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Pax, Rebekka – Flammenmond (Vampirjäger 2)

_|Vampirjäger|:_

Band 1: [„Septemberblut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7976
Band 2: _“Flammenmond“_

[„Septemberblut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7976 war eine ziemlich unüberraschende Romantic Fantasy aus der Feder einer deutschen Autorin. Es gab die üblichen Klischees zu bestaunen: Ein einzelgängerischer und mysteriöser Vampir, der an eine unschuldige Maid gerät, woraufhin die beiden in unsterblicher Liebe zueinander entbrennen. Eine Geschichte, wie man sie auf die eine oder andere Weise wohl schon Dutzende Male gelesen hat. Im zweiten Band von Rebekka Pax‘ Reihe um den jahrhundertealten Vampir Julius Lawhead und seine menschliche Geliebte Amber geht es gar nicht mehr in erster Linie um die beiden: In „Flammenmond“ stehen stattdessen Julius‘ Freund Brandon und dessen Freundin Christina im Mittelpunkt. Und das ist gut so. Denn wenn der erste Band „Septemberblut“ vor allem daran krankte, dass es fast ausschließlich um die mäßig interessante Liebesgeschichte zwischen Amber und Julius ging, bekommt Rebekka Pax im zweiten Band elegant die Kurve und nimmt den Leser mit auf einen vampirischen Road Trip, der mit allerlei spannenden Momenten aufwarten kann.

Brandon und Christina sind am Anfang des Romans unterwegs in Brandons Vergangenheit, mit der er endlich Frieden schließen will. Doch dieser Versuch geht gründlich nach hinten los, denn bald werden die beiden von dem Vampir Nathaniel Coe aufgegriffen. Dieser ist Brandons alter Meister, ein sadistischer Vampir, den alle für tot gehalten hatten. Doch nun hat er Brandon wieder in seinen Fängen und will ihn prompt behalten – etwas, das Julius unmöglich zulassen kann. Und so macht er sich mit Amber und einem vampirtauglich umgebauten Wohnwagen auf ins Indianergebiet, um mittels Diplomatie Brandon zurückzuholen. Doch diese Mühlen mahlen langsam und bevor Julius irgendwelche Fortschritte machen kann, hat Nathaniel Brandons Geist schon so weit zerstört, dass dieser sich nur noch nach dem Tod sehnt. Und das auch noch, als Julius ihn endlich befreien kann. Was also tun? Ein selbstmordgefährdeter Vampir ist sicherlich keine gute Gesellschaft für seine Mituntoten.

Nachdem L. A. in Pax‘ Erstling „Septemberblut“ bisweilen recht steril wirkte, kann sie nun in „Flammenmond“ mit lebendigen und interessanten Settings punkten. Die Beschreibungen der Stationen des Road Trips, die besuchten Siedlungen und nicht zuletzt die Einblicke in das Leben der amerikanischen Indianer sind originelle Einfälle, die man so vielleicht nicht in einem Vampirroman erwarten würde und die deshalb umso mehr Wirkung entfalten. Pax nimmt sich viel Zeit, um die heutige Indianerkultur lebendig werden zu lassen und wer „Ein Mann, den sie Pferd nannten“ gesehen hat, wird wahrscheinlich bei der Lektüre ein Déjà-vu erleben. Den dort gezeigten „Sonnentanz“, einen indianischen Ritus, bei dem sich die tanzenden Krieger mit Holzpflöcken die Haut durchstechen und vier Tage und Nächte um einen Baum tanzen, findet man an zentraler Stelle in „Flammenmond“ wieder. Mit großer Detailverliebtheit und angemessenem Respekt vor der indianischen Kultur widmet Rebekka Pax einen großen Teil ihres Romans Brandons Suche nach seinen indianischen Wurzeln. Dabei nimmt sie in Kauf, dass der Leser – wie Julius im Roman – befremdet auf die unbekannten Riten und Traditionen reagiert. Doch in dieses Befremden mischen sich zunehmend Faszination und Respekt. Nachdem sich Generationen von Autoren französische, amerikanische, russische und manchmal auch japanische Vampire ausgedacht und auf den Buchmarkt losgelassen haben, ist Rebekka Pax vermutlich die erste, die ihrem Publikum einen Indianer als Vampir präsentiert. Interessante Wahl …

Rebekka Pax lässt ihre männlichen Protagonisten offensichtlich gern leiden, allerdings nimmt man Brandon die Rolle des tragischen Helden eher ab als Julius in „Septemberblut“, der gern weinerlich und unentschlossen beim Leser rüberkam. Brandons Charakter jedoch hat echte Brüche und so folgt man seiner Reise mit wirklichem Interesse. Julius und Amber spielen diesmal die zweite Geige – und das tut dem Buch unheimlich gut.

