André, Martina – Gegenpäpstin, Die

_Jesus von Nazareth_ ist eine historisch verbürgte Person. Ebenso gibt es aus dem Neuen Testament eine ganze Reihe mehr von Person, die nicht fiktiv sind und durch ihr Leben und ihre Taten die Menschheit und den christlichen Glauben geprägt haben. Auffällig natürlich, dass in vielen Religionen, die christliche ist keine Ausnahme, die Stellung der „Frau“ überhaupt nicht zur Debatte steht. Einzig und allein „Maria“, die Mutter Gottes sozusagen, findet in der katholischen Kirche ihren Platz. Immer noch gibt es unzählige und völlig überholte Dogmen im Zentrum der Christenheit, also im Vatikan, der mit seinem kleinen Staat im Zentrum Roms am Tiber liegt. Weibliche Priester sucht man in Kirchenkreisen vergeblich, galt doch schon zu mittelalterlichen Zeiten die Frau in ihrer sozialen Stellung als minderwertig.

Erinnern wir uns an das berühmte Gemälde von Leonardo da Vinci: Das Abendmahl. Wie viele Jünger sind darauf zu erkennen, bzw. wer ist wer? Rechts neben Jesus sitzt scheinbar eine Frau, die Gewänder sind ähnlich, die Rundung eines Busens erkennbar?

In der modernen Forschung und Wissenschaft gibt es auch die Theorie, dass Jesus und Maria Magdalena vermählt waren oder zumindest zusammen waren, nicht nur im geistigen, viel mehr im körperlichen Sinne. War sie die Mutter seiner Kinder und floh nach der Kreuzigung ihres Mannes und Mentors? Ist oder war sie der „Heilige Gral“?

Für die Christenheit würde der Beweis, dass Maria Magdalena die Ehefrau, die Gefährtin von Gottes Sohn gewesen ist und diesem vielleicht auch noch Kinder geschenkt hat, weniger ein Gottesgeschenk sein, vielmehr würde dies die Grundfesten der katholischen Kirche, der gesamten Christenheit erschüttern. Es gibt sicherlich nteressengruppen, die dies begrüßen oder aber ablehnen würden.

_Die Autorin Martina André_ hat in ihrem Roman „Die Gegenpäpstin“ dieses Thema aufgegriffen. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen geschildert und diese wechseln sich gekonnt ab. Der erste Handlungsstrang findet im Jahre 62 n. Christus in Galiäa und Jerusalem statt und erzählt die Geschichte der Maria Magdalena und dem Bruder von Jesus, Jaakkov. Auch Paulus spielt in der Geschichte noch eine kleine Nebenrolle.

Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahre 2007. Die Archäologin Sarah Rosenthal findet in Israel eine alte Grabstätte, in der zwei Leichen aufgebahrt sind, sowie geheimnisvolle Pergamente, die auf den ersten Blick aus Jesus‘ Epoche stammen könnten. Ein wahnsinniger und äußerst wichtiger Fund für die junge Archäologin. Wie bei jedem historischen Fund wird von den wissenschaftlichen Mitarbeitern eine DNA-Probe genommen, um auszuschließen, dass der Fund manipuliert oder kontaminiert wurde, auch Sarah selbst wird eine Probe abgeben. Wenig später ist die Sensation perfekt. Bei dem Grab handelt es sich um das der Maria Magdalena und des leiblichen Bruders Jesus Christus. Als die DNA-Proben miteinander verglichen werden, ist es offensichtlich und absolut sicher, dass Sarah eine direkte Nachfahrin von Maria Magdalena und somit auch von Jesus Christus selbst ist.

Die Autorin Martina André hat beide Zeitlinien interessant und inhaltlich schlüssig erzählt. Moderne Ergebnisse und Theorien der Wissenschaft finden hier genauso viel Platz wie die künstlerische Freiheit der Schriftstellerin.

Viel Wert wurde auf die religiöse und geschichtliche Rolle einer Frau im Zentrum des christlichen Glaubens gelegt. Symbolisch gesehen geht es immer wieder um eine angestrebte Gleichstellung und die Orientierung der römisch-katholischen Kirche.

„Die Gegenpäpstin“ ist ein spannender Roman und schwimmt sicherlich auf der „Sakrileg“-Welle mit. Wie auch in „Sakrileg“ von Dan Brown gibt es eine wahre Schnitzeljagd für die Protagonistin Sarah und ihren Freund, einen katholischen Priester, der anfänglich inkognito auf der Bühne mitspielt.

Im Nachwort geht Martina Andre auf die Story detailliert ein und erklärt auch ihre historischen Quellen. Sicherlich ist die Idee einer Nachkommenschaft von Jesus Christus keine neue und sonderlich originelle, aber letztlich wird der Leser ein gutes Lesevergnügen haben und genau hier liegt doch die Motivation der Autorin.

Die Kunst, Fakten und Fiktion miteinander zu kombinieren gelingt ihr wunderbar und macht Lust, mehr über dieses Thema zu erfahren.

_Alles in allem_ ein gelungener, überdurchschnittlicher Roman, der sich mystischer und geschichtlicher Elemente bedient, ohne zu sehr ins Fantastische und Unglaubwürdige abzudriften. Dafür hält sich die Autorin viel zu sehr an historische und wissenschaftliche Quellen.

|Taschenbuch: 457 Seiten
ISBN-13: 978-3746623238|
[www.aufbau-verlag.de]http://www.aufbau-verlag.de

_Martina André bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Rätsel der Templer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4654
[„Schamanenfeuer – Das Geheimnis von Tunguska“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5295

Schreibe einen Kommentar