Campbell, Jack – Fluchtpunkt Ixion. Die verschollene Flotte 3

_|Die verschollene Flotte|:_

Band 1: [„Furchtlos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6124
Band 2: „Black Jack“
Band 3: _“Fluchtpunkt Ixion“_
Band 4: „Gearys Ehre“ (erscheint am 24.06.2011)

_Actionreich und spannend: Black Jack in der _Falle?

Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heldenhaften letzten Gefecht hält man ihn für tot. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Nun soll er als dienstältester Offizier das Kommando über die Flotte übernehmen, um sie sicher nach Hause zu bringen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann …

Zu Band 3: Unzählige Feinde warten auf dem Weg nach Haus, und bis jetzt hat Captain John „Black Jack“ Geary immer ein Rezept dafür gehabt. Doch dann scheint er in eine Falle zu laufen. Aber wer hat sie ihm gestellt?

_Der Autor_

Hinter dem Pseudonym „Jack Campbell“ verbirgt sich der ehemalige U.S. Navy-Offizier John G. Hemry. In seinem aktiven Dienst bei der Marine sammelte er viel Erfahrung, die er in seine SF-Romane einfließen ließ. Campbell lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Maryland, unweit Washington, D.C.

Der Zyklus „Die verschollene Flotte“:

1) „Furchtlos“ („Dauntless“, 2006)
2) „Black Jack“ („Fearless“, 2007)
3) „Fluchtpunkt Ixion“ („Courageous“, 2007)
4)“ Gearys Ehre“ („Valiant“, 2008)
5)“ The Lost Fleet: Relentless“ (2009)
6) „The Lost Fleet: Victorious“ (2010)
7) „The Lost Fleet: Beyond the Frontier“ (04/2011)

Zyklus „Stark’s War“

1. „Stark’s War“ (April 2000)
2. „Stark’s Command“ (April 2001)
3. „Stark’s Crusade“ (März 2002)

Zyklus „Paul Sinclair“

1. „A Just Determination“ (May 2003)
2. „Burden of Proof“ (März 2004)
3. „Rule of Evidence“ (März 2005)
4. „Against All Enemies“ (März 2006)

_Vorgeschichte_

Captain John „Black Jack“ Geary ist ein Kriegsheld aus jenen Tagen vor hundert Jahren, als der Krieg der Allianz mit den Syndikatswelten begann. Damals rettete er sich an Bord einer Rettungskapsel, die ihn im Kälteschlaf hielt, und wurde hundert Jahre später aufgefischt. Jetzt hat ihn die Flotte wieder aufgetaut, weil ein Notfall eingetreten ist: Die Allianz-Flotte ist im Feindgebiet umzingelt, nachdem sie verraten wurde. Ihr bleibt nur die Wahl zwischen bedingungsloser Kapitulation und völliger Vernichtung durch die zahlenmäßig überlegene Syndic-Flotte.

Geary verlässt seine Kabine an Bord des Flaggschiffs „Dauntless“ (= Furchtlos) und geht zur Brücke. Dort übergibt ihm Admiral Bloch als dem dienstältesten Offizier das Kommando über die Flotte und verrät ihm ein ungemein wichtiges Geheimnis: Die „Dauntless“ darf um keinen Preis in die Hand des Feindes fallen, sonst ist die Allianz verloren. Dann fliegt Bloch mit einer Fähre zum Flaggschiff des Gegners, um zu verhandeln. Hilflos muss Geary auf dem Bildschirm die Videoübertragung mit ansehen, wie der Vorstandsvorsitzende (CEO) des Syndikats Bloch und seine Adjutanten kaltblütig abknallen lässt. Es gibt keine Verhandlungen, sondern ein Ultimatum: eine Stunde bis zu Kapitulation oder Vernichtung.

Eine Stunde kann eine Menge Zeit sein, wenn es drauf ankommt, denkt Geary. Nach einer Rücksprache mit Captain Desjani, der Kommandantin der „Dauntless“, über das Geheimnis lässt er eine Videokonferenz der anderen Kapitäne einberufen. Er bringt trotz des Widerstands einiger Offiziere – wer traut schon einem Aufgetauten? – alle auf seine Linie und lässt einen Rückzugsplan ausarbeiten: Operation Ouvertüre. In einem Vier-Augen-Gespräch mit der Ko-Präsidentin zweier verbündeter Flotten muss er zu seinem Missvergnügen feststellen, dass auch sie das Geheimnis der Flotte kennt – oder zumindest gut geraten hat. Immerhin ist Ko-Präsidentin Victoria Rione abschließend bereit, den Gegner hinzuhalten.

