Garth Nix – Listiger Freitag (Die Schlüssel zum Königreich 5) (Hörbuch)

Die Schlüssel zum Königreich:

„Schwarzer Montag“ (Die Schlüssel zum Königreich 1)
„Grimmiger Dienstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 2)
„Kalter Mittwoch“ (Die Schlüssel zum Königreich 3)
„Rauer Donnerstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 4)
„Listiger Freitag“ (Die Schlüssel zum Königreich 5)
„Mächtiger Samstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 6)
„Goldener Sonntag“ (Die Schlüssel zum Königreich 7)

Abenteuer Nr. 5: Kampf um das Reich der Seelentrinkerin

Arthur Penhaligon war eigentlich dem Tod geweiht. Doch man ließ ihn nicht sterben, sondern erlegte ihm eine schier unlösbare Aufgabe auf: Er muss sieben Schlüssel besorgen von sieben Erzfeinden. Arthur Penhaligon, Held wider Willen, hat Großes geleistet: Vier Gegner sind besiegt und mussten ihre Schlüssel an ihn abgeben. Dennoch wird die Woche für Arthur von Tag zu Tag schlimmer. Seine Freunde sind in Gefangenschaft geraten, und er muss sich für den Kampf gegen die listige Lady Freitag wappnen – eine Gegnerin, die mit ihrem Spiegel die Seelen ihrer Opfer zu stehlen vermag. (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

Der Autor

Garth Nix wurde 1963 in Melbourne / Australien geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Buchhandlung, später als Verleger, Buchhandelsvertreter, Zeitungsredakteur und Marketingberater. Seit 2002 bestreitet er seinen Lebensunterhalte ausschließlich als Autor. Er lebt heute mit seiner Frau, einer Verlegerin und seinem Sohn in einem Vorort von Sydney. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört die „Abhorsen“-Trilogie, die komplett bei Carlsen und Lübbe erschienen ist („Sabriel; „Lirael“; „Abhorsen“).

Der Sprecher

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus gekürzte Fassung. Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahmeleitung hatte Christian Päschk. Die Musik steuerte Andy Matern bei.

Der Komponist

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

Handlung

Nach der Schlacht gegen Sir Donnerstag und den Pfeifer ist Arthur Penhaligon ein anerkannter Lord mit immerhin schon vier Schlüsseln zum Königreich des HAUSes und vier Teilen des VERMÄCHTNISes in seinem Besitz. Dame Primus verwaltet jeweils drei davon. Der vierte Schlüssel hat die Form eines Marschallstabs, den Arthur per Gedankenbefehl in ein schlankes Rapier verwandeln kann.

Er schaut auf den Ring an seiner Hand, der die Form eines Krokodilkopfes hat: Er hat fast schon ganz die Farbe von Gold. Wenn er ganz golden ist, ist Arthur ein Bürger des HAUSes und kann nicht mehr nach Hause zurück. Weil der Übergang mit jeder Anwendung der Magie fortschreitet, hält sich Arthur sehr mit Magie zurück.

Dame Primus will ihn wegen der Agenda sprechen, die ein dicker Wälzer ist. Doch Arthur macht sich viel mehr Sorgen um seinen Freunde im HAUS und um seine Familie, v.a. um seine verschwundene Mutter. Er muss noch drei TREUHÄNDER besiegen: Lady Freitag, Lady Samstag und Lord Sonntag. Hat einer von ihnen seine Mom entführt? Und wo ist seine Freundin Blatt abgeblieben?

Wenn er doch nur mit dem Zauberer Skamandros sprechen könnte! Der könnte ihm helfen. Mit einem magischen Telefon nimmt er Verbindung zu Skamandros‘ Assistent Nieser auf. Der weiß auch nicht, wo die beiden Damen sind. Aber als er Arthur sagt, welcher Tag es ist, ist Arthur überrascht: Es hat eine Woche geschlafen – es ist Freitag!

