Ward, J. R. – Ankunft, Die (Fallen Angels 1)

_|Fallen Angels|:_
Band 1: „Die Ankunft“
Band 2: „Crave“ (erscheint auf Englisch am 05.10.2010, eine deutsche Übersetzung ist bislang nicht angekündigt)

_Es ist schon paradox_: Einerseits ist das Verlangen nach neuen Werken von Bestseller-Autorin J. R. Ward unheimlich groß, andererseits kann man sich kaum vorstellen, dass die gute Dame ihre mehrfach gekrönte „Black Dagger“-Reihe in irgendeiner Form überhaupt erreichen, geschweige denn übertreffen könnte. Ward alias Jessica Rowley Pell Bird hat das Experiment dennoch gewagt und mit „Fallen Angels“ eine neue Serie ins Leben gerufen, die sich ebenfalls mit der düsteren Fantasy beschäftigt und themenspezifisch nicht weit von ihrer Erfolgsreihe entfernt ist.

Darüber hinaus hat sich die Autorin dabei auch das Recht vorbehalten, einige Elemente aus „Black Dagger“ direkt zu übernehmen und diverse Quertendenzen transparent zu machen, um auch die Insider für ihr Durchhaltevermögen zu belohnen. „Fallen Angels“ deshalb aber lediglich als Nebenprodukt abzustufen, wäre fatal, da der neue Plot völlig eigenständig ist und auch die teils bekannten Nebendarsteller keinen größeren Einfluss auf den Verlauf der Handlung nehmen können. Doch kann „Fallen Angel“ seinem erfolgreichen Vorgänger überhaupt das Wasser reichen?

_Story:_

Jim Heron hat sein Leben mit Ach und Krach in den Griff bekommen; die finstere Vergangenheit ist überwunden und der solide Job an der Baustelle sein Basis-Standbein, welches ein erneutes Abrutschen in zwielichtige Gefilde verhindern soll. Als Heron jedoch eines Tages einen folgenschweren Unfall erleidet, scheint die neu gewonnene Hoffnung ein für allemal passé zu sein. Doch im Jenseits ereilt ihn das Schicksal zum ersten Mal von der positiven Seite.

Heron bekommt eine weitere Chance, jedoch zu einem beträchtlichen Preis. Es muss ihm gelingen, in kürzester Zeit sieben bestimmte Seelen zu retten und damit die Schlacht zwischen den himmlischen Mächten und denen des Jenseits als Lastenträger für die gute Seite zu entscheiden. Und es kommt noch dicker: Ausgerechnet sein zwielichtiger Boss Vin diPietro ist die erste Person, deren Seele für die Errettung infrage kommt.

Heron hegt nur wenig Hoffnung, dass sein Auftrag hier Erfolg haben kann, lernt diPietro dann jedoch von einer ganz anderen Seite kennen. Dessen ekstatischer Kampf für die Liebe seines Lebens und die Charakter-Qualitäten, die man dem schwerreichen Bauunternehmer absolut nicht zuschreiben würde, überzeugen Jim von seiner Aufgabe. Doch während er dem ersten Seelenpfand hinterherjagt, schmieden die Mächte der düsteren Seite bereits ihre intriganten Pläne. Und im Gegensatz zu Heron wissen sie ganz genau, mit welchen Mitteln sie an ihr finsteres Ziel kommen …

_Persönlicher Eindruck:_

Viele Parallelen, aber letzten Endes ein eigenständiger Plot. Der unvermeidbare Vergleich sollte von Beginn an für alle Ward-Fans zufriedenstellend ausfallen, da sich die Autorin kaum wiederholt, die Stärken des Vorgängers aber in vielen Passagen des neuen Auftaktbandes unterzubringen weiß. „Die Ankunft“ stützt sich auf den atmosphärischen Highlights aus „Black Dagger“, geht aber inhaltlich einen anderen, insgesamt weitaus straighteren Weg, was den Spannungsaufbau betrifft.

