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Krock, Jeanine – Venuspakt, Der

Nuriya und ihre Schwestern sind etwas Besonderes: sie stammen von Feen ab. Aber während Estelle und Selena mit ihrem Erbe keine Probleme haben, lehnt Nuriya ihre Magie ab und hat sie im hintersten Winkel ihres Selbst eingemauert. Bis sie auf Kieran trifft. Der gutaussehende Vampir mit der ausgeprägten Aura von Arroganz und Gefährlichkeit bringt einige ungeahnte Wesenszüge in ihr zum Vorschein. Selbstvertrauen gehört allerdings nicht so sehr dazu. Das liegt vor allem an seinem unmöglichen Benehmen, das mal von eisiger Distanz, mal von unterdrückter Leidenschaft geprägt ist.

Was Nuriya nicht weiß: Sie selbst ist eine Auserwählte, vom Feenvolk dazu bestimmt, den Pakt zwischen Feen und Vampiren zu erneuern und so den Frieden zwischen beiden Völkern zu garantieren. Nur dass da einige Feen und Vampire überhaupt keinen Wert auf die Erneuerung des so genannten Venuspaktes legen …

|Charaktere|

Nuriya ist ein etwas widersprüchlicher Charakter. Einerseits ist sie eher schüchtern und wenig selbstbewusst, unter anderem deshalb, weil sie sich zum einen hässlich findet und zum anderen ihre Magie nicht mag, die trotz aller Verweigerung einen Großteil ihres Wesens bestimmt. Andererseits faucht sie wie eine Wildkatze, wenn ihr etwas nicht passt, und liefert sich mit einer Meisterin fernöstlicher Kampfkunst ein ebenbürtiges Duell! Diese Mischung aus Mauerblümchen und trotzigem Kobold entwickelt einen ganz eigenen Charme.

Kieran dagegen fällt fast ein wenig ins Klischee ab. Er ist natürlich überaus sexy, überaus mächtig und überaus dominant. Und natürlich befindet sich unter dieser Machistoschale ein empfindsames und sehr einsames Herz. Was ihn vor dem endgültigen Abschied bewahrt, ist die frei von Kitsch und Pathos erzählte Rückblende auf seine gescheiterte Ehe. Und auch die Darstellung seiner inneren Zerrissenheit im Zusammenhang mit Nuriya ist der Autorin gut gelungen.

Der Bösewichte gibt es diesmal zwei, wobei die eine eher wie ein verzogenes Kind wirkt, obwohl sie die größere Macht von beiden besitzt. Der andere dagegen kann ebenso viel Arroganz und Machogehabe vorweisen wie Kieran, allerdings auf eine weit unangenehmere Art und Weise. Er gehört zu der Sorte Männer, für die die Zurückweisung durch eine Frau automatisch das Recht bedeutet, an allen weiblichen Wesen der Welt grausame Rache zu nehmen. Dabei liegt ihm natürlich in keiner Weise etwas an irgendeiner Frau, sondern lediglich daran, Macht über andere zu haben. Charaktere wie diesen findet man ziemlich häufig.

Die Charakterzeichnung insgesamt kann man durchaus als stimmig und gut bezeichnen, auch wenn Kieran und sein Gegenspieler doch ein wenig arg in derzeit gängigen Schablonen hängen geblieben sind. Durch Rückblicke in die Vergangenheit wurden Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen aller wichtigen Figuren nachvollziehbar, die einzelnen Personen haben durchaus ein eigenes Profil.

|Erzählwelt|

Der Hintergrund ist abwechslungsreicher geraten als der Personenentwurf. Jeanine Krock hat der Welt der Vampire eine regelrechte Organisation gegeben, die ein wenig an mafiöse Strukturen erinnert. Es gibt einen Rat, dem sowohl die Gesetzgebung als auch die Gerichtsbarkeit obliegen, für die schmutzige Vollstreckungsarbeit gibt es dann Leute, die man damit beauftragen kann. Die Mitglieder des Rates gehören diversen Clans und Familien an, die unterschiedlich mächtig sind. Was dieses System von der Mafia unterscheidet, ist, dass hier nicht persönliche Bereicherung im Vordergrund steht, sondern die Bewahrung der Existenz der – ja, man könnte sagen: Untergrundgesellschaft. Dazu gehören nicht nur Vampire und Feen, sondern zum Beispiel auch Werwölfe; wobei zu erwähnen ist, dass, obwohl die Feen hier als Vertreter des Lichts auftreten, sie deshalb durchaus nicht alle gut und freundlich sind. Vielmehr entspricht ihre Ausarbeitung eher dem keltischen Vorbild von Wesen, die keine echten Gefühle kennen und sich im Grunde nur um ihre eigenen Belange scheren.

