Robert Corvus – Weißes Gold (Schwertfeuer-Saga 2)

Die Söldnerlegion Klingenrausch hat auf dem vergangenen Feldzug herbe Verluste erlitten. Mächtige Feinde im Rat von Eisen und Gold erschweren jedoch neue Rekrutierungen. Zudem ist der Mord an einem Offizier ungeklärt – gibt es Verräter in den eigenen Reihen? Die junge Kampfherrin Eivora verdächtigt eine Freundin, aber ihr fehlen Beweise. Diese will sie erlangen, indem sie sich mit zwei Bannern in den Dienst eines Rivalen stellt. Er könnte wissen, wer hinter dem Mord steckt – und er braucht dringend Beistand auf einer Wallfahrt, die ihn durch das Land entschlossener Feinde führt. Bald findet sich Eivora mit ihren Gefährten Fiafila-Ignuto und Gonter nicht nur inmitten von Rivalen und Verrätern wieder, sondern auch in einem Kampf zwischen Göttern und Dämonen.
(Verlagsinfo)

Es kriselt im Klingenrausch.
Als im ersten Band der Heerführer ermordet wurde, war der Fortbestand dieser Söldnerlegion dessen Tochter Eivora zu verdanken. Doch nach bestandener Prüfung regt sich Widerstand, und das nicht nur außerhalb der Legion. Als Eivora und ihr Gefährte beinahe einem Hinterhalt der konkurrierenden Blutkrähen zum Opfer fällt, ist es auch noch einer von dessen ehemaligen Kampfherren, die mit einem neuen Kontrakt zum Klingenrausch kommen.


Diese Reihe entwickelt sich weiter düster und blutrünstig. Mit dem vorliegenden zweiten Band erzählt Robert Corvus von Konsolidierungsbemühungen. Da ist einmal Eivora, der bisher tragende Hauptcharakter. Sie ist eine lausige Nahkämpferin, doch ihre immer wieder genannten Künste mit der Armbrust können bisher auch nicht überzeugen. Irgendwie schafft sie es jedoch, zu überleben und den ihr unterstellten Teil des Klingenrausches, das Sturmbanner, erneut zum Erfolg zu führen. Das hindert ihre Untergebenen allerdings noch lange nicht daran, ihr das Leben schwer zu machen und sie weiterhin mit Skepsis zu betrachten. Noch steht die überragende Leistung aus, die einen Kampfherren ausmacht.

Interessanter ist eigentlich die im ersten Band so überraschend vereinnahmte Priesterin und jetzige Dämonenavatar Fiafila-Ignuto. Das Konstrukt eines Avatars der jenseitigen Mächte des Feuers und Blutes, der sogenannten Dämonen im Gegensatz zu den Göttern, ist Corvus sehr gut gelungen – und es enthält das explosivste Konfliktpotenzial. Heute werden wir Zeuge, wie aus dem Weltbild, dem Glauben und der Ehre beinahe eine GRRM-sche Protagonistenschlachtung vollzogen worden wäre. Doch existiert hier kein ähnlich interessanter Gegenpart zu Eivora, als dass sie ernsthaft in Gefahr gewesen wäre. Die Avatar selbst entwickelt sich nicht ganz so konfliktträchtig weiter, wie ich das erhofft hatte. Immerhin geht es in eine etwas andere Richtung mit ihr weiter als erwartet, als der Homunkulus selbst ebenfalls neue Wege zu gehen lernen muss. Hier tun sich die Abgründe auf, die Einblicke in die mystischen Kräfte der Welt.

Der Gefährte Eivoras, der Prinz Gonter, ein hervorragender Schwertkämpfer auf dem Fechtboden, dagegen im blutigen Kampf völlig unerfahren, schlägt ebenfalls einen Weg ein, sich in der Söldnertruppe zu behaupten. Das schmeckt nicht jedem gut, löst aber erzählerisch neue Möglichkeiten aus.

Dann begleiten noch einige Nebenfiguren diese Queste, am interessantesten sicherlich die sadistische Prekesta. Hier kommt es zu schnell für meinen Geschmack zu einer vorläufigen Einigung, aber auch hier ist der letzte Vers noch nicht gesungen und noch viel Raum für Blut und Spektakel.

Erzählerisch offenbart der Band eine recht einfache, klassische Fantasy-Struktur: Die Söldnerlegion als einfassendes Element zieht natürlich die typische Queste an, denn so offenbart sich auch diesmal wieder der Kontrakt, den es zu erfüllen gilt. Diese Struktur ist wie ein Faden, dem Corvus als Erzähler folgt und mit den unterschiedlichen Begebenheiten verknüpft, an denen seine Charaktere sich entwickeln. Hin und wieder rückt der Stil des Autors ins Bewusstsein, zum Beispiel in seinem Bemühen, eine Kampfszene auszugestalten. Er schafft es auch, ein detailiertes Bild zu erzeugen – es fehlt ihm nur etwas die Leichtigkeit, dies mit wenigen Worten zu beleben.

Diese Welt, mit ihren Kräften und Vorstellungen, ihrer blutrünstigen Gewalt und Ehrenhaftigkeit, steht inzwischen stimmig und klar über der Geschichte. Es fällt leicht, hier einzutauchen und den Handlungen zu folgen, und noch ist genug im Verborgenen, was befreit und ausgearbeitet zu werden wert ist. Sieht man also den Verlauf der Geschichte selbst als Beiwerk und die Entwicklung der Welt und der Protagonisten als Thema des Romans, hat man hier sehr viel Freude und erlebt neue interessante Seiten, nicht nur bluttriefend und übersinnlich, sondern auch zwischenmenschlich.

Mit dem Titel »Weißes Gold« kann ich mich auch nach der Lektüre nicht anfreunden. Einziger Bezugspunkt zwischen diesem Titel und dem Inhalt ist das Salz der Wüste, ein wichtiger Abschnitt zur Bewältigung der Queste, ja, und tragender Angelpunkt des Nebenkonfliktes für den Auftraggeber aus den Reihen der Blutkrähen, aber für Eivora und ihr Sturmbanner eher als Episode einzustufen. Dies als namensgebend, als tragenden Konflikt für den Roman zu erwählen, erschließt sich mir nicht, hier tritt anscheinend der Wunsch nach Wiedererkennung, nach Schaffung einer Marke in den Vordergrund des Marketings. Was mit Blick auf den Seriennamen »Schwertfeuer-Saga« eigentlich überflüssig ist.

Insgesamt bietet Robert Corvus mit diesem Roman eine Vertiefung der Welt seiner Söldnerlegion und Dämonen, bleibt bei all der Gewalt doch erstaunlich licht und lässt seine Figuren neue Entwicklungen vollziehen. Die Handlung der nächsten Romane darf ruhig etwas überraschender sein, und auch das dunkle Potenzial der Welt freut sich auf Erstarkung. Richtig böse, gefallene Existenzen passen hier noch hervorragend hinein, um die ganze Macht der dämonischen Seite auszuarbeiten. Darauf freue ich mich und hoffe, mit dem Folgeband »Grünes Gold« findet die Reihe noch nicht ihr Ende.

Broschiert: 384 Seiten
Originalausgabe
ISBN: 9783492280761
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