Band 1: Der Stern der Pandora
Band 2: Die Boten des Unheils
Band 3: Der entfesselte Judas
Band 4: Die dunkle Festung
Mit „Die dunkle Festung“ schließt Peter F. Hamilton seine Commonwealth-Saga ab. Der geheimnisvolle Feind der Menschheit, der „Starflyer“, wird enttarnt und zum letzten Gefecht gestellt, auch der Konflikt mit den Primes strebt seinen Höhepunkt zu. Entweder die Primes gehen unter oder die Menschheit; es scheint keine Alternative zum eigenen Genozid oder dem Xenozid an den Primes zu geben. Das behagt dem von den Pfaden der Silfen heimgekehrten Ozzie nicht, während sein alter Partner Nigel Sheldon wesentlich pragmatischer denkt: Er hat für seine superreiche Dynastie bereits Generationsschiffe in Auftrag gegeben, mit denen er sich im Fall der Fälle absetzen kann …
Der letzte Band der Commonwealth-Saga schwächelt, denn aufregend Neues oder Überraschungen werden nicht geboten. Vielmehr enttäuscht Hamilton mit einem sehr vorhersehbaren und unnötig in die Länge gezogenen Ende. Es war schon lange absehbar, wer beziehungsweise was hinter dem „Starflyer“ steckt. Umso mehr verärgert Ozzies unvermutete Heimkehr von den Pfaden der Silfen. Hier lässt Hamilton alles offen; die Darstellung der mysteriösen Silfen selbst als Kosmo-Kasper mit Pickelhaube, ich übertreibe hier nicht, wirkt wie blanker Hohn und keinesfalls erheiternd. Ebenso bemüht wirkt die nebenbei angerissene Thematik des Xenozids, um dem eigenen Genozid zu entgehen. Interessant ist dabei der Familien-Aspekt, der erneut zeigt, wie stark dynastisch die Gesellschaft des Commonwealths organisiert ist. Die Nachkommen und Verwandten Nigel Sheldons haben nicht nur stets gute Jobs, sondern auch einen Platz an Bord der mit überwältigendem finanziellem Aufwand aus dem Boden gestampften Generationsschiffe sicher. Mellanie Rescorai hat erneut ihren Auftritt, wird sich aber von ihrer neuen, erweiterten Identität als Reporterin und Agentin der SI zurückentwickeln zum Callgirl der gesamten Menschheit, nur verschollene oder tote Charaktere entkommen ihrem enormen sexuellen Appetit.
Nach all dieser Kritik ist es Zeit für ein Resümee: Die |Commonwealth|-Saga entpuppt sich als breitgefächerte Space Opera, die mit ihrem sorgfältigen Weltentwurf punkten kann. Begeistert hat mich auch die fremdartige Zivilisation der Primes, zweifellos der Höhepunkt dieses Zyklus. Zahlreiche Subplots werden dem Genre der Space Opera gerecht, Action wird geboten, ebenso Krimielemente, die an Hamiltons „Mindstar“-Romane erinnern. Kurz, von allem etwas, mit einer Überportion Sex & Crime, meistens in Verbindung mit Mellanie. Leider hat Hamilton die unangenehme Unart, alle diese Themen nur anzuschneiden und sehr seicht über sie hinwegzugehen. Der |Sense of Wonder| der Silfen-Episode wird in diesem Roman brutal abgewürgt, der Handlungsfaden endet genauso im Nichts wie zahllose andere. Das gibt dem Commonwealth-Universum keineswegs Tiefe, auch wenn es nicht so flach ist wie seine Charaktere, trotz der unnötig aufgeblasenen Handlung. Space Opera gehört sicher nicht zu den tiefschürfendsten Genres, dennoch halte ich Hamiltons ausschweifende Oberflächlichkeit für unangebracht. Der Zyklus wurde für den deutschen Markt gar auf vier Bände aufgeteilt; im englischen Original sind es zwei extrem dicke Bücher, aus denen man ohne Verlust ein einziges hätte machen können und müssen.
Schade, denn das Commonwealth-Universum hat durchaus Potenzial. Mehr Fokus und eine bessere Charakterisierung zumindest einiger Figuren hätten gutgetan, doch das war noch nie Hamiltons Stärke. Ideen und faszinierende Universen zeichnen ihn aus, und hier schneidet die |Commonwealth|-Saga verglichen mit seinem älteren |Armageddon|-Zyklus leider erheblich schlechter ab.
Fans von Peter F. Hamilton werden bald mit neuen Lesestoff beliefert: Mit „The Dreaming Void“ erscheint im August der erste Band der |Void|-Trilogy. Diese ist laut Aussage des Autors noch „größer“ als |Commonwealth|-Saga und |Armageddon|-Zyklus zusammen. Hoffentlich bezieht sich Hamilton hier nicht auf eine aufgeblähte Handlung voller ausgelutschter Ideen; angesichts der Namensgebung möchte ich mir hier diesen Pessimismus erlauben.
Fazit:
Selbst eingefleischte Fans von Space Operas sollten einen weiten Bogen um das Commonwealth machen. Die wenigen genialen Passagen werden von einem Überfluss an unterdurchschnittlichen Mittelmaß erstickt. Hamilton wird seinen eigenen Standards in keiner Weise gerecht und bietet leider nur biedere und unappetitlich breitgewalzte Hausmannskost.
Taschenbuch: 800 Seiten
Originaltitel: Judas Unchained
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