Da erscheint eine Bürgerin silberner Rüstung, die etwas in der Hand hält. Ein Angriff? Sofort beschützen seine Wachen den Lord. Die Gestalt landet und verkündet: „Ich bin ein Herold von Lady Freitag! Ich überbringe eine Botschaft!“ Das Ding in ihrer Hand ist nur ein Olivenzweig, der friedliche Absichten signalisiert. Die Botschaft: „Ich danke hiermit ab. Der Schlüssel liegt in meinem Skriptorium für den ersten, der ihn an sich nehmen kann. Das gilt auch für den fünften Teil des VERMÄCHTNISses, der eingekerkert ist. Diese Botschaft ist auch an Samstag und den Pfeifer ergangen.“ Au weia, nun beginnt ein Wettrennen, versteht Arthur.

Als eine silberne Platte in Arthurs Hand erscheint, reagiert Dame Primus zu spät, um ihn zu warnen: Es ist eine Transferplatte! Unversehens fühlt Arthur, wie er durch die Dimensionen stürzt und in weichen Schnee plumpst. Wo ist er jetzt schon wieder gelandet? Ist die das Reich von Lady Freitag? Er sieht einen hohen Turm, hinter dem ein riesiges Wasserrad eine Mühle antreibt. Dann fällt sein Blick auf die Bringer des NICHTS, die auf ihn zukommen. Sie scheinen etwas zu suchen. Höchste Zeit, im Turm Zuflucht zu suchen …

Unterdessen

Arthurs Freundin Blatt erwacht in einem Bett. Sie merkt schnell, dass es nicht ihr eigenes ist. Wie lange ist sie schon hier, fragt sie sich, und langsam beginnen die Erinnerungen zurückzukehren. Das Letzte, woran sie sich erinnert, ist die Begegnung mit Lady Freitag. Eine Putzfrau tritt in den Schlafsaal, in dem Blatts Bett steht, und bemerkt sie. Blatt sieht, wie sie erschrickt und aufschreit: „Rasch zurück ins Bett!“ Bevor SIE kommt und IHREN schrecklichen Spiegel benutzt! Blatt gehorcht, denn ihre Beine, die seit einer Woche nichts zu tun hatten, versagen ihr den Dienst.

Zwei Bürger des HAUSes treten durch die Tür in den Schlafsaal. Ihnen folgt Lady Freitag persönlich, angetan in ein goldenes Gewand, einen spiegelbesetzten Hut. In der Hand, sieht Blatt, hält die Treuhänderin, etwas blendend Helles, das Symbol ihrer Macht. Ist das der Spiegel, den die Putzfrau erwähnte? Die Schläfer erheben sich, als gehorchten sie einem geheimen Befehl. Auch Blatts Tante Mango ist darunter, bemerkt sie mit Schrecken. Soll sie ihr folgen? Als Hilfe verfügt sie nur über das Medaillons des Mariners (aus „Kalter Mittwoch“), mit dem sie den Kapitän rufen kann.

Doch FREITAGs Ruf ist viel zu machtvoll, als dass sie sich länger weigern könnte. Sie folgt den anderen Schläfern durch die Tür hinaus in einen Korridor. Dieser führt zu einem Schwimmbecken, in das eine Rampe führt und dessen Boden komplett verspiegelt ist. Vier Bürger wachen darüber, dass alle Schläfer durch den Spiegelboden gehen, ebenso auch Tante Mango und Blatt selbst. Doch wo werden sie ankommen? Und was hat Lady Freitag dort mit ihnen vor?

Mein Eindruck

Arthur hat also einige Ziele, doch er hat inzwischen sowohl Erfahrung als auch Selbstvertrauen und Freunde. Letzten Endes will er natürlich Lady Freitag den Schlüssel abjagen, der ihr die Macht verleiht. Doch gewitzt, wie er ist, konzentriert sich Arthur statt des Schlüssels, hinter dem auch SAMSTAG und der Pfeifer her sind, auf den fünften Teil des VERMÄCHTNISses. Dieser Teil hat in der Regel eine fleischliche Verkörperung, die meist recht interessante Eigenschaften aufweist. Und was noch wichtiger ist: Dieser Teil ist stets ein Unterstützer des rechtmäßigen Erben des VERMÄCHTNISes, sprich: Lord Arthurs. Was könnte besser sein?

