Stirling, Steve / Feist, Raymond E. – Dieb von Krondor, Der (Die Legenden von Midkemia 3)

Beim Lesen der Ankündigung von „Jimmy the Hand“/“Der Dieb von Krondor“ empfand ich eine große Vorfreude, war diese Figur doch eines der Highlights in Raymond Feists |Midkemia|-Romanen gewesen. Oft empfand ich Bedauern, wenn Jimmy als gereifte, gesetzestreue Person in späteren Romanen auftauchte, weil ich mich um große Teile seiner ereignisreichen jüngeren Jahre gebracht fühlte. Und nun, „Legends of the Riftwar 3: Jugendabenteuer von Jimmy the Hand“! Die Geschichte beginnt mit der Abreise von Arutha und Prinzessin Anita aus dem von Bas-Tyran beherrschten Krondor. Prima, denke ich, endlich werden die Lücken aufgefüllt, … aber ist es wirklich nötig, jeden Schritt und jeden Gedanken ab jetzt ausführlich zu schildern?

Na ja, dass er ein erfülltes Sexleben in seinem zarten Alter hat, mag ja noch ganz interessant sein, auch die genaue Beschreibung jeder stinkenden Windung des Kanalsystems, … aber wo bleiben die Abenteuer? … ah ja, jetzt befreit er mit Hilfe eines gekauften Zauberpulvers gefangene Diebe aus den tiefsten Kerkern der Zitadelle! … und jetzt wird er aus Krondor verbannt, weil er gegen die Anweisungen des Anführers verstoßen hat – interessant, ein Ortswechsel, damit Feist mehr Freiheiten beim Erzählen der Abenteuer hat. … und jetzt … wo bleiben die Abenteuer?

Um es kurz zu machen, es wird dann schon noch eine abstruse Geschichte um einen Landedelmann geschildert, dessen Frau vor 17 Jahren bei der Geburt ihres Sohnes gestorben ist, und die durch einen Zauberer in einem halbtoten Zustand gehalten werden kann, aber nur, wenn ständig kleine Kinder geschlachtet werden. Jimmy gelingt es, mit Hilfe von zwei halbwüchsigen Mädchen und drei sechs- bis achtjährigen Kindern alle schwer bewaffneten Wachen, den Magier und den Baron zu überwältigen und dem grausamen Spiel ein Ende zu bereiten. Halt, ein Dämonenjäger aus dem Tempel der Todesgöttin ist auch noch dabei, weil nach 17 Jahren der Göttin aufgefallen ist, dass da ganz in der Nähe schwarze Magie gewirkt wird!

Eine Geschichte mit Schwert und Magie, ein Happy-End, Jimmy kehrt nach Krondor zurück und fühlt sich in den Abwassergräben wieder richtig zu Hause. Was will man mehr? Her mit dem nächsten Buch …

Halt, bloß nicht! Man bleibe mir bitte mit so einem Mist zukünftig vom Leib! So viel unnötiges Gelabere habe ich selten gelesen! So wenig Spannung und so wenige Ideen, auf so viele Seiten ausgewälzt, wurden mir noch selten zugemutet! Wenn da nicht „Jimmy the Hand“ draufgestanden hätte, wäre das Buch schon viel früher in die Ecke geflogen!
So aber konnte ich wenigstens noch die einzigen Seiten, die in diesem Buch wirklich von Raymond Feist stammten, im Nachwort lesen: Dass er bei „Legends of the Riftwar“ einen neuen Weg der Zusammenarbeit mit Co-Autoren eingeschlagen hat, indem er mit ihnen die Handlung kurz entworfen hat, und sie danach selbstständig ihre Geschichte hat erzählen lassen, im Gegensatz zu den Büchern mit Jenny Wurts, wo die Kapitel hin und her gegangen sind, bis man nicht mehr unterscheiden konnte, was von wem war.

Tja, Herr Feist, da haben Sie sich mit Steve Stirling aber leider vergriffen. Von dem lese ich bestimmt kein anderes Buch mehr (hat unter diesem Namen ja auch sonst nichts veröffentlicht)! Die beiden anderen Autoren, William Forstchen und Joel Rosenberg, haben nach dem gleichen Rezept tolle Bücher abgeliefert und damit ihre anderen Bücher empfohlen, und die Zusammenarbeit mit Jenny Wurts hat die besten |Midkemia|-Romane von allen hervorgebracht, aber „Der Dieb von Krondor“ ist eine Zumutung!

Mist … und ich hatte mich so gefreut!

_Dr. [Gert Vogel]http://home2.vr-web.de/~gert.vogel/index.htm _