Der geschichtliche Hintergrund dieser Gesellschaft wird nur kurz angerissen, was nicht weiter verwundert, denn die Autorin erzählt ihre Geschichte auf nur 230 Seiten, in denen Nuriya nicht nur erst einmal vom Venuspakt erfahren muss, sondern sich auch noch mit dessen Gegnern herumschlagen und den Kampf gewinnen muss. Trotzdem findet die Autorin Zeit, einige Verwicklungen anzulegen und Nuriya ein paar Dummheiten begehen zu lassen, wie ihre Bewacher an der Nase herumzuführen oder sich einfach heimlich davonzustehlen. Dass eine davon sie letztlich in eine höchst gefährliche Situation bringt, war abzusehen. Das hat nicht nur den Spannungsbogen gestrafft, sondern auch dazu geführt, dass ich mich über die Heldin ziemlich geärgert habe, aber meist ist es eben doch so, dass die Dramaturgie über die Vernunft siegt!

|Insgesamt|

Nun bin ich ja wahrhaftig nicht der Experte, was Vampirromane angeht. Genau genommen war „Der Venuspakt“ mein allererster, und ich habe keine Ahnung, was Liebhaber dieses Genres üblicherweise von ihrer Lektüre erwarten. Ich kann deshalb nur von mir selbst ausgehen und als Anhaltspunkt lediglich die Bücher von Anne Bishop heranziehen, die sich aufgrund ihres düsteren Weltentwurfs am ehesten mit Jeanine Krocks Geschichte vergleichen lassen. Das Ergebnis war, dass „Sebastian“ und der Zyklus der Schwarzen Juwelen mir noch ein bisschen besser gefallen haben. Obwohl ich den „Venuspakt“ wirklich nicht schlecht fand, empfand ich den Erzählstil von Anne Bishop intensiver und eindringlicher, ihre Charaktere lassen sich in keine Schubladen stecken, und ihre Welten sind noch ein gutes Stück ungewöhnlicher als im „Venuspakt“, der im Grunde in unserer Welt spielt, nur eben verborgen im Untergrund.

So ist „Der Venuspakt“ zwar vielleicht nicht der ultimativ geniale Vampirroman, aber er ist in sich stimmig, spannend und interessant zu lesen. Nicht mein absoluter Favorit, aber trotzdem ein sehr gutes Buch.

Was den Verlag angeht, so hat er ein wirklich wunderschönes Cover entworfen, das in diesem speziellen Fall nicht unerheblich zu meinem Interesse am Inhalt beigetragen hat. Das Innenleben war allerdings nicht so toll, was nicht an der erzählten Geschichte lag, sondern am schlechten Lektorat. Da standen Hauptwörter in der Einzahl, obwohl die dazugehörigen Eigenschaftswörter in der Mehrzahl standen, stellenweise fehlten Wörter, ja sogar ganze Teilsätze. Dabei musste das Buch nicht einmal übersetzt werden. Das muss besser gehen.

_Jeanine Krock_ stammt aus Braunschweig und war in den Achtzigern viel in der Punkszene unterwegs, schrieb für Gothic- und Vampir-Fanzines. Sie war viel auf Reisen, war als Kostümbildnerin und in der Modelbranche tätig. Ihre Vorliebe für Vampire, Schottland und verwinkelte Burgen haben sich ebenso wie ihre Kontakte zur Gothic-Szene in ihren Büchern bemerkbar gemacht. Außer „Der Venuspakt“ hat sie den Roman „Wege in die Dunkelheit“ verfasst sowie an diversen Anthologien mitgeschrieben.

Autorin


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Krock, Jeanine – Wege in die Dunkelheit. Ein Vampirroman

Jeanine Krock hat mit ihrem Romandebüt „Wege in die Dunkelheit“ (die Ähnlichkeit des Titels mit dem Urgestein aller Vampirportale – pathwaytodarkness.com – ist nicht von der Hand zu weisen) einen dichten und wirklich spannenden Vampirroman vorgelegt, der gleichzeitig einen Einblick in die Gothic-Szene der 80er Jahre bietet und fast nebenbei einen ganzen Vampirmythos aufbaut. Daher bleibt kaum verhüllt, „wo“ die Autorin herkommt: Gothic-Szene und Vampirwirklichkeit bedingen sich in „Wege in die Dunkelheit“ gegenseitig – die Faszination an der dunklen Seite der Existenz, das theatralische Pathos, das Kokettieren mit melancholischen Zuständen und tiefen Gefühlen bringen Vampire und Mitglieder der Subkultur unweigerlich zusammen.