Um seine Kräfte zu sammeln, beruft sich Arthur auf alle möglichen Helfer, darunter einen Magier (Skamandros) und zwei Gildenmeister, aber auch auf einen Bürger, der FREITAG dient. Der Erbe darf das. Wovor sich Artzhur jedoch in Acht nehmen sollte, sind die drei Besucher, die vor dem Turm der Goldgießerei auftauchen: Fred Gold, Susi Türkisblau – diese beiden kennt er als Freunde aus dem HAUS. Doch sie haben einen NICHTS-Krieger dabei, der dem Pfeifer dient. Kann er ihnen wirklich trauen?

Zu seinen anderen Zielen gehört es, Blatt wiederzufinden. Über das magische Telefon erfährt er, dass sie sich in Lady Freitags vulkanischem Kraterberg befindet. Und dass ihr dort große Gefahr drohe. Arthur muss sich beeilen, in die Dimension von FREITAG auf der Mittleren Ebene des HAUSes zu gelangen und dort mit seinen Truppen einzugreifen. Kommt er noch rechtzeitig?

ACHTUNG, SPOILER!

Denn Blatt befindet sich in schrecklicher Gefahr. Wie Arthur schon in der Goldgießerei zu seiner Verwunderung beobachtet hat, lesen die Bürger Erfahrungen der Sterblichen, die sie sich in Papierform auf die Stirn legen. Das geht natürlich nur, wenn sie nicht arbeiten, sondern sich dazu hinlegen und sich konzentrieren. Aber woher kommen all diese Erfahrungen, und wie werden sie gewonnen?

Dies herauszufinden, ist Blatt vorbehalten, und zwar in privilegierter Stellung: in vorderster Front. Beschützt von einem furchtsamen Schläferpfleger namens Harrison schaut sie zu, wie Lady Freitag die Herde Schläfer am Ufer des Kratersees Aufstellung nehmen lässt. Auf ihrem Thron sitzend hebt die Treuhänderin ihren magischen Spiegel und befiehlt ihm, die Erinnerungen und Erfahrungen der Sterblichen zu extrahieren.

Schillernde Faden entringen sich den Mündern der schlafwandelnden Sterblichen und erstrecken sich in FREITAGs geöffneten Mund, wo sie verschlungen werden. Das an sich wäre nicht schlimm, doch in letzter Zeit beutet die Lady Tausende von Sterblichen aus. Wozu nur, wundert sich die entsetzte Blatt. Bald wird auch sie an der Reihe sein …

SPOILER ENDE

Die Szene ist das als Metapher verschlüsselte Grundthema dieses fünften Bandes des siebenteiligen Zyklus‘ um Arthur Penhaligon. Wieder einmal gelingt es dem Autor, einen faszinierenden Schauplatz zu entwerfen, einen Vulkanberg, der innen (natürlich) hohl ist und einen Kratersee beherbergt, der sich als Todesfalle erweist. Die Szene ist auf unheimliche Weise bedrohlich, denn der Krater ähnelt doch viel zu sehr einem Schlund, als harmlos wirken zu können. Auch das Amphitheater, das die Kraterwände bedeckt, ist alles andere als heimelig: Gefräßige Pflanzenranken jagen alles, das nach Fleisch aussieht.

Der magische Spiegel

Sowohl Fleisch wird verschlungen als auch der Geist der Sterblichen. Lady Freitag, die Treuhänderin, hat ihre vom VERMÄCHTNIS geliehene Macht offensichtlich gründlich missbraucht. Doch wofür steht ihr Spiegel, der Schlüssel ihrer Macht? Mich erinnert er fatal an die Bildschirme, in die inzwischen Milliarden von Menschen jeden Tag glotzen, sei es auf Monitoren, Handys oder vollautomatischen Verkaufskiosken auf dem Flughafen oder Bahnhof.

Alle diese Sterblichen werden mit Informationen gefüttert, die ihnen das Denken abnehmen oder sie zum Handeln veranlassen. Oder die Bildschirme ersetzen menschliche Gegenüber in Verkaufsstellen, die dadurch eingespart werden. So wird die Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren, unterbunden, vom kreativen Denken ganz zu schweigen. Erst Lord Arthur gibt den Sterblichen in letzter Sekunde wieder ihre guten Erinnerungen wieder. Und nach ein wenig Überlegen: auch ihre Sorgen. Denn nur beides zusammen macht sie zu Individuen.