Während sich die Flotte umformiert, um den Massensprungpunkt anzuvisieren, der sie aus dem feindlichen System herauskatapultiert, führt Geary ein Gespräch mit dem CEO des Gegners. Der ist zunächst verständlicherweise ungläubig, dass ein vor hundert Jahren gestorbener Offizier nun das Kommando über die Allianz-Flotte übernommen haben will. Das soll wohl ein Trick oder schlechter Scherz sein? Geary pflegt nicht zu scherzen, aber es gibt ihm Gelegenheit, den CEO eine weitere halbe Stunde aufzuhalten. Bis dieser die Verbindung entnervt unterbricht, um Gearys Offiziere einzeln zur Aufgabe zu überreden. Geary unterbindet diesen Versuch energisch.

Mit einem verlustreichen Rückzugsgefecht gelingt es Geary, seine Flotte fast komplett aus dem Feindsystem springen zu lassen. Doch er verliert dabei seinen Großneffen, der sich für die Flotte opfert und in Gefangenschaft geht. Geary verspricht ihm, ihn rauszuholen und Michaels Schwester zu kontaktieren, die auf einer der Allianzwelten lebt.

Doch jenseits des Zielpunktes nach dem Sprung muss Geary feststellen, dass hundert Jahre Krieg ihre Spuren hinterlassen haben, nicht nur auf den Welten, sondern vor allem in Gearys eigener Flotte …

_Handlung_

Captain John Geary hat es geschafft, die ramponierte Allianz-Flotte vor der sicheren Vernichtung durch die Syndik-Flotten zu bewahren und – unter persönlichen Opfern – in die relative Sicherheit eines anderen Sternsystems zu manövrieren.. Indem er das Hypernet der Syndiks vermeidet, das viel größere Sprünge erlauben würde, kann er ihrer Überwachung entgehen. Doch dafür kommt er langsamer voran, indem er von Sternsystem zu Sternsystem springt. Die Flotte will nach Hause, in den Allianz-Raum, also wieso macht er dann Umwege? Einige selbstbewusste Offiziere haben ihrem Zweifel und Unmut darüber bereits Luft gemacht. Es soll noch schlimmer für Jack „Black Jack“ Geary, den wiedererweckten Kriegshelden, kommen.

In Band 2 schlägt er eine Rebellion der Offiziere nieder, doch kommt er zu spät, um die Szession des egozentrischen Captain Falco zu unterbinden. Dieser läuft in eine Falle der Syndiks und seine Flotte wird bei Vidha fast völlig aufgerieben. Reumütig kehren die von Falco verführten Offiziere mit den überlebenden Schiffen zu Geary zurück. Falco hat ebenfalls überlebt und wird eingesperrt. Wer weiß, wozu er noch gut ist. Außerdem kann ihn nur die Allianz selbst aburteilen. Und die ist noch weit entfernt.

Nachdem er das System Sancere ausgeplündert hat, um seine Vorräte aufzufrischen, düst die Flotte weiter nach Baldur, wo sich keinerlei Widerstand zeigt. Sie nutzt die Gelegenheit, um wertvolle Erze zu rauben. Zum Glück erfolgt seitens der Syndiks keinerlei Gegenwehr. Danach springt die Flotte nach Daiquon, doch hier zeigt sich erstmals, dass die Syndiks ihnen auf der Spur sind. Mit knapper Not können sie verhindern, dass der Sprungpunkt, den sie nach Ixion benötigen durch Minen unpassierbar gemacht wird. Schon in Ixion ist ihnen eine größere Syndik-Flotte auf den Fersen, um ihnen den Weg zur Allianz-Grenze zu verlegen.

Co-Präsidentin Victoria Rione ist glücklicherweise wieder menschlich zugänglich geworden. Sie hat zu ihrer Bestürzung und Scham herausgefunden, dass ihr geliebter Gatte noch als Gefangener der Syndiks am Leben ist – und sie vergnügte sich derweil im Bett eines anderen! Sollte diese Entdeckung je die Runde machen, dann wäre sie als Liebchen des Flottenkommandanten abgestempelt. Und die opponierenden Offiziere würden nicht zögern, diesen Eindruck gegen Geary zu verwenden. Also ist höchste Diskretion angebracht.

Welchen Kurs soll er nun als nächsten einschlagen, fragt sich Geary. Die Syndiks werden erwarten, dass er weiter Richtung Grenze vordringt und haben deshalb bestimmt das naheliegendste Ziel, T’negu, vermint. Welcher würde sie überrumpeln, fragt Geary nicht nur sich, sondern auch den wahnsinnigen Captain Falco. Die Antwort ist einfach: Lakota. Ein reiches System mit einem Hypernet-Portal. Dort ist bestimmt mit Widerstand zu rechnen. Aber auch mit reichen Ressourcen.

Doch mit dem, was dann im Lakota-System geschieht, hat auch Geary in seinen finstersten Phantasien nicht gerechnet …

_Mein Eindruck_

Ich habe diesen actionreichen Roman in nur drei Tagen gelesen. Er lässt sich in drei große Teile strukturieren. Im ersten Viertel kümmert sich die Flotte um ihre innere Stärkung, indem sie die Erze abbaut und in Waffen und Brennstoffzellen umwandelt. Auf diese Weise wird sie wieder gefechtsbereit für eine längere Strecke.