_Insgesamt muss man_ Rebekka Pax eine wirklich positive Entwicklung bescheinigen. „Septemberblut“ war noch sehr geradlinig gestrickt und bot kaum Überraschungen für den Leser. In „Flammenmond“ gelingt es Pax dann plötzlich, ihre Settings und Charaktere tatsächlich zum Leben zu erwecken. Es passiert generell mehr und das, was passiert, ist durchdachter und fesselnder. Und im Gegensatz zu dem eindimensionalen Bösewicht ihres Erstlings hat sie mit Nathaniel Coe hier nun einen herrlichen Schurken geschaffen, den man mit jeder Faser hassen kann. Schließlich ist Coe mehr als das reine Abziehbild des Bösewichts – er ist ein Charakter mit einer eigenen Geschichte. Und das verleiht dem zentralen Konflikt des Romans mehr Tiefe.

Wer nach „Septemberblut“ aufgeben wollte, der sollte „Flammenmond“ auf jeden Fall noch eine Chance geben. Leser, die schon den Erstling mochten, werden mit Freude feststellen, dass sich Rebekka Pax als Schriftstellerin steigern konnte.

|Taschenbuch: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3548282497|
http://www.ullsteinbuchverlage.de

Pax, Rebekka – Septemberblut (Vampirjäger 1)

_|Vampirjäger|:_

Band 1: _“Septemberblut“_
Band 2: „Flammenmond“

_In „Septemberblut“ von Rebekka Pax_ geht es manchmal durchaus um Blut und der Roman spielt im September. Ansonsten ist der Titel ziemlich irrelevant und austauschbar, lässt er doch kaum erahnen, worum es eigentlich gehen soll. Nämlich darum: In L. A. macht ein Vampirjäger namens Frederik mittels eines magischen Messers Jagd auf Vampire. Diese wollen Frederik natürlich stoppen und das Messer an sich bringen. Doch bevor es dazu kommen kann, wählt Frederik den Freitod. Das Messer geht daraufhin an seine Schwester Amber, die ein beschauliches und völlig durchschnittliches Leben führt. Bis sie ihr Erbe antritt und es plötzlich mit allerlei Monstern zu tun bekommt.

Julius hingegen ist ein 200 Jahre alter Vampir, der für seinen Meister die Drecksarbeit erledigt und die Stadt von Vampiren säubert, die sich nicht an die Gesetze halten. Er soll für seinen Meister Curtis das Messer besorgen – und zwar bevor der böse Vampir Gordon es in die Finger bekommt. Curtis trägt Julius auf, Amber per Siegel zu seiner Dienerin zu machen und so quasi durch sie Gewalt über das Messer zu bekommen. Der Plan geht nur leider nach hinten los. Nicht nur lässt sich das Messer nicht so einfach austricksen. Auch verlieben sich Amber und Julius ganz ungeplant ineinander und müssen sich fortan den Anfeindungen der großen, bösen Welt gemeinsam stellen. Gordon will nämlich immer noch das Messer und schreckt auch nicht davor zurück, dafür Julius und / oder Amber in die ewigen Jagdgründe zu befördern.

Natürlich hadert Amber mit ihrem Schicksal. Doch hauptsächlich hadert sie mit der Tatsache, dass sie sich in einen Vampir verliebt hat. Schließlich siegen aber immer wieder die Hormone und ein Großteil des Romans ist daraufhin mit Szenen gefüllt, in denen sich Julius und Amber ihre ewige Liebe gestehen. Von da an sabotiert die Liebesgeschichte der beiden den Rest der Handlung. Denn während man zu Beginn der Lektüre den Eindruck gewinnen konnte, dass das magische Messer der zentrale Konflikt der Handlung sein würde, verliert es als Waffe und magischer Gegenstand im Verlauf der Handlung mehr und mehr an Gewicht. Dabei hat Autorin Rebekka Pax hier eine durchaus gute und originelle Idee gehabt (was man vom Rest ihres Plots nicht unbedingt sagen kann). Deswegen ist es schade, dass viele Fragen, die das Messer betreffen, offenbleiben. Wo hat Frederik es eigentlich her? Ist es tatsächlich biblischen Ursprungs? Wenn ja, dann hat das weitreichende und äußerst faszinierende Folgen für das Vampiruniversum, das Pax geschaffen hat. Das Messer bietet also mehr als genügend Erzählstoff für ein Buch. Doch wie gesagt: All das bleibt im Dunkeln und so muss sich der Leser stattdessen durch eine schier endlose Reihe simpel gestrickter Szenen kämpfen, in denen die Charaktere über ihre Gefühle reden.

