Anika Krüger – Charlotte & Pauline und die Erpresser

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freund – und wenn die ganze Welt zusammenfällt.
Drum sei auch nie betrübt, wenn dein Schatz dich nicht mehr liebt.
Ein Freund, ein guter Freund, das ist der größte Schatz, den´s gibt.“

Dem Thema Freundschaft hat sich die Braunschweiger Autorin Anika Krüger angenommen, die mit „Charlotte & Pauline und die Erpresser“ ihr erstes Kinderbuch vorgelegt hat. Das Buch richtet sich an junge Leser ab neun Jahren, die sich auf einen kurzweiligen Kinderkrimi freuen dürfen.

Ein Dieb im Kinderchor

Charlotte und Pauline sind zwar eineiige Zwillinge, doch haben sie nicht viel gemeinsam – außer, dass sie beide in die Klasse 5a gehen und zusammen im Kinderchor des Braunschweiger Doms singen. Als Jan Lorenz neu in ihre Klasse dazukommt, nimmt Charlotte all ihren Mut zusammen und spricht ihren neuen Mitschüler an. Da sie erfahren hat, dass er sich für Musik interessiert, fragt sie ihn spontan, ob er nicht auch Lust hat, im Domchor mitzusingen. Hinterher ist ihr dies zwar ziemlich unangenehm, doch entschließt sich Jan tatsächlich, zu den Proben zu kommen. Da gerade ein Musical geprobt wird, das schon bald aufgeführt werden soll, üben Charlotte und Jan zunächst zusammen, doch merkt Charlotte schnell, dass Jan diese Privatprobe eigentlich gar nicht nötig hat. Seine Mutter ist nämlich Opernsängerin, sodass Jan der Gesang im Blute liegt.

Herr Brauner freut sich sehr über die Verstärkung in den Jungenstimmen und sammelt von den Kindern das Geld für die Eintrittskarten ein. Die Aufregung ist allerdings groß, als Herr Brauner bemerkt, dass seine Geldtasche mit fast 1000 € gestohlen wurde. Die Chorkinder verdächtigen schnell Jan, weil er während der Probe den Raum verlassen hat. Doch die beiden Zwillinge halten zu ihrem neuen Mitschüler und wollen seine Unschuld beweisen. Verstärkung erhalten sie durch Jonas und Martin, die ebenfalls in die 5a gehen und nicht an Jans Schuld glauben. Schon bald wird Martin Zeuge, wie der kleine und ängstliche Florian die fragliche Geldtasche an eine Gruppe Schüler der zehnten Klasse aushändigt, die Florian offensichtlich bedroht hat.

Ein Plan muss her, denn das Geld muss innerhalb von drei Tagen wiederbeschafft werden, damit die Musicalaufführung nicht abgesagt wird. Doch wie wollen die fünf Fünftklässler gegen die älteren Schüler vorgehen? Charlotte und Pauline ersinnen einen gewagten Plan und schreiten mit ihren Freunden beherzt zur Tat …

Ein Freund, ein guter Freund …

Dieser Kinderkrimi dreht sich rund um das Thema Freundschaft, denn die Gruppe Fünftklässler beweist eindrucksvoll, wie sie gemeinsam gegen die viel älteren Schüler vorgehen können. Sie haben erkannt, dass sie nur zusammen stark sind und nutzen diesen Vorteil auch mit allerlei Raffinessen aus. Der kleine Florian steht zunächst ganz alleine da und muss sich dem Willen der gemeinen Zehntklässler beugen, weil sie ihn und seine kleine Schwester bedrohen. Doch als er Unterstützung von Charlotte und Pauline und ihren Freunden erhält, ist sogar Florian mutig und stellt sich seinen Erpressern. So macht dieses Buch nicht nur Spaß zu lesen, sondern vermittelt seinen jungen Lesern darüber hinaus wichtige Werte, die sie auf ihr eigenes Leben übertragen können.

Zu Beginn des Buches lässt Anika Krüger sich zunächst viel Zeit, um ihre Protagonisten vorzustellen. Die beiden unterschiedlichen Zwillinge bieten sich dabei sogleich als Identifikationsfigur für junge weibliche Leser an. Auf der einen Seite ist da die geschwätzige Charlotte, die zwar Mut beweist, aber ihre Probleme in der Schule hat. Auf der anderen Seite steht die ruhigere und vernünftigere Pauline, die ihrer Schwester bei allen schulischen Problemen stets zur Seite steht und ihr die Matheaufgaben wenn nötig auch zum x-ten Mal erklärt. Die Autorin zeichnet sehr unterschiedliche Charaktere, sodass die meisten Leser sich in einer der Personen wiederfinden dürften und das Buch schließlich noch mehr Spaß macht. Wer würde nicht gerne solche Abenteuer erleben wie Charlotte und Pauline?

Der Zielgruppe angepasst, ist das Buch sehr einfach und verständlich geschrieben, es gibt keine komplizierten Satzkonstruktionen oder schwierige Vokabeln, über die ein Leseanfänger stolpern könnte. Dennoch sind die Sätze hübsch formuliert und werden durch allerlei Adjektive ausgeschmückt, die die Handlung lebendiger gestalten. Der Plot an sich ist geradlinig gestrickt, es gibt keine Nebenhandlungen, die das Verständnis erschweren könnten.

Etwas schade fand ich, dass sich sämtliche auftauchenden Probleme in Wohlgefallen auflösten. Abgesehen von der Erpresserbande herrschte permanent „Friede, Freude, Eierkuchen“, es gibt keine Zankereien wie im wahren Leben und selbst kleine Wortgefechte werden sofort vernünftig aus der Welt geschafft. Im Leben eines Fünftklässlers ist das in der Realität sicherlich ganz anders, da gibt es durchaus Reibereien, die sich über lange Zeit hinziehen und nicht so schnell aufgelöst werden können. Auch wenn es sich um ein Kinderbuch handelt, hätte ich mir gewünscht, dass die Handlungsweisen der Kinder etwas glaubwürdiger dargestellt werden. Charlotte und Pauline verhalten sich meiner Meinung nach zu mustergültig, hier bleibt der Autorin für ihre Fortsetzung noch viel Raum zur Weiterentwicklung.

Die fünf Freunde aus Braunschweig

„Charlotte & Pauline und die Erpresser“ ist ein erfrischender und nett geschriebener Kinderkrimi, der für Kinder ab 9 oder 10 Jahren leicht lesbar sein sollte. Die unterschiedlichen Figuren bieten dabei viel Raum für Identifikation, auch wenn manche Figuren etwas zu einfach gestrickt sein mögen. Das Buch vermittelt den jungen Lesern, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind und dass Fünftklässler gemeinsam sogar gegen viel ältere Schüler ankommen können. Nebenbei wird man gut unterhalten und erfreut sich einer kurzweiligen Geschichte, die trotz Diebstahls natürlich stets kindgerecht bleibt.

Gebundene Ausgabe: 120 Seiten