Minninger, André (Adaption) / Sonnleitner, Marco (Autor) – Die drei ??? – Stadt der Vampire (Hörspiel) (Folge 140)

Zu der Zeit als Fall 140 der drei Detektive die Buchläden erreichte, schwelte ein inzwischen fast schon legendär gewordener Lizenzstreit zwischen Stammverlag |Kosmos| und den |EUROPA|-Studios, in dessen Konsequenz und in einem Anflug zivilen Ungehorsams Letztere die Serie „Die Dr3i“ auf Basis der originalen Figuren von Robert Arthur als Hörspiele auflegten. Glücklicherweise wurde der Zwist schon bald beigelegt und die drei ??? durften endlich – seit inzwischen 30 Jahren gewohnter Manier – auch wieder in den Hörspielen ermitteln und die „Dr3i“ wurden zur großen Freude der Fans eingestellt. Marco Sonnleitners „Stadt der Vampire“ von 2008 brauchte dennoch immerhin noch zwei volle Jahre bis zu seiner Vertonung.

_Zur Story_

Justus, Peter und Bob sind in den Ferien des Detektivtreibens ein wenig überdrüssig und machen sich auf in die nahen Rocky Mountains. Einfach mal ein wenig wandern und die Seele baumeln lassen. Eine kleine, versteckt liegende Ortschaft erregt ihre Neugier schon von Weitem und weckt zudem Sehnsüchte nach einem Gasthaus mit saftigen Steaks und Fritten – statt Konserven vom Gaskocher. „Yonderwood“, wie Bobs Karte verrät, wird aber wohl zumindest einen Laden haben, damit sich die Jungs mit einigen Vorräten eindecken können. Da auch noch ein Unwetter heraufzieht, beeilen sie sich das Kaff rechtzeitig zu erreichen. Das bietet allerdings auch ohne das nun einsetzende Gewitter ein gespenstisches Bild. Die Hälfte der Häuser scheint verlassen und kurz darauf, in der mit Kreuzen und Knoblauch überdekorierten Dorfkneipe, bereitet man ihnen einen höchst eisigen Empfang. Immerhin gelangen sie doch noch zum Drugstore, wo Betreiberin Josy ihnen nach anfänglichem, peinlichem Zögern auch verrät, warum alle hier so komisch sind: In Yonderwood geht seit geraumer Zeit ein Vampir um.

_Eindrücke_

Der Beginn ist viel versprechend, wenn auch nicht sonderlich neu: Die drei ??? in den Bergen? Das hatten wir alles schon bei „Nebelberg“ & Co. Jammern auf hohem Niveau?. Vielleicht. Grund für des Rezensenten bereits recht früh einsetzenden Missmut ist aber schon die von Beginn an nicht wirklich überzeugende Produktion. Das fängt bei Bobs langwierigem Zählen der Blitz-/Donner-Zeiten an und geht über sein nerviges Gestammel beim Lesen der Landkarte bis hin zu ebensolchem im Pub. Dort befinden sich die Sprecher allerdings in bester – respektive schlechter – Gesellschaft, denn insbesondere diese Szene ist an falscher wie liebloser Betonung der hölzernen Dialoge kaum zu übertreffen. Doch. Gastsprecher und Schauspiel-Legende Gerd Baltus als sabbernder und vollkommen unglaubwürdig klingender Pfarrer schießt diesbezüglich den Vogel noch ab.

Irgendwie will bei den Sprechern diesmal der Funke nicht so recht überspringen. Ausnahmen sind Lily Draeger und Sascha Rotermund, deren Performance ausgezeichnet ist, ansonsten ist „lustlos“ die passendste Vokabel, selbst Oliver Rohrbecks fehlerhaftes „YonderHOOD“ blieb von der Regie offenbar unbemerkt. Ein Grund könnte die gegenüber dem Buch arg eingedampfte Geschichte sein, der man ausgerechnet für die Hörspieladaption einige wichtige und spannungsförderliche sowie sinnstiftende Schlüsselmomente gestrichen hat. Damit ist sie lahm, wirr und zahnlos (nettes Bild bei einer Vampirgeschichte) geworden, vielleicht schlug das allen Beteiligten etwas aufs Gemüt. Lediglich die Musik weiß zu gefallen, vor allem das sakrale Orgelspiel passt sehr gut ins Szenario, doch auch die Sound-Bites der seligen (Ur-)Hui Buh Ära sind artgerecht verwendet.

Die Buchvorlage hatte eigentlich nur einen wirklichen Schwachpunkt und der lag darin, dass der Übeltäter ohne Not das ganze Brimborium veranstaltet und sich somit quasi (und vollkommen unnötigerweise) grade dadurch selbst ein Bein stellt. Natürlich gehören solcherlei nicht immer ganz nachvollziehbares Gehabe und Übertreibung auch irgendwie zu einem drei-???-Fall wie das Pflegen bestimmter Klischees. Allerdings ist bei der Umsetzung einiges schiefgegangen. Zum Beispiel die gefundene Patronenhülse im Grab, aus der dann später beim großen, pathetischen Justus-erklärt-allen-mal-wieder-alles-haarklein-Finale ein Projektil wird. Letzteres ist übrigens korrekt, logisch und vorlagenkonform. Die Hülse hat sich fälschlicher- wie frecherweise ins Drehbuch geschlichen. Wie so manche andere kleine Seltsamkeit, die erst mit Kenntnis des Buches plötzlich sinniger erscheint. Details seien hier aus Gründen des letzten bisschen Spannungserhalts verschwiegen.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Lili Draeger (Josy McDonaghough), Christian Senger (Homer Diesel), Annabelle Krieg (Mary Stamper), Klaus Dittmann (Otis Stamper), Eckehard Dux (Jonathan Black), Sascha Rotermund (Miles Black), Steffi Kirchberger (Klara Kowalski), Gustav A. Artz (Silverster Proud), Gerd Baltus (Pfarrer Clark)

_Fazit_

Während das Buch trotz seines nicht immer ganz plausiblen Grundgerüsts trotzdem zu überzeugen weiß, präsentiert sich das gleichnamige Hörspiel als höchst alberner Abklatsch. Ausgerechnet die Stellen, an denen die Vorlage es versteht Spannung und Atmosphäre aufzubauen, griff hier der Rotstift vollkommen unverständlich ein. Auf der anderen Seite wurden dafür ziemlich unwichtige Szenen in die Länge gezogen und die eigentlich spannende und mysteriöse Geschichte mit unterdurchschnittlicher Sprecher- sowie Regieleistung endgültig zunichtegemacht. Von einigen Logiklöchern mal ganz zu schweigen. Kleiner Trost: Die Vorlage füllt diese auf unterhaltsame Art auf, es lohnt sich also, das Buch in die Hand zu nehmen. Für die ziemlich vergeigte Adaption zeigt der Daumen jedoch deutlich nach unten.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 82 Minuten
Erzählt von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886974414025|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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