Denn letztendlich hat Rebekka Pax dann doch eine Romantic-Fantasy geschrieben: Ihre Protagonisten verlieben sich urplötzlich und auf den ersten Blick ineinander, ohne das Geringste voneinander zu wissen. Allerdings zeigen sie auch im Verlauf der Handlung kaum Interesse, mehr voneinander zu erfahren und konzentrieren lieber auf ihre eigene Gefühlswelt. Das ermüdet sehr schnell. Vor allem, da Rebekka Pax’ Stil ans Schwülstige und Kitschige grenzt, z. B. wenn Julius über Amber sagt: „Sie war da, meine Retterin. Ihre Stimme zog mich wie aus einem Lichtpfad hinaus aus der Hölle meiner Träume.“ Amber rettet Julius hier nicht etwa aus Lebensgefahr. Nein, der arme Vampir hatte einen Alptraum. Das Verhältnis zwischen dem Erzählten und dem wie es erzählt wird passt hier – wie an vielen anderen Stellen – einfach nicht. Der Regler mit der Aufschrift „Drama“ ist bei Rebekka Pax immer ganz nach oben geschoben, ob die Handlung nun wirklich dramatisch ist oder nicht.

_Letztendlich kann sich „Septemberblut“_ nicht über den Durchschnitt erheben, denn es gibt wenig, das im Gedächtnis bleibt. Die Charaktere sind blass und uneindeutig gezeichnet. Obwohl sie seitenweise über ihre Gefühle reden, kennt man sie nicht wirklich. Das liegt wohl auch an der unentschlossenen Charakterzeichnung der Autorin, die sich nie so recht entscheiden kann: Ist ihr Protagonist Julius nun ein Vollstrecker, der kaltblütig andere Vampire um die Ecke bringt, oder ist er eine weinerliche Memme, die sich an Amber klammert, wenn es mal böse Träume gibt? Beides geht einfach nicht zusammen. Das Gleiche gilt für Julius’ Meister Curtis, der mal als Vaterfigur und mal als herzloser Tyrann auftritt. Sowohl bei Julius als auch bei Curtis hat man wiederholt den Eindruck, man hätte es mit gespaltenen Persönlichkeiten zu tun, da ihr Handeln und Fühlen inkonsistent ist.

Offensichtlich hat Pax ihre Vampire an die frühen Bände der „Chronik der Vampire“ von Anne Rice angelehnt. Daran ist nichts Verwerfliches. Auch Lestat und Louis haderten mit dem Leben und ihrem eigenen Schicksal, auch sie haben sich mal in Selbstmitleid gewälzt. Doch sie haben nicht immer nur drüber geredet: Bei Anne Rice hat die Geschichte die Charaktere getragen. Bei Rebekka Pax soll es wohl umgekehrt sein. Das funktioniert nur leider überhaupt nicht und man ist Julius’ Selbstmitleids ganz schnell überdrüssig.

Dass die Handlung sich der Liebesgeschichte unterordnen muss, wurde bereits erwähnt. Pax hat ohnehin nicht zu viel davon in „Septemberblut“ gepackt. Das Tempo ist gemächlich, auf Twists verzichtet sie ganz und ihr Bösewicht taucht immer nur auf, wenn er grad gebraucht wird. Die Handlung ist so geradlinig wie ein amerikanischer Highway, Überraschungen bleiben deshalb aus. Auch ihrem Setting nähert sie sich distanziert. Zwar erfährt man aus ihrem Autorensteckbrief, dass sie in L. A. gelebt hat, doch wird die Stadt auf den Seiten des Romans nicht lebendig. Lokalkolorit heißt bei ihr hauptsächlich, dass sie Straßennamen nennt und ein paar Ortsbeschreibungen einfügt, die auch aus einem Reiseführer stammen könnten.

_“Septemberblut“ hat damit kaum etwas_, das den Leser langfristig fesseln kann und so gestaltet sich die Lektüre recht langatmig. Es bleibt zu hoffen, dass es Rebekka Pax gelingt, im Folgeband „Flammenmond“ mehr Fahrt aufzunehmen.

|Taschenbuch: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3548282480|
http://www.ullsteinbuchverlage.de