Riley Sager – Final Girls

Sie haben die Hölle überlebt. Doch das war nur der Anfang…

Vor zehn Jahren hat die Studentin Quincy als Einzige ein Massaker überlebt und inzwischen mühsam in ein normales Leben zurückgefunden. Dann steht plötzlich Samantha vor ihrer Tür, die Ähnliches durchgemacht hat: Auch sie ist ein „Final Girl“. Quincy ist gezwungen, die Schrecken der Vergangenheit erneut zu durchleben – denn es sieht so aus, als wollte jemand jetzt zu Ende bringen, was damals in Pine Cottage begann… (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Quincy Carpenter verzaubert ihre Anhänger mit süßen Rezepten in einem Backblog im Netz. Mit ihrem Freund Jeff, der als Pflichtverteidiger im Gericht arbeitet, bewohnt sie ein schickes Apartment in New York – das klingt eigentlich nach einem ganz normalen Leben. Und doch ist etwas anders, denn Quincys Vergangenheit birgt eine furchtbare Geschichte: Als sie vor zehn Jahren gemeinsam mit ihren besten Freunden ein fröhliches Wochenende in einer Waldhütte verbringen will, geschieht das Unfassbare. Die Gruppe wird Opfer eines blutigen Massakers, bei dem alle Freunde Quincys getötet werden. Sie selbst wird zwar verletzt, kann sich aber blutüberströmt retten und ist fortan ein sogenanntes „Final Girl“. Ein Begriff, den sich irgendein Journalist für diejenigen Mädels ausgedacht hat, die bei einem Horror(Film) am Ende lebendig überbleiben.

Nicht nur Quincy trägt von nun an diesen Stempel: auch Lisa Milner und Samantha Boydt sind zwei der „Final Girls“, die eine ähnliche Geschichte teilen (müssen).
Das Schicksal der Mädels geht nahe und ist natürlich ein nahezu gefundenes „Fressen“ für die Medien. Wer möchte nicht gerne wissen, wie ein Mensch mit derartigen Erfahrungen umgeht? Oder gar möglichst blutrünstige Details erfahren?

Tatsächlich gehen die Drei sehr unterschiedlich damit um. Während die eine sehr offensiv auf die Medien zugeht und sogar ein Buch veröffentlicht, ist die andere plötzlich von der Bildfläche verschwunden und schlägt sich durch ihr Leben.

Quincy Carpenter hingegen versucht, sich ein ganz normales Leben aufzubauen. Ok, abgesehen davon, dass sie täglich Psychopharmaka schluckt, scheint ihr das auch zu gelingen. Das Besondere bei ihr ist jedoch, dass sie sich tatsächlich an die grauenvolle Tat in jener Nacht nicht mehr erinnert. Zwar weiß sie noch Details von der Ankunft im Wochenendhaus mit dem klangvollen Namen „Pine Cottage“ und erinnert sich an die Gespräche mit ihren Freunden Craig und Janelle. Ein Filmriss zieht sich aber über den Moment, der ihre Freunde letztlich das Leben kostete. Erst in dem Moment als Quincy dem Polizisten Coop quasi in die Arme läuft, setzt auch ihre Erinnerung wieder ein.
Der Polizist ist bis heute so etwas wie ein Vertrauter für Quincy. Die gelegentlichen Treffen mit ihm helfen über wiederkehrende Erinnerungen an das schmerzliche Ende in „Pine Cottage“ hinweg.

Doch plötzlich hat ausgerechnet Coop eine Nachricht für sie, die ihre Welt erneut ins Wanken bringt: Lisa Milner, Quincys „Überlebensschwester“ hat offenbar Selbstmord begangen. Ausgerechnet diejenige der „Final Girls“, die so offen mit ihrem Schicksal umging, als wäre das ein Teil ihrer Bewältigungsstrategie. Doch eines gibt Quincy zu denken: Warum wohl hat Lisa sie noch kurz vor ihrem Tod so eindringlich per Email kontaktiert und um Rückmeldung gebeten? Brauchte sie Hilfe, die sie sich gerade von Quincy versprach, einer Schicksalsgenossin, die sie niemals persönlich kennengelernt hatte?

Vorgewarnt durch Coop weiß Quincy nun, was auf sie zukommen wird. Denn die Medien wittern nun, nach Jahren der Ruhe, neue dramatische Geschichten rund um die „Final Girls“ und prompt tauchen Journalisten auch vor ihrer Tür auf.

Doch nicht nur Quincy ist beunruhigt, denn als mit der eigentümlichen Samantha das dritte überlebende Opfer eines Massakers vor ihrer Tür steht, wird eines klar: Niemand kann vor der eigenen Vergangenheit davonlaufen und die Mädels beginnen sich zu fragen, ob es mehr gibt, das sie alle verbindet.

Autor Riley Sager hat den Thriller in 43 Kapitel von jeweils überschaubarer Länge gegliedert. Das aktuelle Geschehen, welches sie im Präsens aus der Perspektive von Quincy erzählt, wird immer wieder unterbrochen von kurzen Rückblicken rund um das Wochenende in „Pine Cottage“ rund zehn Jahre zuvor. Die Rückblicke werden in der dritten Form und in einfacher Vergangenheit erzählt.

Die Sprache ist klar und prägnant, kurze Sätze und reichlich Dialoge lassen diesen Thriller wahrlich durch die Hände gleiten. Die Spannung baut sich zunächst langsam auf, gipfelt aber in einer furiosen Story und hält sich bis zum Schluss.

Mein Fazit:

Mit der Existenz von „Final Girls“ habe ich mich bisher nicht beschäftigt und fand diesen Titel schon reichlich schräg. Auch fiel mir der Einstieg in den Thriller nicht ganz leicht und das Thema erschien mir weiterhin seltsam. Zugegeben ist es aber genau die plötzliche Spannung, die sich dann bis zum Ende fortführt, welche das Buch ausmacht.

Die Story an sich ist zwar meines Erachtens nicht die Überzeugendste, aber in der Ausführung wirklich gut und clever gemacht. Sager erzeugt beim Leser Gänsehaut und liefert ein Ende, das nicht in allen Facetten so erwartet werden konnte.

Interessant ist auch die Umschlaggestaltung: Die Kanten der Seiten sind komplett in Schwarz gehalten.

Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-10:3423217308

www.dtv.de

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)