten Spieldauer – 7 Tracks

Robur, der Sieger

So, und wer ist jetzt dieser Robur, der eigentlich „der Eroberer“ heißt und den nur die wenigsten kennen (außer sie waren in den 1960ern in den USA mal im Kino)? Erfinder ist er und extrem von sich überzeugt, dass es schon nervt. Und er erfindet den ersten Hubschrauber, lange bevor es im echten Leben überhaupt welche gab. Ok, seiner sieht aus wie ein Schiffsrumpf, über dem 74 Rotoren schweben, die durch Stangen mit dem Schiff verbunden sind und ihn so schweben lassen. Aber im Grunde ists doch ein Hubschrauber…schiff.

Und irgendwie gehts auch hier wieder rund um die Welt und für einige der auf dem Hubschrauberschiff „Albatros“ Anwesenden sogar unfreiwillig. Nach der Rundfahrt gibts am Ende sogar noch ein Wettrennen, einen Sabotageakt und eine Rettungsaktion.

All das bringt uns Rufus Beck unterstützt von noch unterschiedlicheren Effekten ins Ohr als noch in der vorherigen Lesung. Hier gibts sogar Umgebungsgeräusche zu hören, die den Dialogen noch mehr Lebendigkeit verleihen und fast schon an eine inszenierte Lesung erinnern.

Zudem legt er sich bei dem einen oder anderen Charakter noch mehr ins Zeug, legt gewohnt einen leichten Akzent auf und wird manchmal sogar laut oder klingt herablassend. Alles immer zur Person passend und alles mit dem richtigen professionellen Maß an Intensität. Das sorgt für ein noch intensiveres Abenteuerkopfkinoerlebnis und macht dann auch noch mehr Spaß als die letzte Lesung. Nicht zuletzt, weils hier wesentlich weniger Musik zu hören gibt und dieses Stilmittel eher dezent als aufdringlich eingesetzt wird.

Die Ausstattung:

Die gekürzte und aus dem Jahr 2006 stammende Aufnahme finden wir auf vier grasgrün bedruckten CDs, die in einem Doppel-Jewelcase stecken. Im beiligenden Bookletfaltblatt gibts Infos zur Story, dem Autor und dem Sprecher sowie die Technik-Credits dieser Produktion zum Nachlesen.

CD1: 66:29 Minuten Spieldauer – 13 Tracks
CD2: 70:35 Minuten Spieldauer – 12 Tracks
CD3: 57:15 Minuten Spieldauer – 10 Tracks

Der Autor:

Jules Verne, 1828-1905, war ein begeisterter Beobachter. Er lebte in einer Zeit, in der sich die Welt rasant veränderte. Auf allen Wissensgebieten, Physik, Chemie, Mechanik wurden neue Entdeckungen und Erfindungen gemacht. Jules Verne ließ sich von der Stimmung des Umbruchs und des Fortschritts mitreißen. Nichts schien den Menschen damals unmöglich! Genau das regte den Schriftsteller zu seinen weltberühmten Abenteuerromanen an. Er gilt heute noch als einer der „Erfinder“ der Science-Fiction. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

Rufus Beck ist als Hörbuchsprecher vor allem durch „Harry Potter“ populär geworden. Für die Interpretation hat er vier Goldene und vier Platin Schallplatten sowie 2008 den Publikumspreis (HÖRkulino) bekommen. Als Schauspieler kennt man ihn aus „Die Wilden Fußball Kerle“ als Trainer Willy und in „Der Räuber Hotzenplotz“ als Zauberer Zwackelmann. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Zwei Klassiker, die viele kennen und eine Geschichte, die nicht viele kennen, finden wir in dieser „großen Jules-Verne-Box“. Klassische Abenteuerliteratur, die nie altert und auch wenn die hier erwähnte Technik verstaubt anmutet oder mittlerweile gar weit überholt ist, so faszinieren nach wie vor der Entdeckergeist, der Forscherdrang und die Abenteuerlust und wissen immer noch zu fesseln wie am Tag der Ersterscheinung.

Von einer Sammlung, die sich „Die große Jules-Verne-Box“ nennt, hätte ich allerdings angesichts des literarischen Ausstoßes von Jules Verne noch einige Geschichten mehr erwartet, gern auch mit Titeln, die nicht jeder aufzählen kann, wenn er an Jules Verne denkt. Die Bezeichnung „groß“ hätte ich zaghaft ab einer Sammlung von 30 Storys benutzt.

Dass Rufus Beck einer der Großen im Hörbuchbereich ist, das lasse ich mir immer wieder gern von ihm beweisen und das schafft er auch hier dreimal mit Leichtigkeit. Das zwei der Aufnahmen bereits einige Jahre auf dem Hörbuckel haben, das macht gar nichts. Beck war auch damals schon in Höchstform und stünde es nicht dabei, dann hätte mans auch nicht rausgehört … wie auch? Anhand der Effekte und der Musik!

Denn gerade die aktuellste der Lesungen bietet beides nicht. Was das für einen Unterschied auf dem Hörspaß-o-meter macht, das erlebt der Hörer, wenn er die Lesungen in genau der Reihenfolge hört, wie ich sie hier beschrieben habe. Als Steigerung zur letzten Lesung käme nur noch die inszenierte Lesung, gefolgt vom Hörspiel.

Luft nach oben ist immer, wenn es um die Unterstützung eines Sprechers geht. Die hat Beck zwar nicht nötig, bereitet aber dem Hörer noch mehr Freude beim Hören. Und der ein oder andere junge Hörer wird nun seine Eltern fragen, ob sie noch mehr so tolle Geschichten für ihn zu hören haben.

10 Audio-CDs
Spieldauer gesamt: ca. 699 Min.
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3-8371-2923-6

www.randomhouse.de/cbjaudio

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