Statt nämlich über viele Episoden einen großen Komplex zu erstellen, legt sie die Karten in „Fallen Angels“ schon in der ersten Ausgabe auf den Tisch. Man durchschaut in groben Zügen, in welche Richtung sich der Plot entwickelt und welche Rolle die Protagonisten hierbei spielen können. Ward arbeitet schlichtweg mit mehr Transparenz und lässt dem Leser stets das Gefühl, den nächsten Schritt bereits erahnen zu können. Dennoch leidet die Spannung darunter selten, weil die entscheidenden Passagen immer noch jenes Überraschungsmoment aufweisen, welches man bereits aus besagtem Vorgängermodell kennt. Und genau damit reißt die Autorin auch heuer wieder ihr vertrautes Publikum mit.

Anderseits ist es schon erstaunlich, wie schwer sie sich gerade zu Beginn damit tut, die Story gebührend einzuführen und bei der Vorstellung ihrer Figuren auf den Punkt zu kommen. Ward inszeniert ein Verwirrspiel, dessen Ausmaß im Hinblick auf den gesamten Auftakt übertrieben wirkt und am Ende in dieser Form auch nicht mehr so recht nachzuvollziehen ist. Zwar erweckt die lang gestreckte Einleitung nicht das Gefühl, dass hier Prioritäten verschoben wurden bzw. Platz verschenkt wurde, der später fehlt, doch wünscht man sich ab und an eine kompaktere Vorgehensweise, mit deren Hilfe man schneller in die Handlung hineinkommen könnte. Diesen Vorzug gewährt Ward ihren Lesern indes nicht.

In der Gesamtübersicht ist dieser Umstand jedoch wieder zu vernachlässigen, weil die Geschichte, einmal in Fahrt gekommen, zu überzeugen weiß und auch Blickwinkel entwickelt, die in „Black Dagger“ nicht so deutlich hervorgehoben wurden. So zum Beispiel ist der Action-Anteil in der neuen Serie ungleich größer, das Tempo entsprechend höher, die Komplexität schließlich nicht ganz so stark ausgeprägt. Außerdem ist das vielzitierte Vampir-Thema nur ein Nebenschauplatz, welcher hier von der Engel-Thematik abgelöst wird, die der Story schließlich ihren Charakter verleiht und in der oberflächlichen Betrachtung das Handlungskonzept weitestgehend beschreibt. Und in diesem Zusammenhang ist die Umsetzung der Geschichte mit wachsender Dauer immer stärker, bis man sich zum Ende von „Die Ankunft“ endlich heimisch fühlt und in der vertrauten Umgebung, nämlich Wards Stilistik, die Überzeugung gewinnt, an der man nach den ersten Episoden dieses Debüts durchaus noch zweifelte.

„Fallen Angels“ mag zwar keine leichte Sache sein, im Gegenteil sogar eher eine Herausforderung, die an den erschwerten Vorbedingungen gemessen wird, aber schlussendlich doch ein lohnenswertes Werk, welches Wards Extravaganz zumindest schon einmal andeutet. Wenn auf die Pflicht nun in einer der noch folgenden Ausgaben auch die Kür folgt, wird man die Einstiegsprobleme sicher auch schnell wieder vergessen können. Bis dahin sei gesagt, dass „Der Ankunft“ ein lesenswerter, aber definitiv noch nicht überragender Fantasy-Roman mit bodenständigem Backing ist.

|Taschenbuch: 592 Seiten
Originaltitel: Covet (Fallen Angels 1) (2009)
ISBN-13: 978-3453266643|
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

_Die |Black Dagger|-Reihe:_

(Die englischen Originale sind in jeweils zwei deutsche Bücher aufgeteilt worden.)

01 [„Nachtjagd (1/2)“ 5283
02 [„Blutopfer (2/2)“ 5301
03 [„Ewige Liebe (1/2)“ 5358
04 [„Bruderkrieg (2/2)“ 5565
05 [„Mondspur (1/2)“ 5582
06 „Dunkles Erwachen (2/2)“
07 „Menschenkind (1/2)“
08 „Vampirherz (2/2)“
09 „Seelenjäger(1/2)“
10 [„Todesfluch (2/2)“ 6376
11 [„Blutlinien (1/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6381
12 [„Vampirträume (2/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6380
13 „Die Bruderschaft der Black Dagger: Ein Führer durch die Welt von J.R. Ward’s BLACK DAGGER“
14 „Racheengel (1/2)“
15 „Blinder König (2/2)“ (August 2010)
16 „Vampirseele (1/2)“ (November 2010)
17 „Mondschwur (2/2)“ (Februar 2011)

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