Das eigene Zuhause ist mehr als nur ein Ort. Bei jedem Menschen löst das „Nachhausekommen“ ganz besondere Emotionen aus – bei jedem sind sie unterschiedlich und unterschiedlicher natur. Für Annie ist es ein zweischneidiges Schwert. Zum einen freut sie sich auf ihre ganze Geschwisterschar und der Zusammenhalt untereinander, auf der anderen Seite ist dort auch ihr Vater, das Familienoberhaupt. Das Verhältnis zwischen ihm und seiner Familie und umgekehrt ist mächtig gestört, auch wenn es nicht immer so war. Doch die Liebe der Mutter verstärkt das Geschwisterband umso mehr. Annie wünscht sich so sehr, dass ihre Mutter eine zweite Chance bekommt, eine Chance auf ein schöneres, besseres Leben voller Liebe.
Inhalt
Die Familie Toimi lebt im finnischen Tornedal. Familie Toimi, das sind Siri, die Mutter, Pentti, der Vater und ihre zwölf Kinder. Siri ist eine sanftmütige Frau und Mutter voller Liebe, ganz im Gegensatz zu dem mürrischen Pentti, um den alle am liebsten einen Bogen machen. Doch alleine seine Anwesenheit schwebt permanent wie eine dunkle Wolke über ihrem Zuhause.
Wenn man so viele Kinder hat, dass man sie nicht an zwei Händen abzählen kann, kann es schon einmal passieren, dass man als Eltern den Überblick verliert. Genauso scheint es auch im Hause Toimi zu sein. Abgesehen davon, dass der nur wenig Interesse für die meisten seiner Kinder hegt, ist die liebevolle Siri einfach nur überfordert mit ihrer Kinderschar. Sie möchte gewiss nur das allerbeste für ihre Kinder, doch damit steht sie des Öfteren auf verlorenem Posten.
Alle Geschwister gehen im Laufe der Zeit mehr oder weniger ihre Wege. Auch wenn durch ihre Adern dasselbe Blut fließt, so könnten sie unterschiedlicher nicht sein, sowohl charakterlich als auch was ihre berufliche Laufbahn angeht. Doch wenn ein Familientreffen ansteht, so ist die Erwartung und die Freude der Geschwister meistens sehr groß. So auch dieses Mal, als eine Zusammenkunft für die Weihnachtstage geplant ist. Nach und nach trudeln die Familienmitglieder ein, doch ein erster Zwischenfall lässt die Stimmung schon bald kippen und dabei soll es nicht bleiben.
Mein Eindruck
Puh, was soll ich sagen oder besser gesagt, wo fange ich an?
Ich hatte von diesem Buch eine ganz andere Erwartung. Der Klappentext klang in meinen Ohren, wie eine nicht vergleichbare Geschichte und hat mich dementsprechend sehr gereizt und meine Vorfreude auf dieses Buch war immens. Doch ich wurde rasch eines Besseren belehrt. Alleine die Vielzahl der finnischen Namen erschlägt einen. Das ist ja auch noch nicht alles, hinter jedem Namen steckt ja auch noch eine Geschichte, die es sich auch zu merken gilt. Zwar gibt es sowohl am Anfang des Buchs ein Personenregister und eine kurze Beschreibung, sowie selbiges nochmal in Kleinformat als Beigabe im Buch, doch mir ist es trotzdem nicht gelungen den Überblick zu behalten.
Die Botschaft hinter dieser Geschichte, nämlich, dass man für das Wohl und die Zukunft seiner Kinder eine große Verantwortung trägt find ich sehr schön und tiefgründig, doch die Umsetzung hat mir persönlich überhaupt nicht zugesagt. Ich habe selten so viele gestörte Charaktere innerhalb eines Buchs kennengelernt. Und mit gestört, mein ich WIRKLICH gestört. Die Schilderungen der Personen sind teilweise so krankhaft und pervers, dass ich mich mehr oder weniger durch dieses Buch quälen musste. Ich war die ganze Zeit der Meinung „das kann es nicht gewesen sein“ und „da kommt bestimmt noch eine Wendung“, so dass ich letztlich nicht aufgegeben und weitergelesen habe. Doch Spaß gemacht hat es mir leider nicht, vielmehr schwebte beim Lesen immer so eine dunkle Wolke über mir, wie es Pentti für seine Familie war.
Hinzu kommen die großen zeitlichen Sprünge der einzelnen Kapitel. Man muss sich immer wieder neu orientieren, da nicht gleich klar ist, wohin es die Autorin gerade verschlagen hat. Das macht das Lesen unheimlich anstrengend und fordert die volle Aufmerksamkeit. Wer also abends entspannt auf dem Sofa lesen möchte, wird hier leider nicht auf seine Kosten kommen.
Störend fand ich auch diese ganzen eingeworfenen englischen Redewendungen und die in Klammern gesetzten ironischen Textpassagen. Anfangs hielt es sich in Grenzen, aber mit zunehmender Geschichte hat es mich immer mehr genervt.
Über die Autorin und die Übersetzerin
Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. 2007 debütierte sie mit dem Roman S som i syster (S wie in Schwester), drei Jahre später erschien Titta inte bakåt! (Schau nicht zurück!). Beide Romane wurden von der schwedischen Presse gefeiert. Nina Wähä lebt heute mit ihrer Familie in Stockholm.
Antje Rieck-Blankenburg übersetzt aus den skandinavischen Sprachen und hat unter anderem Arne Dahl, Mats Strandberg und Fredrik Backman ins Deutsche übertragen. Sie lebt in Bühl und Frankfurt am Main. (Verlagsinfo)
Fazit
Es tut mir im Herzen weh, so eine Kritik zu verfassen, da ich felsenfest davon überzeugt bin, dass die Autorin jede Menge Herzblut in dieses Werk gesteckt hat. Dennoch möchte ich hier auch meine ehrliche Meinung kundtun. Mich konnte das Buch leider auf keiner einzigen Seite überzeugen.
Ich möchte dennoch klarstellen, dass es sich um kein schlechtes Buch handelt, im Gegenteil, sprachlich gesehen find ich es sogar gut. Doch was den Stil angeht, wurden sowohl mein Geschmack als auch meine Erwartungen leider gar nicht getroffen.
Gebunden: 544 Seiten
Originaltitel: Testamente
Ins Deutsche übersetzt von Antje Rieck-Blankenburg
ISBN: 3453272870
www.randomhouse.de
Der Autor vergibt: