Perry Rhodan – Der Frostrubin (Silberband 130)

Die Endlose Armada – in weiten Teilen des Universums ist dieser gigantische Heerwurm längst zur Legende geworden. Millionen von Raumschiffen ziehen seit einer Ewigkeit durch die Weiten des Kosmos. Sie folgen einem mysteriösen Anführer und sind auf der Suche nach einem Objekt von größter kosmischer Bedeutung. Dieses wurde einst gestohlen und missbraucht.

Im Randgebiet einer zerstörten Kleingalaxis stößt die Galaktische Flotte unter dem Kommando von Perry Rhodan auf die Endlose Armada. Auf seiner Seite hat der Terraner immerhin 20.000 Raumschiffe – aber sie sind ein Nichts gegen die Armada.

In einer Entfernung von rund dreißig Millionen Lichtjahren von der Milchstraße kommt es zur Konfrontation: Die Menschen sollen in die Endlose Armada eingegliedert werden …
(Verlagsinfo)

Die Endlose Armada – schon diese Bezeichnung deutet auf einen Mythos hin, einen der besonderen Aspekte, die die Perry-Rhodan-Serie ausmachen. Die Vorstellung einer Flotte von Raumschiffen, die sich als Heerwurm durch das Weltall windet und dabei länger ist, als die futuristischen Beobachtungsinstrumente der Protagonisten ermessen können, erzeugt jenes Gefühl, für das die Weltraumsciencefiction, die Space Opera steht. Allein dieser Begriff der Endlosen Armada ist der Inbegriff des Sense of Wonder und damit ein herausragendes Symbol für das, wofür die Perry-Rhodan-Serie stehen möchte.


Ja, es ist Unterhaltungsliteratur, und durch ihre hohe Frequenz von einem wöchentlichen Erscheinungsrahmen hat sie natürlich ihre Schwächen, doch gerade dieses System hat auch unzweifelhaft Stärken. Hier soll es jetzt jedoch vordringlich um das vorliegende Buch gehen, um den Silberband 130, der einen neuen Handlungsabschnitt einläutet. Da die Silberbände behutsam bearbeitete Texte verknüpfen, die einst im Original als Heftroman erschienen, haben sie einen umfangreichen Hintergrund, aus dem sich die handelnden Figuren und die Situation ableiten.

Nachdem die Menschheit seit der ersten Mondlandung eine wechselhafte Geschichte als raumfahrende Zivilisation erlebte, hat sich die Milchstraße zu einer Interessengemeinschaft organisiert, nicht zuletzt, um der kosmischen Bedrohungen und Aufgaben gewappnet zu sein, die in immer stärkerem Maß an die Milchstraßenvölker herangetragen werden. Derzeit ist der Protagonist der Serie, Perry Rhodan, mit einer gigantischen galaktischen Flotte aus 20.000 Raumschiffen in einer weit entfernten Gegend des Universums mit der Aufgabe beschäftigt, der Bedrohung durch eine sogenannte Negative Superintelligenz zu begegnen.

Die Suche führte ihn und seine Mitstreiter zu einem kosmischen Gebilde, das in direkter Beziehung zur feindlichen Intelligenz zu stehen scheint – doch sind die Galaktiker nicht die einzigen Interessenten: Die Endlose Armada, einst entstanden, um ein entwendetes kosmisches Heiligtum zu suchen, trifft gleichfalls an diesem Brennpunkt ein und scheint in einen Interessenskonflikt mit den Galaktikern zu geraten.

Das vorliegende Buch stößt also diese Geschehnisse an und widmet sich dem Aufeinandertreffen der beteiligten Mächte, der Darstellung der Armada und der Problematik, die sich aus der Konstellation ergibt. In der Perry-Rhodan-Serie behandeln solche Handlungsabschnitte oft einhundert oder mehr Heftromane, während ein Silberband etwa wie in diesem Fall derer sieben in sich vereint – offenbar kann solch ein Buch also nur als Bruchteil der Geschichte angesehen werden und man darf sich keine typische Romanstruktur vorstellen, wenn man dieses Buch liest. Es sind vielmehr viele verschiedene Blickwinkel, aus denen eine Situation beleuchtet wird; viele Einzelhandlungen, die jeweils Informationshappen zusammentragen oder ihrerseits die Handlung in eine Richtung lenken, aus der sich im Laufe der Zeit ein umfassendes Bild ergibt. Gerade deshalb kann solch ein Silberband zum Beginn eines neuen Abschnitts auch neugierigen Lesern, die bisher noch nicht in dieses umfangreiche Universum geschnuppert haben, zu einem gelungenen Start verhelfen.

