Briggs, Patricia – Schatten des Wolfes (Alpha & Omega 1)

Patricia Briggs ist in Deutschland bislang vor allem für ihre Mercy-Thompson-Reihe bekannt, in deren Mittelpunkt eine toughe junge Frau steht, die sich in einen Schakal verwandeln kann und beständig mit ihren Werwolfnachbarn aneinander gerät. Mit „Schatten des Wolfes“ startet die Autorin eine neue Reihe bei |Heyne|. Im Mittelpunkt von „Alpha und Omega“ steht erneut eine ungewöhnliche Außenseiterin.

_Anna ist eine Werwölfin_, aber keine gewöhnliche. Sie ist eine so genannte Omega. Sie unterscheidet sich insofern von anderen unterwürfigen Wölfen, als dass sie der Befehlsgewalt, die ein Alphawolf über sein Rudel hat, nicht gehorcht. Seine Macht gleitet an ihr ab, während sie gleichzeitig eine beruhigende, neutralisierende Wirkung auf jeden Menschen und Werwolf in ihrem Umfeld hat.

Sie selbst ist jedoch fest davon überzeugt, dass „Omega“ zu sein bedeutet, dass jeder sie ausnutzen und erniedrigen darf. Leo, der Alpha ihres Rudels, hat ihr dies jedenfalls vermittelt. Als sie bemerkt, dass in ihrer Heimat Chicago seltsame Dinge geschehen die mit den Wölfen zusammenhängen, ruft sie Bran an, den Marrok von Amerika. Er ist der Oberwolf und es ist seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Rudel sich benehmen und nicht von den Menschen entdeckt werden. Bran schickt ihr seinen Sohn Charles, der helfen soll, Annas durchtriebenem Alpha Leo und seinem Rudel das Handwerk zu legen.

Er nimmt die völlig verängstigte Anna unter seine Fittiche und erklärt ihr, was ein Omega eigentlich ist. Ehe er sich versieht, hat sich sein „Bruder Wolf“ in Anna verliebt und er nimmt sie mit zurück nach Montana. Anna fällt es schwer, Charles zu vertrauen, aber sie bleibt bei ihm. Als das Gerücht herum geht, dass ein Ungeheuer in den Bergen unterwegs ist und wahllos Wanderer angreift, machen sich die beiden auf, um es zu stellen. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass das Untier, das sie finden, eigentlich gar keins ist …

_Die Autorin_ scheint ein Faible für Werwölfe zu haben. Sie spielen in den Mercy-Thompson-Büchern eine große Rolle und hier stehen sie sogar im Mittelpunkt. Tatsächlich haben wir es mit der gleichen Welt zu tun. Figuren wie Bran, Charles oder Samuel kennt der Fan bereits aus den Mercy-Büchern und die Schakalin selbst wird immerhin namentlich genannt. Darüber hinaus muss man auch in diesem Buch Briggs‘ tolle Fantasiewelt loben. Die Art und Weise, wie sie das gesellschaftliche Leben der Werwölfe regelt und dabei in den Alltag des normalen Amerikas einfügt, ist einzigartig und sucht seines Gleichen. Angenehm ist auch, dass sie sich auf diese eine Spezies konzentriert und anders als beispielsweise ihre Kollegin Kim Harrison kein Feuerwerk von Fantasy-Wesen zündet.

Das wiederholt sie bei der Handlung leider nicht. Diese splittet sich in der deutschen Übersetzung in zwei Teile auf. Der erste Teil mit dem Titel „Alpha und Omega“ beschreibt den Beginn der Liebe zwischen Charles und Anna und hat eine eigene kleine Handlung. Es stellt sich die Frage, wieso diese Bonusgeschichte nicht zur eigentlichen Geschichte gehört, denn immerhin stellt sie einen wichtigen Teil dar und erklärt einiges. Der eigentliche Roman setzt sich dann aus einer halbgaren Mischung aus Romanze, Abenteuer, Fantasy und Thriller zusammen. Dadurch, dass keiner der Handlungsstränge wirklich im Vordergrund steht, bleibt die Spannung auf der Strecke. Einzig das Zwischenmenschliche ist halbwegs kontinuierlich. Da Anna und Charles, die beiden Hauptfiguren, schön ausgearbeitet und interessant sind, wird dadurch viel wieder wett gemacht.

Hinzu kommt, dass Patricia Briggs durchaus gut schreiben kann. Sie schildert ihre Welt und die Figuren darin anschaulich und lebendig. Dem Leser ist stets präsent, dass die Menschen nicht nur Menschen, sondern gleichzeitig auch Werwölfe sind. Sie benehmen sich zwar nicht unmenschlich, aber ein wenig anders und dieses „wenig“ weiß die Autorin perfekt aufzuzeigen. Ab und an verwendet sie einen leichten Humor oder beschreibt die Gefühle eines der Erzähler ausführlich. Insgesamt beschränkt sie sich aber auf einen geradlinigen, die Handlung unterstützenden Stil.

_“Schatten des Wolfes“_ ist der gute Beginn einer neuen Serie. Während Hintergrundkulisse, Figuren und Schreibstil bereits jetzt sehr stark sind, sollte die Autorin an der Art und Weise, wie sie eine Handlung aufbaut, noch feilen. Wirklich spannend ist die Geschichte nicht, doch Fans von Mercy Thompson werden sich freuen, Bran und sein Rudel einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

|Originaltitel: Cry Wolf (Alpha and Omega 1)
Aus dem amerikanischen Englisch von Regina Winter
491 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3453525405|
http://www.heyne.de
[„Webauftritt der Autorin“]http://www.patriciabriggs.com

_Patricia Briggs bei |buchwurm.info|:_
[„Drachenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3933
[„Rabenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4943
[„Ruf des Mondes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4490
[„Bann des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5091

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