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Kiefl, Walter – Betz, Werner – Strüber, Gudrun – Halink, Charlotte – Gottesgen, Das

Die Schulmeinung über Herkunft, Alter und Frühgeschichte der Menschheit gerät seit einiger Zeit beständig ins Schwanken – zumeist aufgrund allerlei seltsamer Funde, die sich partout nicht in eines der Aktenzimmer des eckigen Baukastensystemgebäudes ihrer Theorie einsortieren lassen wollen. Dabei findet immer wieder etwas Anpassungsarbeit statt, aber es gibt auch völlig andere Ansätze, die das gesamte Gebäude praktisch niederzureißen imstande sind und aufgrund ihrer ernsthaft erwägbaren Überlegungen eine überdenkenswerte Beachtung verdient haben.

So hat sich beispielsweise in „Das Gottesgen“ eine Autoreninitiative angeschickt, ihre Beobachtungen und Gedanken aus dem Bereich der Paläo-SETI vorzustellen, also der Möglichkeit menschlichen Ursprungs durch außerirdischen oder frühen hochkulturellen Einfluss. Dabei wählt man in diesem Falle einen Ansatz, der in den Mythen der Menschheit begründet liegt und mit der in Wissenschaftskreisen durchaus diskutierten These ansetzt, dass Mythen – wie die Bibel und andere „Heilige Bücher“ wie Mahabharata (Indien), Popul Vuh (Mayas), Sohar (jüdisch), Koran (Islam) oder Gilgamesch-Epos (mesopotamisch) – durchaus nicht nur gleichnishaft formuliert sind, sondern oftmals reale Geschehnisse wiedergeben, die nur eine bildhafte und sprachlich angepasste Transformation erfahren haben und nun von uns „entschlüsselt“ werden müssen. Eine solche Vermutung des Realcharakters liegt bereits aufgrund einer frappierenden Übereinstimmung der Grundzüge der Bücher nahe. Diesen Schriften widmen sich die Autoren in vier gut verständlichen Aufsätzen, wobei einzelne Textpassagen unter obiger Prämisse unter die Lupe genommen werden.

Die Schöpfungsmythen werden als genetische Züchtungsakte verstanden, Chimären – Mischkreaturen – aus den Mythen finden Eingang in die Überlegungen, auch Traditionen der Ehebindung und Sexualverbote und –gebote werden im Hinblick auf Zuchtauswahlerhalten analysiert. Wichtig ist dabei, dass innerhalb von Vorwort, den Artikeln selbst und insbesondere in „Wege zur Interpretation von Mythen“ von Dr. Walter Kiefl auf mögliche Kritikpunkte dieses Ansatzes eingegangen wird und eine fundierte Begründungsfindung und Berechtigungsgrundlage für diese unkonventionelle Herangehensweise angestrebt wird, auch wenn es etwas mühselig ist, sich stets vor den Schulwissenschaften behaupten zu müssen, die ihre Vormachtstellung lediglich aus einer Traditionsentwicklung und nicht etwa einem Wahrheitsanspruch heraus ableiten können.

Die genauen Thesen und Analyseinhalte möchte ich an dieser Stelle nicht ausführen, um dem Leser die Neugierde zu erhalten. Es sei lediglich gesagt, dass das gesamte Buch eine Lesefaszination ist, viele Aha-Effekte in sich birgt und ein staunenswertes Gesamtbild modelliert, das zu weiterer Lektüre in diesem Themenbereich reizt. Lediglich der – ansonsten vielfach gut durchdachte – Text „Das Gottesgen“ von Charlotte Halink, der zum Teil auf eine ungewöhnliche, aber dadurch sehr faszinierende Neuübersetzung des Alten Testamentes von Dieter Vogl zurückgreift, für meinen Geschmack in seinen Schlüssen aber etwas zu weit ausholt und in der zeitlichen Abfolge schwer nachvollziehbar ist, könnte durchaus noch einmal auf Stichhaltigkeit geprüft werden; hier beschränke ich mich auf die dargestellten Einzelfakten und folge in den Schlüssen lieber „Göttliche Experimente“ von Werner Betz und „Jungfrauen für die Götter“ von Gudrun Strüber.

Neben zahlreichen Quellenangaben im Text ist dem Buch ein Literaturverzeichnis beigefügt, das zum Schmökern einlädt, außerdem werden die Autoren in einer Kurzdarstellung vorgestellt. In der Summe ein sehr empfehlenswertes Taschenbuch für alle, die neue Horizonte des Denkens zu öffnen willens sind.

Inhalt:

• Vorwort
• Das Gottesgen – Eine Neuinterpretation des Alten Testamentes (von Charlotte Halink)
• Göttliche Experimente – Merkwürdige Wesen überall (von Werner Betz)
• Jungfrauen für die Götter (von Gudrun Strüber)
• Wege zur Interpretation von Mythen (von Dr. Walter Kiefl)
• Literaturverzeichnis
• Zu den Autoren

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