Der Sprecher

Oliver Rohrbeck ist ja schon ein alter Hase im Synchronsprechergeschäft und in Sachen Hörspielserie (s. o.). Seine „normale“ Stimme eignet sich gut für Kinderstoffe, also Märchen, Fantasy und Ähnliches, denn sie erklingt nicht besonders tief oder autoritär, ist also sympathisch. Jedenfalls alles andere als furchteinflößend, schon gar nicht, wenn er mit der hohen Stimme einer weiblichen Figur spricht, oder sich gestelzt und säuselnd ausdrückt.

Doch da es in der Geschichte einige bedrohliche Situationen darzustellen gilt, muss Rohrbeck zu ein paar Hilfsmitteln greifen. Er kann ohne Weiteres seine Stimmlage absenken, um autoritär zu wirken, er kann sie aber auch verzerren, denn mehrfach wird durchs Telefon oder Megaphon gesprochen. Und wenn die Figuren denken, so spricht er mit einem deutlichen Halleffekt. Das sollte jedem jungen Zuhörer klarmachen, dass gerade nicht laut geredet wird.

Recht interessant ist die Stimme des fünften Teils des VERMÄCHTNISses. Ich verrate hier nicht, um was für ein Wesen es sich handelt – ein Blick auf das Titelbild genügt! Aber die Stimme ist leicht verzerrt und gedubbt, sodass sie weniger wie die eines Menschen als wie die eines Tieres klingt.

Die Musik

Die Hintergrundmusik von Andy Matern wird recht dezent und vielfältig eingesetzt. Sie drängt sich niemals in den Vordergrund, sondern bildet einen Klangteppich, der unterbewusst die Emotionen des Zuhörers steuert, die der jeweiligen Szene angemessen sind. Das kann sowohl bedrohlich als auch fröhlich, dynamisch oder entspannt wirken. Wer genau hinhört, kann hören, wie die einzelnen Motive wiederholt werden. Eines davon erinnerte mich stark an den Soundtrack von „Inception“.

Die Instrumente sind in der Regel elektronisch, nur bei einem wiederkehrenden Leitmotiv – eine kurze Abfolge von elegischen Tönen – wird ein elektrisches Piano eingesetzt. Geräusche gibt es keine. Ich fand die Musik, die überraschend häufig zu hören ist, sehr passend. Sie ist ernstgemeint und kein Kasperletheater, genau richtig für das Thema des Kampfes und der Eroberung des HAUSes.

Unterm Strich

Auch dieser fünfte Band des siebenteiligen Zyklus „Die Schlüssel zum Königreich“ wartet mit zahlreichen Rätseln, Wundern, Täuschungen, Gefahren und Kämpfen auf. Der junge (männliche?) Leser oder Zuhörer bangt mit Lord Arthur ebenso mit wie mit der jungen Blatt, die auf ihre eigene Art ums Überleben kämpfen muss.

Die Schurkin Lady Freitag ist von erlesener Pracht und Bedrohlichkeit. Sie beraubt die aus Krankenhäusern der Erde entführten Sterblichen nicht ihrer Körper, sondern ihrer Erfahrungen. Diese leitet sie an ihre Mitarbeiter weiter. Ein fieser Raubbau des HAUSes an den Bewohnern der Sekundären Reiche, sprich: an den Sterblichen, unter anderem an den Menschen der Erde. (Die Handlung spielt auf verschiedenen Welten.) Zur Aussage dieser Symbolik siehe meine Ausführungen oben.

Das Hörbuch

Der Sprecher Oliver Rohrbeck bietet dem Hörer, vor allem dem kindlichen Zuhörer ab 12 bis 13 Jahren, eine breite Palette von stimmlichen Tonlagen und Klang-Effekten, die zu einer Charakterisierung verschiedenster Wesen beitragen. Mit ein wenig Phantasie kann sich der Zuhörer daher die fremde Welt des HAUSes viel besser vorstellen.

Am Schluss bekommt Arthur eine Einladung von SAMSTAG. Ich bin schon gespannt darauf. Die Botschaft klingt nämlich verdächtig harmlos …

Fazit: Volle Punktzahl.

4 Audio-CDs mit 277 Minuten Spieldauer
Originaltitel: Lady Friday – The keys to the kingdom 5 (2007)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Axel Franken
ISBN-13: 9783785736708
www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)