Die Geschichte startet in Deutschland mit dem jungen Nik, der auf einem Konzert an die überirdisch schöne Shamina gerät. Selbige Shamina ist natürlich eine Vampirin und ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts grünäugig, sinnlich und unwiderstehlich. Nik ist sofort Feuer und Flamme und vergisst darüber seine – zugegebenermaßen – nervtötende Freundin Katharina. Shamina wiederum, durchaus von Nik angetan, hat keine Möglichkeit, aus den Verpflichtungen ihres Vampirismus auszubrechen, wird sie doch von ihrem Master Sylvain aufgefordert, ihm bei der Vernichtung eines urbösen Vampirs zu helfen.

So wandert die Handlung von der westdeutschen Provinz ins brodelnde Berlin, ins absolut überschäumende London und auf Sylvains englischen Landsitz. In Flashbacks erfährt der Leser darüberhinaus so einiges über die handelnden Vampire. Vor einer farbenfrohen historischen Kulisse gibt es da rauschende Feste und Straßenräuber, unsterbliche Diener und einen nie enden wollenden Vorrat an Blut.

Es ist schwierig zu entscheiden, wo man bei „Wege in die Dunkelheit“ ansetzen soll. Das Buch ist so voll von Ideen, Handlungssträngen und Themenkomplexen, dass man daraus ohne Probleme eine ganze Romanreihe hätte machen können, ohne dass dem Leser langweilig würde. Mehr noch, es hätte der Autorin die Möglichkeit gegeben, bestimmte Situationen nicht nur anzureißen und den historischen Hintergrund der Vampire deutlicher auszuleuchten. So aber werden ganze Handlungsstränge (beispielsweise Shaminas Vampirwerdung) nur kurz rekapituliert und damit Potenzial verschenkt. Ebenso ergeht es dem eigentlichen Knackpunkt des Romans, nämlich der geplanten Vernichtung des Oberschurken Ludovico, die blass und schablonenhaft bleibt und auf minimalem Raum abgehandelt wird. Auf die Charakterisierung der Gefahr, die von Ludovico (der nie wirklich auftaucht) ausgehen soll, wird überhaupt keine Tinte verwandt und man wird den Eindruck nicht los, dass er nur ein |plot device| ist, um die Vampire zusammenzuführen.

Wirklich gelungen ist dagegen die Beschreibung der deutschen und englischen Subkultur. Von der Darstellung von Bands bis zur ausführlichen Beschreibung von Hairstyles und Klamotten ist alles vertreten. Der dazugehörige Lebenstil komplett mit übertriebenen Gefühlen und plötzlichen Liebesbezeugungen durchtränkt den gesamten Roman und man ist klar im Vorteil, wenn man eine Gothic-Affinität besitzt. Ansonsten kann einem beim hohen Pathos-Grad schnell schwindelig werden. Hier werden sich jedoch auch die Leser finden, für die „Wege in die Dunkelheit“ wie auf den Leib geschneidert ist. Das Buch ist eine relativ unverhüllte, zweihundert Seiten lange Wunschvorstellung vom Vampirismus, die sich nicht damit abmüht, die damit verbundenen Problematiken zur Sprache zu bringen. Krocks Vampire sind durchweg menschenliebende Humanisten, die zur Blutbeschaffung natürlich nie jemanden töten würden – zumindest wenn es sich um die richtige Gruppe Menschen handelt. Einen Pulk Skins genüsslich um die Ecke zu bringen, bereitet ihnen dagegen keine moralischen Kopfzerbrechen.

Für Anhänger der schwarzen Subkultur sollte „Wege in die Dunkelheit“ also ein wahres Fest sein, der Durchschnittsleser wird aber ebenso gut unterhalten. Trotz der Schwächen (und der positiven Schwäche, dass das Buch ruhig hätte länger sein können), schafft es Krock, den Leser zu fesseln und zu unterhalten und ein breites Panoptikum an Schauplätzen und Figuren zu präsentieren. Die Verbindung des Vampirthemas mit der Gothic-Szene ist für das deutsche Genre ein Novum und schon daher die Lektüre wert.

Was abschließend noch erwähnt werden sollte, ist, dass dem Roman ein wirkliches Lektorat fehlt. Nicht nur hätte das den Stil an einigen Stellen geglättet, sondern dem Buch auch sonst eine „runde“ Form gegeben. Scheinbar war man sich aber bei |Ubooks| nicht ganz sicher, ob man nun die neue oder alte Rechtschreibung benutzen solle. Und um eine Entscheidung zu vermeiden, wurde einfach alles durcheinander verwendet. Das Gleiche gilt für die Zeichensetzung, besonders, wenn es um die wörtliche Rede geht. Da werden munter verschiedene Anführungszeichen verwendet, ohne darauf zu achten, wie diese mit den normalen Satzzeichen korrespondieren sollten. Man muss kein Grammatikgenie sein, um über solche wilden Satzkonstruktionen Verwunderung zu empfinden.