Oliver Loffhagen und Co. – Animalize Vol. 28

“Es war überfällig, unumgänglich, lang ersehnt, unausweichlich und soooo schön!” Die “Animalze”-Crew freut sich im Editorial der 28. Ausgabe wie eine Horde Schneekönige. Recht haben sie. Denn das 46 Seiten starke Heft besitzt zwar eine nicht ganz soooo souveräne Themenmischung und schon gar kein galaktisch innovatives Layout, dafür stecken in den einzelnen Interviews aber jede Menge Herzblut und Information.

So lernen wir, dass John Bush von ANTHRAX den Traum hat, “ohne alles zu sterben”. Geld allein macht eben doch nicht glücklich. Ähnlich minimalistisch ist Quorthon von BATHORY eingestellt, der zu der Erkenntnis gekommen ist, kein Hifi-Freak zu sein und lieber seine alten Kassetten laufen lässt. Später erzählt Quorthon noch, was ihm in den Anfangszeiten von BATHORY alles so passierte: Etwa die Story von einem Plastiksack voller Friedhofserde, der zu ihm per Post kam. Später stellte sich heraus, dass auf der Erde sogar ein weiblicher Fan masturbiert hatte. Wird der Briefträger damals einen Spaß gehabt haben…! Ingo Appelt hat bei seinem Interview ganz andere Probleme zu lösen und verdaut noch seinen Rauswurf bei ProSieben. EXTRABREIT werden auf fünf Seiten ausgewälzt und bemerken, dass zu ihren großen Zeiten das Wort “Kult” eine Synonym für Scheiße war. Dagegen räsonieren HELLOWEEN auf ihren drei Seiten unter anderem über existierende oder eingebildete “Zweifler und Neider”. Außerdem erfahren wir, dass LORDI gern mal die Geisterbahn im Vergnügungspark gestalten würde. So weit, so abwechslungsreich. Die Interviews sind allesamt gut lesbar, wenn auch manchmal einen Tick zu lang. Jedoch merkt man den “Animalize”-Schreibern ihre lange Erfahrung an, die Hälfte der Redaktion arbeitet sowieso hauptberuflich bei vampster.de. Die Qualität setzt sich auch in den sechs Review-Seiten fort – sie lesen sich allesamt gut und sind anschaulich geschrieben. Allerdings fehlt mir gerade bei den Kritiken der Drang, eine Scheiß-Platte auch einmal richtig runterzuschreiben, fast alle Reviews enden mit Kauf- oder Ancheck-Empfehlungen. Hier fehlt die flotte Spritzigkeit, die ein Magazin wie etwa das “Cothurnus” zu einem echten Lesehammer macht.

Das größte Problem des “Animalize” liegt aber woanders: So schön die Texte sind und sich das Papier anfasst, so bieder ist das Layout beim Öffnen des Heftes. Ganze Doppelseiten voll textlicher Bleiwüsten schrecken definitiv ab – da will nur weiterlesen, wer die zugehörige Band auch wirklich mag. Außerdem gibt es noch viel zu oft grobe und “echte” Layoutschnitzer. Ein Beispiel: Eigentlich sind die Interviewer-Fragen immer gefettet, dafür erscheinen die Antworten in “Normal”-Schrift. Dumm wird es nur, wenn sich plötzlich beide Schriftarten vertauschen – Verwirrung pur. Ähnlich schlecht sind die Anfänge der Interviews zu finden, hier wären Schriftzüge der Bands als Hinweis ganz angebracht. Außerdem schweben einige der herausgehobenen Zitate zu sehr im luftleeren Raum, der Leser hat keine Ahnung was sie bedeuten sollen – kleine Untertitel würden hier Wunder wirken.

Dennoch ist das “Animalize” ein empfehlenswertes und ehrliches Magazin, zumal es auf Konzerten und in Clubs zum Teil sogar kostenlos verteilt wird. Inzwischen haben sich besonders auf der [Homepage]http://www.animalize.de einige echte Perlen versteckt. Unter anderem gibt es inzwischen Interviews aus vierzehn Jahren Heftgeschichte und einen unglaublichen “Animalize-Girls”-Wettbewerb voller Anmut, Grazie und Rock’n’Roll… harhar! Ergo: Auf die nächsten Ausgaben und ein bis dahin verbessertes Layout!

PS: Das Heft gibt es noch zu bestellen. Sendet einfach zwei Euro an:

Animalize
Oliver Loffhagen
Postfach 1217
23752 Oldenburg