Yuo Yodogawa – Was sich neckt, das liebt sich

Inhalt:

Shin hat eine besondere Gabe, er kann Gedanken lesen, doch das klappt nur, wenn er denjenigen auch berührt. Die Gedanken von Yoshiki will er aber unbedingt lesen! Denn es vergeht kein Tag, an dem die beiden sich nicht miteinander streiten. Als Shin einen Blick in Yoshikis geheimes Seelenleben wirft, sieht er ihn auf einmal in einem völlig anderen Licht. Denn in Wahrheit ist Yoshiki … in ihn verliebt? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Erwartet hatte ich eine süße Story zweier Raufbolde, die sich immer miteinander anlegen, aber eigentlich doch mögen. Bekommen habe ich… verliebten Sex, Bestrafungssex, erfüllenden Sex, Sex, Sex, Sex… Schon beim Aufschlagen der Kapitelübersicht war ich ein wenig schockiert, da bereits jeder Titel ‚Sex‘ enthält. Demnach hatte ich schon vor dem Lesen etwas Angst, dass das Ganze ausartet und zum Soft Porn wird. Ganz so schlimm war es zwar nicht, aber leider ist die Geschichte weit unter meinen Erwartungen gewesen.

Zunächst fängt es eigentlich ganz süß und harmlos an. Shin entwickelt die Fähigkeit, die Gedanken anderer Leute zu lesen, wenn er sie berührt. Aus Versehen entsteht Körperkontakt zu seinem Mitschüler Yoshiki, der ihn ständig ärgert und mit dem er sich demnach immer anlegt. So findet Shin schnell heraus, dass Yoshiki ihn eigentlich süß findet und mag. Doch anstatt auf Abstand zu gehen, fordert er das Schicksal heraus und legt es darauf an, an Yoshiki zu kleben, um dessen Gedanken zu lesen und sich darüber lustig zu machen. Was nicht immer gut für ihn ist, da er so auch von Yoshikis versauten Gedanken beim Sport erfährt. Aber wirklich stören, tut ihn das Ganze scheinbar trotzdem nicht.

Das hält genau sieben Seiten an. Dann hört Shin, dass Yoshiki glücklich ist, weil sie sich weniger streiten als früher, woraufhin es ihm leidtut, dass er Yoshiki so ausspioniert hat. Weitere zwei Seiten später stellt Yoshiki den Gedankenleser zur Rede, da er mitbekommen hat, wie Shin ihn meidet. Anstatt dass sich Shin irgendeine Ausrede ausdenkt, erzählt er Yoshiki kurzerhand, dass er Gedanken lesen kann und so auch von dessen Gefühlen weiß. An dem Punkt hatte ich bereits befürchtet, dass Yoshiki diese Geschichte sofort glaubt, aber glücklicherweise ist dem nicht so. Er glaubt Shin erst, als dieser seine Gedanken wiederholt, und ist daraufhin peinlich berührt, gar beschämt. Kein Wunder, wenn das Objekt der Begierde die eigenen Gedanken lesen kann. Jedenfalls freut sich Shin darüber, dass Yoshiki ihn mag, obwohl sie sich immer nur miteinander angelegt haben. Und dann… gibt es Sex. Zwei Schüler, von denen einer in den anderen verliebt ist und der andere sich darüber freut, haben mitten am Tag Sex in der Schule. Wenigstens haben sie sich dafür auf die Toiletten verzogen und sind nicht auf dem Flur geblieben… aber dennoch: Gefühlt hat bereits das erste Kapitel äußerst wenig Story. Nachgezählt ergeben sich zwar immerhin noch 2/3 Story, 1/3 Sex, aber ich persönlich bin kein Freund davon, die Protagonisten nach dem ersten richtigen Gespräch (nach 17 Seiten!) Sex haben zu lassen. Demnach ist es eigentlich kein Wunder, dass ich den süßen und doch lustigen Bonusteil des ersten Kapitels besser finde als das gesamte Kapitel.

Aber das war ja erst mal nur das erste Kapitel. Das zweite beginnt damit, dass Shin wiederholt, was im ersten passiert ist, wie zu Beginn der neuen Folge einer Fernsehserie. Dabei geht es doch nur um das zweite Kapitel – und das lese ich doch nicht erst eine Woche nach dem ersten! Wozu also ein Recap?! Möglicherweise war ich in dem Punkt einfach von dem frühen Sex schon so enttäuscht, dass ich diesen Recap als absolut unnötig empfunden habe.

