Peter F. Hamilton – Die dunkle Festung (Commonwealth-Saga 4)

Hunderte von Jahren hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschheit heimlich manipuliert. Nun hat es einen Krieg angezettelt, der in der Zerstörung der bewohnten Systeme gipfeln soll. Der Feind: eine grässliche fremde Spezies, der Dutzende von Welten in die Hände fallen. Die Navy wehrt sich mit kriegsentscheidenden Superwaffen, muss jedoch feststellen, dass die gegnerische Flotte ebenso gut bewaffnet ist. Wie der Gegner an diese Waffen gelangt ist, bleibt ein Rätsel. Wurde das streng geheime Verteidigungsprojekt von den Agenten unterwandert? Oder ist die Wahrheit sogar noch schlimmer? (Verlagsinfo)

Der Konflikt der Menschheit mit den Primes, einer kriegerischen Spezies, spitzt sich zu … Das Commonwealth steckt eine Niederlage nach der anderen ein … Steckt hinter alledem ein geheimnisvolles Wesen namens Starflyer? Oder gibt es Verräter im System? Abschluss der erfolgreichen Commonwealth-Saga von Peter F. Hamilton. (Amazon.de)


Die Commonwealth-Saga bei BUCHWURM

Vol. 1: Pandora’s Star, 2004

Band 1: Der Stern der Pandora, Bastei Lübbe, 2006, ISBN 3-404-23290-9
Band 2: Die Boten des Unheils, Bastei Lübbe, 2006, ISBN 3-404-23293-3

Vol. 2: Judas Unchained, 2005

Band 3: Der entfesselte Judas, Bastei Lübbe, 2006, ISBN 3-404-23330-1
Band 4: Die dunkle Festung, Bastei Lübbe, 2007, ISBN 3-404-23304-2

Der Autor

Peter F. Hamilton, am 2. März 1960 im kleinsten englischen Verwaltungsbezirk Rutland geboren, wo er heute noch lebt, ist ein Senkrechtstarter im Feld der Science-Fiction. Erst ab 1987, als er eigentlich am Fließband arbeitete, musste er sich nach einem Broterwerb umsehen, den er von zu Hause verrichten konnte, damit er seine erkrankte Mutter pflegen konnte. Bereits 1989 verkaufte er seine erste Story „Death Day“ und kündigte seinen ersten Roman an: „Mindstar Rising“. Der erschien denn auch 1993 bei |Pan Books|: „Mindstar: Die Spinne im Netz“ (1998). Es war der erste Band der „Mindstar“-Trilogie, in der 1994 „A Quantum Murder“ und 1995 „The Nano Flower“ (beide 1999 bei |Bastei Lübbe| erschienen) folgten.

Seinen wirklichen Durchbruch erzielte Hamilton mit seiner Space-Opera-Trilogie „Night’s Dawn“ – deutsch als „Armageddon-Zyklus“ ab 1999 veröffentlicht. Er wird heute als wichtiger Neuerer dieses Subgenres betrachtet. Danach folgte bislang der Actionroman „Fallen Dragon“, der bei uns als in zwei Bänden als „Der Drachentempel: Sternenträume“ und „Der Drachentempel: Drachenfeuer“ erschien. „Der Dieb der Zeit“ ist also in thematischer Hinsicht ein Ausreißer. Den hatte sich Hamilton vertraglich ausbedungen. Zu seinem Vorteil. „Dieb der Zeit“ belegt, dass Hamilton mehr kann als einen Actionromanwälzer nach dem anderen zu produzieren.

Offizielle Homepage des Autors:http://www.peterfhamilton.co.uk/

Der Armageddon-Zyklus (Night’s Dawn Trilogy)

Vol. 1: The Reality Dysfunction, 1996

Band 1: Die unbekannte Macht, Bastei Lübbe, 1999, ISBN 3-404-23221-6
Band 2: Fehlfunktion, Bastei Lübbe, 1999, ISBN 3-404-23222-4

Vol. 2: The Neutronium Alchemist, 1997

Band 3: Seelen-Gesänge, Bastei Lübbe, 2000, ISBN 3-404-23227-5
Band 4: Der Neutronium-Alchimist, Bastei Lübbe, 2000, ISBN 3-404-23228-3

Vol. 3: The Naked God, 1999

Band 5: Die Besessenen, Bastei Lübbe, 2001, ISBN 3-404-23233-X
Band 6: Der nackte Gott, Bastei Lübbe, 2001, ISBN 3-404-23234-8

Handlung

Mit „Die dunkle Festung“ schließt Peter F. Hamilton seine Commonwealth-Saga ab. Der geheimnisvolle Feind der Menschheit, der „Starflyer“, wird enttarnt und zum letzten Gefecht gestellt, auch der Konflikt mit den Primes strebt seinem Höhepunkt zu. Entweder die Primes gehen unter oder die Menschheit; es scheint keine Alternative zum eigenen Genozid oder dem Xenozid an den Primes zu geben.

