Sonnleitner, Marco (Autoren) / Minniger, André (Hörspiel) – Die drei ??? – … und der Feuergeist (Folge 158) (Hörspiel)

_Zur Story_

Ein Fahrradunfall Peters bringt die drei Fragezeichen in Kontakt mit Michelle, die in der „Califia“ – Rocky Beachs kleinem Opernhaus – als Requisitorin arbeitet. Dort will sie in den Katakomben eine seltsame, pelzige Gestalt gesehen haben. Justus, Peter und Bob lassen sich inkognito als „Studenten“ einschleusen, um die Ermittlungen aufzunehmen. Dabei stellen sie fest, dass das Opernvölkchen zwar durch die Bank ein ziemlich schräges ist, aber dass zumindest Michelle nicht an Halluzinationen leidet. Sie sehen die Gestalt dort ebenfalls, ziehen bei der Verfolgung durch die alten Gewölbe jedoch den Kürzeren.

Vielleicht gar ein Außerirdischer – wie Peter glaubt? Immerhin ist gerade SETI-Koryphäe Abakulow zu einem Vortrag in der Stadt. Den finden die drei übrigens zusammengeschlagen bei den Müllcontainern hinter dem Opernhaus. Die Spurenlage ist dürftig und das Motiv sowie die Zusammenhänge unklar. Weitere Missetaten folgen in der Aufführung der „Zauberflöte“, als die Kulissen in Flammen aufgehen und ein Diebstahl stattfindet. Ausgerechnet das ominöse, wie bei den Mächtigen der Stadt gefürchtete, Notizbuch von Unterweltboss und Opernliebhaber Moody Firthway kommt im Trubel um den offensichtlich absichtlich gelegten Brand abhanden.

_Eindrücke_

Marco Sonnleitners Buchvorlage von 2011 hat im Fandom nicht nur Lobeshymnen, sondern auch Kritik einstecken müssen. Bemängelt wurden dabei – neben einigen Logikfehlern – unter anderem die manchmal nicht ganz nachvollziehbare sowie leicht konfuse Erzählstruktur dieses Falles. Inwieweit dies zutrifft, muss jeder nach der Lektüre selbst entscheiden. Für die Hörspieladaptionen gelten grundsätzlich abgewandelte Regeln. Das Skalpell von Skript-Chirurg André Minninger hat schon so mancher Story durch Straffung eine Schönheitskur verpasst. Auch der „Feuergeist“ profitiert von diesem Facelift, indem schmückendes, aber prinzipiell unnötiges, Geplänkel des Buches entfernt wurde, ohne die Geschichte zu sehr zu verstümmeln. Daran, dass immer noch manche Ungereimtheit in Bezug auf das in Teilen arg herbeigedichteten Plot bestehen, konnte dies allerdings nichts ändern.

So etwa dem Spielplan des kleinen Opernhauses mit finanzieller Schieflage, bei dem in einer Woche gleich mehrere verschiedene Monumentalstücke aufgeführt werden. „Aida“ und „Zauberflöte“ wurden aber von den Soundtüftlern Hagitte und Bertling wenigstens mit korrekten, sprich: passenden, Arien der jeweiligen Opern unterlegt. Respekt für diese Detailverliebtheit. Ansonsten gibt es hauptsächlich die sattsam bekannten Soundbites aus dem EUROPA-Archiv als Geräuschkulisse. Daran gibt es aber überhaupt nichts auszusetzen, sofern sie passen – und das tun sie. Sprecherisch gibt es auch eigentlich nur Positives zu vermelden, wiewohl Russe Abakulow einen seltsam hispanischen Akzent zur Schau trägt und Intendant Ronald Pounder – eingedenk seines amerikanischen Namens – sehr italienisch klingt bzw. ebensolche Phrasen und Schlagwörter zum Besten gibt. Der guten Atmosphäre an sich tut dies aber keinen Abbruch.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Ulrike Stürzbecher (Michelle), Jürgen Kluckert (Ronald Pounder), Oliver Böttcher (Maurice Bright), Heidi Schaffrath (Betsy), Isabel Navarro (Isabella), Peter Striebeck (Moody Firthway), Eric Schäffler (Vladas Abakulow), Mike Olsowski (Polizist), Konstanze Ullmer (Jenna) sowie Olaf Kreutzenbeck, Rainer Fritsche, Claus Fuchs, Jannik Endemann

_Fazit_

Der Fall „Feuergeist“ beweist wieder einmal, dass ein Drei-???-Hörspiel der Buchvorlage zuweilen nicht nur das Wasser reichen, sondern insgesamt auch das stimmigere Gesamtbild bieten kann. Zwar ist die – wie üblich – solide EUROPA-Produktion nicht in der Lage alle Macken des Grundmaterials vollständig auszubügeln, kommt aber dank strammerer Gangart definitiv griffiger auf den Punkt, ohne dabei etwas vom Flair der Opernwelt zu opfern – was diesmal auch Teil des Pädagogikgedankens ist, der bekanntlich beinahe jeder Geschichte innewohnt. Dass natürlich auch wieder einige geliebte Serienklischees bedient werden, ist da recht und billig. Folge 158 liegt summa summarum innerhalb des stabilen Mittelfelds und kann auch Serien-Neulingen nahezu uneingeschränkt empfohlen werden.

|1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 56 Minuten
Erzählt von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2012
EAN: 886979232822|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

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