Gleich nach der Festlegung des neuen Kurses muss sich Geary im nächsten Viertel mit Victoria Rione auseinandersetzen – und zugleich mit Captain Tanya Desjani einigen, welche mit Rione praktisch um Gearys Gunst buhlt – aber auf beruflicher Ebene. Diese scheinbare Dreiecks- und Bettgeschichte, die ein gewisses humorvolles Element zur Handlung beiträgt, überzeugt die opponierenden Offiziere vollends davon, dass der Flottenkommandant unter der Fuchtel von unqualifizierten Frauen steht und für das Kommando nichts taugt.

Weit gefehlt! Im Ixion-System zeigt er den Offizieren, was eine Harke ist. Schwieriger wird es dann schon im Lakota-System, wo gleich zwei Flotten bereit zu sein scheinen, Gearys Flotte das Leben schwerzumachen. Todesmutig, wie sie es in alten Allianz-Tagen gelernt haben, stürzt sich eine der Offizierinnen in ein Duell mit dem Feind. In Gearys Augen der Gipfel der Unvernunft. Aber er weiß, woher diese falsch verstandene Tapferkeit stammt. Er hat sich bemüht, die Offiziere davon zu überzeugen, dass das Überleben der ganzen Flotte wichtiger ist als eine Tapferkeitsmedaille eines Einzelnen. Captain Desjani hat diese Lektion ebenso gelernt wie etliche andere Offiziere. Nun jedoch ist die Flotte einen Schlachtkreuzer ärmer.

Der letzte und wichtigste Teil des Romans ist wie üblich eine Raumschlacht mit allen Schikanen. Sie lässt das Herz eines jeden Fans solcher Action höherschlagen. Man muss nicht „Hornblower“ gelesen oder „Master and Commander“ gesehen zu haben, um Gearys Gefechtsmanöver geradezu genial zu finden. Er ist immer für eine Überraschung gut.

Im Nachklapp gibt es eine weitere Überraschung, die den Leser gespannt auf die Fortsetzung warten lässt: Die Aliens, von denen bereits in Band 2 die Rede war, haben das von ihnen geschaffene Hypernet so manipuliert, dass sich eine Syndik-Flotte verflogen hat – ausgerechnet nach Lakota. Diese Manipulation eines wichtigen Verkehrsweges ist eine laute Botschaft. Doch wofür?

_Die Übersetzung _

Wie schon im Vorgängerband ist Ralph Sanders Übersetzung bemerkenswert frei von Druckfehlern. Lediglich auf Seite 393 fand ich ein dicken Fehler: “ …um die überlegene Syndik-Streitmacht in Empfang zu nehmen, die Ixion früher oder später [nach Ixion] erreichen musste.“ Die zwei Wörter in Klammern sind sicherlich überflüssig.

Stilistisch ist der Text auf einer sehr beachtlichen Höhe, sodass man zu keinem Zeitpunkt merkt, dass es sich im Grunde um relativ simple Vorgänge in der Geschichte handelt. Nur für die betroffenen Figuren geht es dabei um Leben und Tod.

_Unterm Strich_

„Fluchtpunkt Ixion“ führt die Bände „Furchtlos“ und „Black Jack“ konsequent weiter. Ich habe den flott und einfach erzählten Roman in nur zwei Tagen gelesen. Die militärische Aktion spielt sich diesmal in vier Systemen ab, und an Flottenaktivitäten und Kämpfen herrscht durchaus kein Mangel. Ich hätte mir ein bisschen mehr Detektivermittlung gewünscht und weniger das Herunterbeten von Kampfhandlungen, und seien sie noch so einfallsreich.

Aber wenigstens kommt ganz am Schluss die Ermittlung ein klein wenig voran, als Jack Geary seiner besseren Hälfte, der Ko-Präsidentin Victoria Rione, weitere Indizien für seinen Verdacht mitteilt: Die Menschen sind keineswegs allein im Universum und die Aliens, die wohl jenseits des Syndikraums existieren, haben etwas mit dem von ihnen geschaffenen Hypernet vor. Aber was?

Ansonsten kann der Roman mit den üblichen Unterhaltungswerten eines Military-SF-Romans dienen: mehrere Raumgefechte, diverse Abwehrkämpfe, die Auseinandersetzung mit einem unerbittlichen und zahlenmäßig überlegenen Gegner und schließlich offene Rätsel, die es im nächsten Band „Die Verschollene Flotte 4: Gearys Ehre“ zu lösen gilt. Er erscheint am 24. Juni 2011.

|Taschenbuch: 397 Seiten
Originaltitel: The Lost Fleet: Courageous (2008)
Aus dem US-Englischen von Ralph Sander
ISBN-13: 978-3404233519|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

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