Das behagt dem von den Pfaden der Silfen heimgekehrten Ozzie nicht, während sein alter Partner Nigel Sheldon wesentlich pragmatischer denkt: Er hat für seine superreiche Dynastie bereits Generationsschiffe in Auftrag gegeben, mit denen er sich im Fall der Fälle absetzen kann …

Mein Eindruck

Der letzte Band der Commonwealth-Saga schwächelt, denn aufregend Neues oder Überraschungen werden nicht geboten. Vielmehr enttäuscht Hamilton mit einem sehr vorhersehbaren und unnötig in die Länge gezogenen Ende. Es war schon lange absehbar, wer beziehungsweise was hinter dem „Starflyer“ steckt. Umso mehr verärgert Ozzies unvermutete Heimkehr von den Pfaden der Silfen. Hier lässt Hamilton alles offen; die Darstellung der mysteriösen Silfen selbst als Kosmo-Kasper mit Pickelhaube, ich übertreibe hier nicht, wirkt wie blanker Hohn und keinesfalls erheiternd. Ebenso bemüht wirkt die nebenbei angerissene Thematik des Xenozids, um dem eigenen Genozid zu entgehen.

Interessant ist dabei der Familien-Aspekt, der erneut zeigt, wie stark dynastisch die Gesellschaft des Commonwealths organisiert ist. Die Nachkommen und Verwandten Nigel Sheldons haben nicht nur stets gute Jobs, sondern auch einen Platz an Bord der mit überwältigendem finanziellem Aufwand aus dem Boden gestampften Generationsschiffe sicher. Mellanie Rescorai hat erneut ihren Auftritt, wird sich aber von ihrer neuen, erweiterten Identität als Reporterin und Agentin der SI zurückentwickeln zum Callgirl der gesamten Menschheit, nur verschollene oder tote Charaktere entkommen ihrem enormen sexuellen Appetit.

Nach all dieser Kritik ist es Zeit für ein Resümee: Die |Commonwealth|-Saga entpuppt sich als breitgefächerte Space Opera, die mit ihrem sorgfältigen Weltentwurf punkten kann. Begeistert hat mich auch die fremdartige Zivilisation der Primes, zweifellos der Höhepunkt dieses Zyklus. Zahlreiche Subplots werden dem Genre der Space Opera gerecht, Action wird geboten, ebenso Krimielemente, die an Hamiltons „Mindstar“-Romane erinnern. Kurz, von allem etwas, mit einer Überportion Sex & Crime, meistens in Verbindung mit Mellanie. Leider hat Hamilton die unangenehme Unart, alle diese Themen nur anzuschneiden und sehr seicht über sie hinwegzugehen.

Der |Sense of Wonder| der Silfen-Episode wird in diesem Roman brutal abgewürgt, der Handlungsfaden endet genauso im Nichts wie zahllose andere. Das gibt dem Commonwealth-Universum keineswegs Tiefe, auch wenn es nicht so flach ist wie seine Charaktere, trotz der unnötig aufgeblasenen Handlung. Space Opera gehört sicher nicht zu den tiefschürfendsten Genres, dennoch halte ich Hamiltons ausschweifende Oberflächlichkeit für unangebracht. Der Zyklus wurde für den deutschen Markt gar auf vier Bände aufgeteilt; im englischen Original sind es zwei extrem dicke Bücher, aus denen man ohne Verlust ein einziges hätte machen können und müssen.

Schade, denn das Commonwealth-Universum hat durchaus Potenzial. Mehr Fokus und eine bessere Charakterisierung zumindest einiger Figuren hätten gutgetan, doch das war noch nie Hamiltons Stärke. Ideen und faszinierende Universen zeichnen ihn aus, und hier schneidet die |Commonwealth|-Saga verglichen mit seinem älteren Armageddon-Zyklus leider erheblich schlechter ab.

Unterm Strich:

Selbst eingefleischte Fans von Space Operas sollten einen weiten Bogen um das Commonwealth machen. Die wenigen genialen Passagen werden von einem Überfluss an unterdurchschnittlichen Mittelmaß erstickt. Hamilton wird seinen eigenen Standards in keiner Weise gerecht und bietet leider nur biedere und unappetitlich breitgewalzte Hausmannskost.

Hinweis

Fans von Peter F. Hamilton werden „bald“ – vom Jahr 2007 aus gesehen – mit neuen Lesestoff beliefert: Mit „The Dreaming Void“ erscheint der erste Band der |Void|-Trilogy. Diese ist laut Aussage des Autors noch „größer“ als Commonwealth-Saga und Armageddon-Zyklus zusammen. Hoffentlich bezieht sich Hamilton hier nicht auf eine aufgeblähte Handlung voller ausgelutschter Ideen; angesichts der Namensgebung möchte ich mir hier diesen Pessimismus erlauben.

Taschenbuch: 800 Seiten
Originaltitel: Judas Unchained, 2005
ISBN-13: 978-3404233045

www.peterfhamilton.co.uk
www.luebbe.de

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