Todd Strasser – Wish u were dead

In Deutschland ist Todd Strasser vor allem unter dem Pseudonym Morton Rhue und für sein Buch „Die Welle“ bekannt. 2008 drehte Dennis Gansel sogar eine deutsche Filmadaption der Geschichte. Neben diesem Roman hat Strasser zahlreiche weitere Bücher geschrieben. Eines davon ist „Wish u were dead“, das sich, wie vom Autor gewohnt, mit für Jugendliche relevanten Themen beschäftigt.

Madison wohnt im beschaulichen Soundview, einem Örtchen, in dem vor allem reiche Leute leben. Doch obwohl sie in diesen Lebensstil hinein geboren wurde, ist sie kein typisches blondes Highschoolpüppchen. Ihr gehen die Cliquen in ihrer Schule auf die Nerven, auch wenn sie und ihre beste Freundin Courtney ein Teil davon sind. Ihr gefallen eher Menschen, die aus der Reihe tanzen, zum Beispiel Tyler, der Neue an ihrer Schule. Er ist verschlossen und wirkt wesentlich erwachsener als die anderen Typen in Soundview.

Eines Tages verschwindet nach einer Party Lucy, eins der angesagtesten Mädchen der Schule. Da Madison und Tyler sie an diesem Abend nach Hause begleitet haben, fühlt sich Madison schuldig. Doch sie kann nichts tun außer abzuwarten. Ist Lucy einfach nur abgehauen? Wurde sie entführt? Und welche Rolle spielt ihr Freund Adam, mit dem sie sich an diesem Abend gestritten hat? Schließlich verschwindet auch noch Adam und nun glaubt niemand mehr an einen Zufall. Die Angst geht um in Soundview. Als Madison merkwürdige Nachrichten bekommt, hat sie das Gefühl, dass die merkwürdige Entführungsserie auch sie betrifft …

_Todd Strasser hat_ einen gefälligen Jugendthriller geschrieben, dem es aber ein bisschen an Individualität fehlt. Die Handlung ist gut konstruiert. Madison erzählt ihre Sicht der Dinge aus der Ich-Perspektive und der Autor bindet sie von Anfang an in das Geschehen mit ein. Er macht glücklicherweise nicht den Fehler, aus seiner angenehmen Protagonistin eine Ermittlerin zu machen, sie gerät eher zufällig in den Schlamassel. Die Spannung wird kontinuierlich bis zum überraschenden Ende aufgebaut, hat aber kein besonders hohes Niveau. Das Finale wirkt leider etwas aufgesetzt und kommt zu überraschend. Es entlässt den Leser nicht gerade mit einem guten Gefühl.

Es ist etwas Anderes, was das Buch interessant macht. Strasser schildert die Probleme von Jugendlichen in der amerikanischen Gesellschaft anschaulich aus der Perspektive Betroffener. Madison, die Ich-Erzählerin, spielt dabei eine besondere Rolle, da sie auf der einen Seite zur reichen Elite gehört, sich dieser auf der anderen Seite aber nicht unbedingt zugehörig fühlt. Anders als man das von einer blonden Highschoolschülerin erwartet, hat sie das, was einer ihrer Lehrer als „soziales Bewusstsein“ bezeichnet. Die anderen Personen, die in der Geschichte vorkommen, wirken häufig etwas bemüht, so als ob Strasser möglichst viele verschiedene Schülertypen in ein Buch pressen wollte. Ihre Schicksale berühren den Leser häufig nicht richtig, auch deshalb, weil es einfach zu viele sind. Trotzdem muss man dem Autor zu Gute halten, dass er des Öfteren aus bekannten Klischees ausschert. In der Masse von Personen fällt das aber nicht so auf.

Der Schreibstil ist flüssig und sicher. Strasser verzichtet auf jugendlichen Slang, sondern erzählt in einer lockeren, fast zeitlosen Sprache. Gelungen sind auch die Blogeinträge, die er immer wieder einflicht, sowie die Kommentare von Internetusern. Diese wirken sehr realitätsnah.

„Wish U were dead“ ist ein interessanter Jugendroman, dem es aber an Ecken und Kanten und auch ein bisschen an Spannung fehlt.

Broschiert: 269 Seiten
Originaltitel: Wish You Were Dead
Deutsch von Katarina Ganslandt
ISBN-13: 978-3551359063
www.carlsen.de