Daniel Keyes – Kontakt radioaktiv

Tödliche Berührung

Atomunfälle scheinen schon seit Robert Heinleins Story „Blowups happen“ (1940) und Lester del Reys „Nerven“ (1940) stets ein aktuelles Thema zu bleiben. Diesmal wird der Unfall persönlich. „Wer hat Angst vor Barney Stark?“ hieß das Buch 1971, als es im Nymphenburger Verlag zuerst in Deutschland erschien.

Der Autor

Der US-Autor Daniel Keyes, geboren 1927, wurde mit seinen preisgekrönten Romanen „Charly“ (Flowers for Algernon, 1959/1966) und „Kontakt radioaktiv“ (The Touch, 1968) bekannt. War schon „Charly“ (1968 verfilmt) schon eine bewegende Studie in künstlich verstärkten psychologischen Fähigkeiten und deren tragischer Verlust, so beschäftigen sich die späteren Romane „Die Leben des Billy Milligan“, „Die Enthüllung Claudias“ und „Die fünfte Sally“ stärker mit abnormen psychologischen Phänomenen.

Romane

Flowers For Algernon (1966)
Deutsch: Charly. Übersetzt von Maria Dessauer und Hiltgunt Monecke. Nymphenburger, 1970. Auch: Heyne (Bibliothek der Science Fiction Literatur #57), 1986, ISBN 3-453-31221-X. Auch als: Blumen für Algernon. Übersetzt von Eva-Maria Burgerer. Klett-Cotta, 2006, ISBN 3-608-93782-X.
The Touch (1968)
Deutsch: Wer fürchtet sich vor Barney Stark? Übersetzt von Helga & Peter von Tramin. Nymphenburger, 1971 und dtv Allgemeine Reihe #968, 1974, ISBN 3-423-00968-3. Auch als: Kontakt radioaktiv. Übersetzt von Helga & Peter von Tramin. Heyne SF&F #3804, 1981, ISBN 3-453-30706-2 und Heyne Bibliothek der Science Fiction Literatur #68, 1987, ISBN 3-453-00985-1.
The Fifth Sally (1980)
Deutsch: Die fünfte Sally. Übersetzt von Ulla H. de Herrera. Nymphenburger, 1983, ISBN 3-485-00443-X.
Until Death … (1994)
The Asylum Prophecies. A Psychological Thriller (2009)

Kurzgeschichten

Precedent (1952)
Robot – Unwanted (1952)
Something Borrowed (1952)
The Trouble with Elmo (1958)
Flowers for Algernon (1959)
Deutsch: Blumen für Algernon. Übersetzt von Charlotte Winheller. In: Anthony Boucher (Hrsg.): 16 Science Fiction Stories. Heyne-Anthologien #5, 1964 und weitere Ausgaben. Auch als: Blumen für Algernon. Übersetzt von Eva Malsch. In: Isaac Asimov, Martin H. Greenberg, Joseph Olander (Hrsg.): Sternenpost: 2. Zustellung. Moewig (Playboy Science Fiction #6734), 1983, ISBN 3-8118-6734-2.
Crazy Maro (1960)
The Quality of Mercy (1960)
A Jury of Its Peers (1963)
The Spellbinder (1967)
Mama’s Girl (1992)

Sachbücher

The Minds Of Billy Milligan (1981)
Deutsch: Die Leben des Billy Milligan. Heyne SF&F #4218, 1985, ISBN 3-453-31197-3.
Unveiling Claudia – The True Story Of A Serial Murder (1986)
Deutsch: Die Enthüllung Claudias. Die wahre Geschichte einer Mordserie. Übersetzt von Hilde Linnert. Heyne SF&F #4877, 1992, ISBN 3-453-04511-4.
(Quelle: Wikipedia.de)

Handlung

Hauptfigur Barney Stark – einen normaleren Namen gibt’s wohl nicht – bekommt ohne eigenes Verschulden eine Ladung radioaktive Strahlen ab und wird von nun an nicht nur mit den körperlichen Folgen der Verstrahlung behelligt, sondern er muss auch mit seiner sozialen Umwelt, den Leuten seiner Umgebung fertigwerden: Sie meiden ihn und lassen ihn spüren, wie sehr er sie anekelt. Sie lassen ihn spüren, dass ER für der Schuldige ist, weil er angeblich – weil verstrahlt – seine Mitmenschen gefährdet. Nach den wahren Schuldigen fragt jedoch niemand.

Leider nutzt Keyes seine Chancen als Erzähler nicht, sondern ergeht sich in langen Deutungen und psychologischen Belanglosigkeiten, die es dem Leser schwermachen, dem Handlungsverlauf zu folgen. Barney flüchtet sich so etwa in sein Hobby, das Tonmodellieren, und seine schwangere Frau hastet hysterisch durch das Haus, weil sich Barneys private Hölle dem Endstadium nähert…

Mein Eindruck

Meine hohe Einschätzung des Autors trifft bei diesem Buch nicht zu. Hier springt Keyes auf einen Zug auf, nämlich den der Bücher, die die Folgen radioaktiver Verseuchung in grässlichsten Farben ausmalen. Natürlich ist das Buch auch noch lange nach Tschernobyl und Fukushima aktuell.

Die Perspektive ist sehr nahe am Innenleben der Figuren dran. Es passiert fast nichts, und doch sehr viel: in der Innenwelt. Ich glaubte schon fast, einen James Joyce oder D.H. Lawrence zu lesen. An Spannung bleibt in den fast 250 Seiten Text fast nichts übrig. Es wird dem einen oder anderen Leser, der auf spannendes Genre-Futter aus ist, daher unsäglich langatmig und langweilig erscheinen. Zum Thema Fallout gibt es Besseres, beispielsweise den Film „Silkwood“ mit Merryl Streep. Der ist wenigstens spannend, knallhart realistisch und engagiert. Oder „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang, ebenfalls verfilmt.

Immerhin erschien „Kontakt radioaktiv“ in einer edlen Reihe, nämlich in der Bibliothek der SF-Literatur des Heyne Verlags. Daher hat es von einem Literaturwissenschaftler, dem bekannten Dr. Florian F. Marzin, ein kluges Nachwort mitbekommen.

Taschenbuch: 249 Seiten
Aus dem US-Englischen übertragen von Helga u. Peter v. Tramin
ISBN-13: 978-3453009851

www.heyne.de

Daniel Keyes bei |Buchwurm.info|:
Blumen für Algernon

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