Sandra Ireland – Kalte Knochen

Inhalt

Die siebzigjährige Mac lebt mit ihren beiden Hunden in einem einsamen Cottage in Schottland. Zum Anwesen gehört auch eine alte stillgelegte Mühle, die einer Sage nach der düstere Schauplatz einer tödlichen Fehde zweier Schwestern gewesen sein soll. Als Mac sich die junge Lucie als »Mädchen für alles« ins Haus holt, ahnt sie nicht, dass Lucie den Job nur angenommen hat, um vor ihrem alten Leben davonzulaufen. Doch auch Mac hat ein dunkles Geheimnis, das sie gnadenlos einzuholen droht. Ein Geheimnis, das die alte Mühle erneut zum Mittelpunkt einer grausamen Tat machen könnte … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Obwohl auf den Cover Thriller steht, ist „Kalte Knochen“ meiner Meinung nach eher ein psychologisch düsteres Familiendrama mit Mystery-Elementen. Die Atmosphäre ist von Beginn an unheilvoll, die Protagonistinnen bleiben lange undurchsichtig, und die Handlung ist subtil spannend – es gibt Andeutungen hinsichtlich Macs tragischer Vergangenheit, aber auch Lucie wird von einem beschämenden Geheimnis verfolgt, das wie ein Damokles Schwert jeden Moment auf sie niederstürzen könnte…

Sowohl Mac als auch Lucie sind unverhohlen mürrisch, unberechenbar sowie eigenwillig. Die Historikerin Mac wird von allerlei Zipperlein geplagt, doch wenn ihr fürsorglicher Sohn vorbeikommt, um nach ihr zu sehen, fühlt sie sich bevormundet und reagiert abweisend. Andererseits liebt sie ihn natürlich und würde alles tun um zu verhindern, dass sich die Familiengeschichte wiederholt…

Lucie ist eine äußerst widerwillige Assistentin und so wird sie allmählich vielmehr zu einem Hausgast. Ihre persönlichen Probleme interessieren Mac sehr, denn sie erinnern sie an ihre eigene fatale Vergangenheit. Durch Lucie durchlebt sie eine unglückliche Phase ihres Lebens aufs Neue, aber auch die schottische Sage, mit der sie sich aus beruflichen Gründen beschäftigt, hält ihr schmerzhaft einen Spiegel vor…

Als Lucies und Macs Konflikte gleichzeitig überkochen und schließlich miteinander verschmelzen, wird die Handlung letztendlich doch noch zu einem unheimlichen, nervenaufreibenden Thriller! Die Katastrophe ist im Grunde genommen eine Erlösung, denn als die schwelenden Geheimnisse in Flammen aufgehen, kommt Lichts ins Dunkel, und die Frauen werden von der zersetzenden Last des Versteckens befreit…

„Kalte Knochen“ ist ein ungemein atmosphärischer Roman: Die raue Natur Schottlands, die alten, immer kalten, Steinhäuser, die gruseligen Sagen voller Missgunst, Verrat sowie Rachsucht – sind absolut faszinierend. Zudem bietet all das den perfekten Rahmen für die gequälten Protagonistinnen und die beklemmenden Begebenheiten…

Die Autorin beschreibt das Innenleben der Frauen ausdrucksstark, feinfühlig sowie hautnah. Obwohl die beiden alles andere als im klassischen Sinn sympathisch sind, mochte ich sie, denn sie haben – oberflächlich betrachtet – verständliche Gründe für ihr barsches Benehmen. Hinter der verschrobenen Kratzbürstigkeit werden allerdings nach und nach Abgründe sichtbar, die kaum tiefer oder dunkler sein könnten…

Die Autorin

Sandra Ireland arbeitete jahrelang bei einer Lokalzeitung, bevor sie sich dazu entschloss, Schriftstellerin zu werden. Zu ihrem atmosphärischen Thriller »Kalte Knochen« wurde sie von einer düsteren schottischen Sage inspiriert, die von Betrug, Rivalität und einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit erzählt. Sandra Ireland lebt mit ihrer Familie in Schottland. (Verlagsinfo)

Fazit:

Sandra Ireland verknüpft zwei Familiendramen, schottische Folklore sowie psychologische Spannung zu einer erschütternden Handlung, mit einem überraschenden Ende, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ!

Taschenbuch: 336 Seiten
Originaltitel: Bone Deep
Aus dem Englischen von Sabine Thiele
ISBN-13: 978-3-328-10454-4

www.penguinrandomhouse.de

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