Konkret haben hier die verschiedenen Autoren auch verschiedene Aufgaben. H.G. Ewers kümmert sich um eine wichtige Nebenfigur, die offenbar von kosmischen Mächten zu einer wichtigen Aufgabe ausersehen wurde. Eric Weidenburn entwickelt sich allerdings nicht entsprechend den Erwartungen und scheint vorerst zu scheitern, eine tragische Figur, mit deren Erlebnissen Ewers allerdings auch einige Details aus den Eigenarten der Armada für den Leser sichtbar macht.

William Voltz als damaliger Chefautor der Serie übernimmt die Einführung der Endlosen Armada selbst und konfrontiert Rhodan und seine Galaktiker initial mit der unvorstellbaren Situation. Sein Beitrag liest sich bei aller angestrebter Wunderhaftigkeit jedoch etwas technisch, emotionslos. Im Zusammenhang des Buches geht dieses Gefühl glücklicherweise schnell verloren, da seine Kollegen ihre Facetten hinzufügen.

Gerade der Altmeister K.H. Scheer, einer der Erfinder der Serie, steuert mit seinem Beitrag einen seiner klassischen, energiegeladenen Raufbolde-Romane bei. Individualität und Tatendrang stehen bei ihm im Vordergrund, sein Beitrag ist flüssig und schnell.

Die Handlung voran treibt Kurt Mahr, ebenfalls ein Autor der frühen Stunde. Seine beiden Beiträge zu dem Buch sind ein schweres Gewicht auf der positiven Waagschale. Sie haben Charakter, treiben die Geschichte voran und beschreiben erneut Details aus dem Umfeld der Armada.

Aus Sicht eines Neulesers ist die Geschichte selbst kein Problem. Space Operas warten oft mit umfangreichen Hintergründen auf, die sich dem Leser im Verlauf erschließen. Das Problem sind hier die Protagonisten, die teilweise schon seit Anbeginn der Serie ihre Rolle spielen. Sie können nicht in jedem Buch neu eingeführt und charakterisiert werden; das Format dieser Serie bedingt selbstverständlich eine Entwicklung der Charaktere über viele Romane. Demnach sind manche Reaktionen nicht direkt aus dem Zusammenhang erfassbar, was dazu führt, dass sich auch ein potentieller Neuleser in solchen Momenten vor Augen halten sollte, dass sich hier vermutlich einiges abgespielt hat, was die Figur so und nicht anders handeln lässt.

Schwierige Protagonisten sind in dieser Hinsicht die Unsterblichen, deren Vorrangstellung nicht immer aus dem Zusammenhang ersichtlich ist; die Mutanten, deren Fähigkeiten und Eigenarten über lange Jahre etabliert sind und deshalb im Serienumfeld klar, aber für Neuleser überraschend und unmotiviert wirken können; Gesil, deren sporadisches und befremdlich wirkendes Erscheinen nur Fragen zurück lässt und schließlich Taurec, den allerdings die Kenner der Serie bis dato auch nicht kannten. Taurec wurde hier also erst eingeführt, gewinnt aber bereits an Profil und wird im Laufe der Handlung seine Bestimmung erfüllen, ebenso wie die anderen Figuren durch wiederholtes Auftreten ein Bild erzeugen.

Insgesamt ist dieses Buch eine runde Sache, sorgt für interessante Unterhaltung und sieht schön im Bücherregal aus. Der Anfang ist etwas schleppend, der Mittelteil beschäftigt sich für meien Geschmack zu lange mit der Figur des Eric Weidenburn, doch dann nimmt das Geschehen wieder Fahrt auf und gewinnt an Spannung und Substanz. Natürlich bietet es keine abgeschlossene Geschichte, so dass man als Leser gern die weiteren Geschehnisse verfolgen möchte. Dazu muss man sich im Klaren über das System der Serie sein, die als Endlosserie konzipiert ist und, so hoffen ihre Leser und Macher, nie zu einem endgültigen Ende kommt. Einzelne Handlungsabschnitte sind jedoch in sich geschlossen, so dass man auch regelmäßig die Möglichkeit zu einem befriedigenden Ende angeboten bekommt.

Im Buch enthaltene Originalromane:

1094 H.G. Ewers – Der Mann aus Haiti
1100 William Voltz – Der Frostrubin
1101 K.H. Scheer – Erkundung gegen Unbekannt
1104 H.G. Ewers – Meuterei im All
1105 H.G. Ewers – Das Siegelschiff
1106 Kurt Mahr – Die Trümmerreiter
1107 Kurt Mahr – Jenseits der tödlichen Grenze

Ebook
Umfang der gebundenen Ausgabe: 400 Seiten
ISBN-13: 9783955480097

Perry-Rhodan.net

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