Band 1: „Die Hüter des Todes“
Band 2: „Der Zorn der Gerechten“
Band 3: „Das Vermächtnis der Ältesten“
Nach der Zerstörung Enduras liegen Rowan und Citra in einem luftdichten Tresor auf dem Meeresgrund. Skythe Goddard hat am Unglücksort ein Denkmal errichten lassen und verfügt, dass die Ruhe der Verstorbenen nicht durch Bergungsarbeiten gestört werden dürfe. Doch zusammen mit dem Herz des Skythetums ist auch der gesamte Weltvorrat an Skythe-Diamanten in den Tiefen des Ozeans verschwunden, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis doch jemand beginnt, nach den Trümmern der versunkenen Stadt zu suchen …
Skythe Faraday ist es inzwischen gelungen, ein Transportmittel zu ergattern. Zusammen mit der Bibliothekarin Munira aus Alexandria macht er sich auf den Weg zu dem blinden Fleck des ansonsten alles registrierenden Thunderhead. Faraday hält diese Stelle für das geheimnisvolle Nod, den Ort, an dem die Gründer-Skythe eine Notfallvorrichtung installiert haben, falls das Skythetum korrumpiert werden sollte …
Und Grayson Tolliver ist inzwischen der einzige Mensch auf der Welt, mit dem der Thunderhead noch spricht. Das versetzt ihn in eine einzigartige Lage. Doch während er selbst noch darüber nachdenkt, was er mit dieser Fähigkeit nun anfangen soll, hat Kurat Mendoza von den Tonisten, bei denen Grayson untergetaucht ist, offenbar bereits ganz konkrete Vorstellungen …
Inzwischen haben sich die Handlungsstränge so weit verzweigt, dass sie Citra und Rowan ziemlich aus ihren Hauptrollen verdrängt haben, obwohl die beiden letztlich aus ihrem kalten Gefängnis befreit werden. Im Mittelpunkt stehen diesmal Grayson Tolliver sowie Skythe Goddard und seine rechte Hand Skythe Rand.
Grayson bleibt zwar zunächst skeptisch und eher passiv, das heißt, er folgt Mendoza vorerst in dessen Plänen, zumindest größtenteils. Mit der Zeit entwickelt er jedoch immer mehr Selbstbewusstsein, und da er überhaupt keine persönlichen Ambitionen hat, dafür jede Menge Anstand, entwickelt er mit der Zeit auch ein paar Zweifel. Im Gegensatz zu Mendoza, für den Grayson immer mehr Mittel zu seinem persönlichen Zweck wird.
Goddard dagegen wandelt sich immer mehr zum größenwahnsinnigen Despoten, der sich selbst nicht nur als Zentrum der Welt sieht, sondern auch als ihr Heilsbringer. Seine Fähigkeit zum Selbstbetrug nimmt allmählich ähnliche Ausmaße an wie seine Grausamkeit und seine Freude an Gewalt, doch im selben Maße wächst auch seine Paranoia.
Rand beobachtet Goddards Entwicklung mit Sorge, nicht aus ethischen oder moralischen Gründen, sondern aus rein taktischen. Denn mit jeder seiner Gräueltaten wächst die Anzahl seiner Gegner, gleichzeitig wird er Rands Ratschlägen gegenüber immer unzugänglicher. Davon abgesehen aber scheint in Rand außerdem ein ganz seltsames Gefühl zu wachsen, das überhaupt nicht zu ihr passt: Reue! Und im Zentrum ihrer Reue steht … Tyger!
Abgesehen von der interessanten Charakterentwicklung bereits bekannter Figuren kam tatsächlich auch noch eine interessante neue dazu. Jerico, Captain eines Bergungsschiffes, ist nicht nur aus Gründen der Wandelfähigkeit interessant, sondern auch aus charakterlichen Gründen. Schelmisch, ein wenig draufgängerisch, aber vor allem verlässlich und ehrlich hat der Leser an dieser Figur einen echten Sympathieträger!
Die Handlung selbst verteilt sich inzwischen wie gesagt auf mehrere Stränge. Dazu gehören nicht nur Farady, Grayson und Rowan und Citra, sondern auch Jerico sowie eine junge Frau namens Loriana. Tempo kann man dem Verlauf deshalb nicht unbedingt bescheinigen. Dazu kommt, dass die Handlung auch nicht linear verläuft. Was nun genau vor oder nach der Bergung der Skythe-Diamanten geschah, und wie lange genau davor oder danach, ist manchmal ein bißchen unübersichtlich. Und außerdem ist der Thunderhead ein echter Geheimniskrämer, weshalb der Leser erst spät erfährt, was die Maschine da eigentlich tut.
Diese Enthüllung ist perfekt auf die Enthüllungen abgestimmt, die Skythe Anastasia verbreitet. Letztere wirken außerdem wie ein Katalysator, nicht nur auf die Handlung an sich, sondern auch auf Goddard. Deshalb ist dies der Punkt, wo die Ereignisse beginnen, auf den Showdown zuzusteuern. Und obwohl der Kniff, den der Autor zur Steigerung der Spannung anwendet, absolut offensichtlich ist, konnte ich mich dem doch nicht entziehen.
Der Showdown schließlich wird vor allem die Leute beim Film entzücken, und wahrscheinlich wird die Szene, die hier aus zwei Kapiteln besteht, deshalb im Film ungefähr zwanzig Prozent der gesamten Spieldauer für sich beanspruchen. Ich fand sie vor allem deshalb gelungen, weil das Ergebnis ein ziemlich überraschendes war. Ich hätte nicht erwartet, dass Rand das tut!
Bleibt zu sagen, dass dieser dritte Band ein würdiger und krönender Abschluss eines ausgesprochen gelungenen Zyklus ist. Die Charaktere sind jederzeit glaubhaft und echt geraten, auch in ihrer Entwicklung, die Handlung bleibt bei aller Komplexität und durch alle Zeitebenen hindurch logisch und nachvollziehbar, und die Thematik ist per se schon interessant, wird aber außerdem auf eine Weise transportiert, die dem Ernst des Themas jederzeit angemessen ist. Fazit: diesen Zyklus sollte man keinesfalls verpassen.
Neal Shusterman stammt aus Brooklyn und hat nicht nur eine Vielzahl von Büchern geschrieben, von denen einige mit Preisen ausgezeichnet wurden, sondern auch Theaterstücke, Drehbücher, Musik und Games. Nach seiner Vollendet-Trilogie ist Skythe der zweite Zyklus von ihm, der in deutscher Sprache erscheint. gleichzeitig wird bereits an der Verfilmung desselben gearbeitet, ein Veröffentlichungsdatum steht aber noch nicht fest.
Gebundene Ausgabe 606 Seiten
Originaltitel: „The Toll – Arc of a Skythe“
Deutsch von Kristian Lutze, Andreas Helweg und Pauline Kurbasik
ISBN-13: 978-3-737-35508-7
www.storyman.com
www.fischerverlage.de/verlage/fischer_sauerlaender
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