Der harte Winter mit den eisigen Temperaturen nimmt langsam aber sicher Reißaus in Adalen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Marinearchäologen im Hafen von Lunde wieder ihre Arbeit aufnehmen. Sie haben alle Hände voll zu tun, denn am Grund des Angerman-Flusses gibt es viel zu untersuchen. Sowohl Schiffswracks, als auch Trümmer einer Brücke, die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs einstürzte. Dieses Unglück riss viele Menschen in den Tod, daher ist es zunächst nicht überraschend, als die Taucher ein Skelett finden. Sie gehen davon aus, dass es sich hierbei um ein Opfer des Brückenunglücks handelt. Doch das Ganze nimmt eine Wendung, als sich herausstellt, dass die Person erschossen wurde und es sich somit um einen Mordfall handelt.
Inhalt
Die Stockholmer Polizistin Eira ist ursprünglich in ihre Heimat Adalen zurückgekehrt, um sich um ihre demenzkranke Mutter Kerstin zu kümmern. Inzwischen hat Eira sie allerdings in einem Pflegeheim untergebracht . Außerdem sitzt ihr Bruder weiterhin unschuldig im Gefängnis und weigert sich nach wie vor, ihn zu entlasten. Und zu guter Letzt erwartet Eira ein Baby. Eigentlich ein schönes Ereignis – wenn man sich denn dann in einer festen Beziehung befände und wüsste, wer der glückliche werdende Vater ist. Denn dafür kommen tatsächlich mehrere Männer in Frage, ihr Kollege? Oder doch ihr Ex-Freund? Eira weiß es nicht.
Aufgrund ihrer Schwangerschaft wurde Eira mittlerweile in den Innendienst versetzt. Da man bei dem aktuellen, vermeintlichen Brückenofer-Fall von einem Cold Case ausgeht, erwartet man keine Gefahr für Eira und betraut sie schließlich mit diesem Fall.
Der Skelettfund führt zunächst in die 1960er-Jahre zurück. Neben Adalen scheint jedoch auch eine Spur in die Ferne zu führen und damit verbunden, politische Konflikte und die Sehnsucht nach Freiheit. Während der Ermittlungen muss Eira zwei Dinge feststellen: zum einen, dass dieser Fall ihrer eigenen, privaten Geschichte sehr ähnelt und das ein vermuteter Cold Case doch sehr wohl Gefahren mit sich bringen kann.
Mein Eindruck
“Nebelblau” ist der dritte und letzte Teil der Bestseller-Trilogie aus Schweden. Während ich anfangs bei dem Wort “Bestseller” die Stirn kraus gezogen habe, kann ich dies langsam aber sicher nach dem letzten Buch doch unterschreiben. Von Buch zu Buch hat sich die Autorin und vor allem ihre Protagonistin Eira positiv entwickelt. Das Tempo zog, gerade im letzten Teil, mächtig an und die Spannung nahm stetig zu.
Besonders gut hat mir die intelligente und raffinierte Entwirrung der losen Fäden gefallen. Sehr schön und spannend zu lesen, wie alles auf einmal einen Sinn ergibt. Es stellt sich dar, wie ein 1000-Teile Puzzle, dem man langsam beim Fertigwerden zugucken kann.
Die Handlung in diesem Teil hat mich extrem gefesselt. Wie man sich auf einmal nach einem zunächst harmlos scheinenden Knochenfund in Vietnam zur Kriegszeit wiederfindet. Wer hätte das vermutet. Die historischen Hintergründe waren sehr spannend und informativ, da diese Ereignisse doch eher selten eine Rolle in Büchern solcher Genres eine Rolle spielen. Was mir in den ersten beiden Bänden gefehlt hat, schleudert mir die Autorin hier sprichwörtlich mit Bravour entgegen.
Über die Autorin und Mitwirkende
Tove Alsterdal, 1960 in Malmö geboren, zählt zu den renommiertesten schwedischen Spannungsautor:innen, ihre Romane erscheinen in 25 Ländern und wurden vielfach ausgezeichnet. Mit der Trilogie um Ermittlerin Eira Sjödin gelang ihr in Schweden ein Sensationserfolg, für «Sturmrot» erhielt sie den Schwedischen Krimipreis 2020 und den Skandinavischen Krimipreis 2021, ebenso wie «Erdschwarz» stand der Roman wochenlang auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste. Auch in Deutschland stiegen die Romane sofort in die Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste ein. Die Filmrechte sicherte sich eine Hollywood-Produktionsfirma.
Hanna Granz, geboren 1977, hat in Bonn Skandinavistik und Literaturwissenschaften studiert. Seit 2012 arbeitet sie als freie Übersetzerin und hat u.a. Romane von Sofie Sarenbrant, Patrik Svensson und Alex Schulman ins Deutsche übertragen. (Verlagsinfo)
Fazit
Ich bin ehrlich. Diese Trilogie hat mir nicht immer Spaß bereitet. Besonders das erste und in Teilen auch das zweite Buch waren für mich eher zäh und langatmig. Als dann der dritte Teil herauskam, war ich gar nicht erpicht darauf, dieses Buch zu lesen. Die Neugier hat hier jedoch schlussendlich gesiegt – zum Glück wie sich jetzt herausstellt.
Das Ende der Reihe ist fulminant und sorgt für puren Nervenkitzel und Hochspannung. Schade, dass das nicht direkt zu Beginn der Serie ebenso war.
Broschiert: 400 Seiten
Originaltitel: Djuphamn
Ins Deutsche übersetzt von Hanna Granz
ISBN: 978-3499007828
www.rowohlt.de
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