Jedenfalls erfährt Shin in diesem Kapitel, dass ein Mitschüler auf Yoshiki steht. Woraufhin er an diesem Mitschüler klebt, um dessen Gedanken zu lesen und ihn von Yoshiki fernzuhalten. Letzten Endes findet Yoshiki das heraus und will Shin, den ‚bösen Jungen‘, der ihm das verheimlicht hat, bestrafen… mit Sex. Der gleichzeitig in seinen Gedanken stattfindet, sodass Shin doppelt bestraft wird… oder so…

Ehrlich gesagt, hatte ich zu dem Zeitpunkt schon keine Lust mehr, den Manga weiterzulesen. ABER nach dem zweiten Kapitel nimmt die Story dann doch noch an Fahrt auf. Denn auf einmal beginnt Shins Kraft sich zu verändern und der Junge hört die Gedanken der Leute, ohne sie berühren zu müssen. Einige Zeit später verändert sie sich dann erneut und die Leute können Shins Gedanken hören, wenn sie ihn berühren. Diese Veränderungen sind durchaus interessant und es hätte eine Menge daraus gemacht werden können. Doch leider endet dennoch jedes Kapitel im Sex – selbst wenn es Shin nicht gut geht, weil er mit den Gedanken aller Menschen völlig überfordert ist… auf dem Schuldach.

So enttäuschend die Geschichte in meinen Augen auch ist, hat ‚Was sich neckt, das liebt sich‘ auch einige positive Punkte.

Zum einen sind die Zeichnungen wirklich schön und ansprechend und mir gefallen die Charaktere vom Design her ausgesprochen gut. Allgemein sind die Charaktere gut ausgearbeitet und scheinen (theoretisch) Einiges an Tiefgang zu bieten. Zu bemerken ist vor allem der Mitschüler, der auf Yoshiki stand… zum einen wechselt er seine begehrten Personen ständig; zum anderen ist Yoshiki in seinen Augen ein Sadist und Shin eine Königin und von beiden würde er gerne bestraft werden… Da der Leser dies meist nur in einzelnen Panels anhand seiner Gedanken erfährt, ist es äußerst amüsant, auch wenn der Charakter eigentlich ein kleines Ekelpaket ist.

Da Shin und Yoshiki sich öfters wünschen, Yoshiki könnte Shins Gedanken hören, hatte ich zwischendurch die Befürchtung, dass genau das am Ende der Fall sein wird. Doch glücklicherweise ist dem nicht so, was ich dem Manga hoch anrechnen muss.

So merkwürdig die Aktszenen auch sind, weil Yoshiki und Shin sehr viel denken bzw. reden (Zitat: „Tiefaah“), so sind sie ortstechnisch immerhin abwechslungsreich (Toiletten, Schuldach, Zimmer, …) und auch von den Zeichnungen her kann der Leser keinen Qualitätsverlust feststellen. Doch zum Glück gibt es auch einige sex-freie, süße Momente in diesem Manga. Wie Yoshiki Shin beschützt und für ihn einsteht, ist wirklich niedlich. Shins Gedanken bezüglich der Herkunft seiner Kraft ist dann allerdings schon wieder zu viel der Niedlichkeit.

Mein persönliches Highlight war, ehrlich gesagt, das Bonuskapitel am Ende, in dem ein Rückblick darauf gegeben wird, wie sich Shin und Yoshiki kennengelernt haben. Yoshikis Gedanken über den Mitschüler und die Art, auf die er versucht, ihm nahe zu sein, sind wirklich unglaublich süß!

Fazit:

Ich für meinen Teil war ziemlich enttäuscht von ‚Was sich neckt, das liebt sich‘, allerdings hatte ich auch schlichtweg etwas Anderes erwartet. Im Ergebnis kann ich guten Gewissens behaupten, dass Leute, die mehr Story, Charakteraufbau, Tiefe und dafür weniger Sex in einem Manga schätzen, nicht allzu sehr von diesem Werk angetan sein werden. Wer hingegen Yaoi mit viel Sex, aber leichter Story mag, sollte definitiv zu ‚Was sich neckt, das liebt sich‘ greifen. Da sich in diesem Punkt bekanntermaßen die Geister scheiden, kann ich kein allumfassendes Urteil treffen oder so etwas in der Art. Ich habe nichts gegen Sex in Manga oder Büchern, aber hier gab es in meinen Augen einfach zu viel davon, wodurch die Story definitiv zu kurz gekommen ist. Demnach ist dieser Manga für mich leider eher ein Flop.

Taschenbuch: 178 Seiten
Originaltitel: Satori-kun to Tsundere-kun
Aus dem Japanischen von Katharina Schmölders
ISBN-13: 978-2889511129

www.kaze-online.de

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