RICHELLE MEAD – Blutsschwestern (Vampire Academy 01)

Sie sind zwar keine Zwillinge, aber auf magische Art und Weise miteinander verbunden: Lissa und Rose sind die erwachsenere, etwas freizügigere Version von „Hanni und Nanni“. Sie wohnen im Internat St. Vladimir’s in Montana, wo sie alles Wichtige für ihr zukünftiges Leben in einer düsteren Welt voller Magie und Untoter lernen. Und wie gefährlich das sein kann, lernen sie im ersten Band der „Vampire Academy“-Reihe „Blutsschwestern“ auf brutale Art und Weise.

In Meads Welt gibt es neben normalen Menschen drei weitere „Arten“ von Wesen: Die Moroi, zu denen Lissa gehört, sind lebende Vampire, die zwar Blut brauchen, aber nicht töten; Strogoi sind tote Vampire, die die Moroi jagen und ausrotten wollen und sehr gefährlich sind; und dann gibt es noch die Wächter, zu denen Rose gehören wird, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Die Aufgabe der Wächter ist es, auf die Moroi aufzupassen, damit diese den Strogoi nicht zum Opfer fallen.

Normalerweise leben Moroi und Wächter-Novizen im Internat St. Vladimir’s einträchtig nebeneinander her, doch bei Lissa und Rose ist das anders. Sie kennen sich schon sehr lange und sind durch ein magisches Band verbunden, durch das sie die Gefühle der anderen wahrnehmen können. Außerdem kann Rose sich manchmal in Lissas Gedanken hinein versetzen. Ein solches Band ist selten genug und es hilft den beiden, als jemand Anschläge auf Lissa verübt. Ein Unbekannter legt tote Tiere in ihr Zimmer, was sie in Angst und Schrecken versetzt und die wagemutige Rose alarmiert. Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben …

„Blutsschwestern“ ist Dark Fantasy mit einem Schuss Romantik, der genau auf die Zielgruppe jugendlicher Leserinnen zugeschnitten ist. Die Intrigen und Liebeleien auf dem Internat nehmen einen wichtigen Platz in der Handlung ein, genau wie das Liebesleben der Protagonistin und Erzählerin Rose. Diese hat damit zu kämpfen, dass sie allgemein einen etwas liederlichen Ruf hat, dass sich ihr guter Freund Mason für sie interessiert und dass sie ihren Privattrainer, den Wächter Dimitri, überaus attraktiv findet. Dimitri scheint Ähnliches für sie zu empfinden, doch er beruft sich stets auf den Altersunterschied von sieben Jahren und seine Position. Das macht das Training der Beiden nicht unbedingt einfach, besonders, da Rose manchmal sehr sturköpfig sein kann.

Daneben hat die Handlung noch einiges Anderes zu bieten: Erlebnisse aus der Vergangenheit der beiden Mädchen, eine verschwundene Lehrerin, Angriffe und Action, Magie und eine historische Gegebenheit, die für die Gegenwart sehr wichtig ist. Richelle Mead mixt in dem Buch sehr viel zusammen. Das tut der Geschichte nicht gerade gut. Es fehlt der Fokus, häufig passiert zu viel auf einmal. Gerade die Handlungselemente, die über den Internatshorizont hinausgehen, verblassen, weil sich sehr viel um das Miteinander der Schüler und Schülerinnen dreht. Das beschreibt die Autorin zwar sehr spannend und anschaulich, aber die Nebenhandlungen lenken davon ab.

Rose Hathaway, die siebzehnjährige Hauptperson, ist als solche keine schlechte Wahl. Sie ist zwar noch nicht ganz ausgereift und wirkt manchmal etwas fahl, aber auf weiten Strecken kann sie überzeugen. Das junge Mädchen ist frech, gewieft und man sollte sich nicht mit ihr anlegen. Sie ist kein braves Mädchen, besitzt aber durchaus anständige Charakterzüge. Ihr Humor und ihre Aggressivität machen sie zu einer kühnen Heldin, die den jugendlichen Leserinnen gefallen wird.

Die Identifikation mit Rose dürfte leicht fallen, da sie aus der Ich-Perspektive erzählt und ihre Gedanken und Gefühle (und manchmal auch die von Lissa) sehr lebendig und authentisch darstellt. Der Schreibstil der Autorin erinnert dabei stellenweise an den, der auch in Frauenromanen mit schlagfertigen Hauptfiguren angewendet wird. Mit ihrem bissigen Witz und der temperamentvollen Wortwahl macht Mead nichts falsch. Das Buch liest sich angenehm und schnell und Rose bekommt durch die Dialoge und Beschreibungen noch mehr Leben eingehaucht.

„Blutsschwestern“ ist ein guter Auftakt für eine Reihe von Vampirbüchern, die auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten sind und diese vermutlich auch erreichen werden. Rose ist eine authentische und sympathische Hauptperson, deren Witz und Biss das Buch fast zu einem Vergnügen werden lassen, wäre da nicht die stellenweise etwas verwirrte Handlung. Doch die weiteren Bände von „Vampire Academy“ sollten Richelle Mead die Möglichkeit geben, dieses anfängliche Manko auszubügeln.

Originaltitel: Vampire Academy
Aus dem Englischen von Michaela Link
287 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582011

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