Ahlers, Jörgpeter – Wunder von Björn, Das (Hörspiel)

_Das runde Leder_

Neben allerlei Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten hat ein zentrales Thema den jugendlichen Hörspiel-Markt in den vergangenen Monaten übermäßig stark bevölkert: der Fußball. Nicht erst im Zuge der vergangenen Weltmeisterschaften ist das Interesse an der Nationalmannschaft, aktuelle auch an ihrem weiblichen Pendant unglaublich gestiegen und zieht sich bis hin zu den kleinsten Kickern. Dementsprechend scheint der Markt für Geschichten um das runde Leder derzeit sehr lukrativ.

Jörgpeter Ahlers hat dieses Potenzial erkannt und vor geraumer Zeit im Verbund mit dem NDR eine Geschichte erstellt, die sich ein wenig von den klassischen Heldengeschichten im Sport abgrenzt. Seine Titelfigur ist ein typischer Verlierer – und damit eben nicht die verehrenswerte Persönlichkeit, die bei reißerischen Franchises wie „Die wilden Kerle“ die Gunst des Nachwuchses sicher hat. Doch gerade dieser Umstand macht die Sache gleich viel sympathischer.

_Story:_

Der junge Björn ist schier verzweifelt: Seit Jahren versucht er bereits, in seiner Jugendmannschaft Anschluss zu finden, wird dabei aber immer wieder mit der traurigen Tatsache konfrontiert, dass er mit seinen Mitspielern nicht mithalten kann. Die Talentfreiheit wird ihm auch gerade wieder zum Verhängnis, als die wichtigsten Spiele der Meisterschaft anstehen und Björn nicht mal für den Kader nominiert wird. Platzwart Sparwasser erkennt die Traurigkeit des Jungen und will ihm mit außergewöhnlichen Mitteln zum Erfolg und zu mehr Zugehörigkeit in der Mannschaft verhelfen. Er schenkt Björn die sagenumwobenen Krakenhandschuhe, deren Träger sicher sein kann, jeden Ball zu halten. Beim ersten Training erweisen sich die Handschuhe tatsächlich als Wunderwaffe – und machen Björn zuversichtlich, endlich die Akzeptanz, die er sich so lange gewünscht hat, zu erfahren. Als das wichtige Spiel gegen die Jugendabteilung vom FC Bayern München ansteht, scheint sich das Schicksal jedoch erneut gegen den tapferen Björn zu wenden; die Handschuhe wurden in der vorherigen Nacht gestohlen. Nun muss der Fußballbegeisterte beweisen, dass er auch mit den üblichen Mitteln zum Wunderknaben taugt …

_Persönlicher Eindruck:_

Die Geschichte um den kleinen Björn ist eine allzu typische Erfahrung, die viele Jungs in ihrer ‚Laufbahn‘ als Fußballer durchleben müssen: Talentfreiheit als großes Problem, fehlende Akzeptanz als Folge – Kinder können in diesem Fall grausam sein, ohne sich dabei Gedanken darüber zu machen, wie es dem vermeintlichen Loser-Kandidaten eigentlich bei der Sache geht. Dieser Umstand wird von Hörspiel-Autor Jörgpeter Ahlers jedoch nicht allzu weit in den Vordergrund gestellt. Häme und Spott fallen im Gegensatz zu manch vergleichbarer Geschichte also komplett unter den Tisch, was dem Hörspiel auch einen sehr sympathischen, leichter zugänglichen Charakter verpasst.

Stattdessen geht es vielmehr darum, einem verzweifelten Jungen auf die Sprünge zu helfen und darzustellen, dass es sich immer lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und dies geschieht im Rahmen der ca. 50-minütigen Inszenierung auch nicht. Björn ist sich seiner mangelnden Qualitäten bewusst, steckt den Kopf jedoch nicht in den Sand, sondern drängt sich beim Trainer auf, endlich seine Chance zu bekommen. Die Wendung mit den Wunderhandschuhen trägt zwar nicht gerade dazu bei, dass sich die Story realistisch weiterentwickelt, bringt aber ein wenig Humor in die ganze Sache, welcher schließlich auch noch von der erfinderischen Person des Platzwarts getragen wird. Ahlers beweist hier Kreativität, lehnt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, sodass der Kern der Handlung nie aus den Augen verloren wird – denn schließlich muss Björn sich am Ende auch ohne seine außergewöhnlichen Hilfsmittel beweisen.

Während die Geschichte sich wirklich sehr schön gestaltet und im angenehmen Fluss für Unterhaltung sorgt, ist die Inszenierung gelegentlich ein bisschen hektisch. Zwar sind die einzelnen Figuren klar herausgehoben und individuell identifizierbar, doch gerade in den Spielreportagen schwenkt man teilweise zu sehr zwischen den einzelnen Schauplätzen und sorgt ab und an für ein bisschen Verwirrung. Der Strang bleibt aber nichtsdestotrotz sehr linear und verstrickt sich nicht in Nebengeschichten, die dem Hauptplot in irgendeiner Form nicht mehr zuträglich wären. Insofern sind die hier genannten Kritikpunkte nicht von großer Tragweite und können schlussendlich auch gerne vernachlässigt werden.

Wem die „Wilden Kerle“ also zu arrogant und die „Teufelskicker“ zu heroisch sind, der darf sich gerne bei dieser netten Alternative bedienen – vielleicht auch gerade weil die Geschichte in sich abgeschlossen ist und nicht noch dutzende Male neu aufgekocht werden muss!

|CD-Spielzeit: 53:22 Minuten
ISBN-13: 978-3833725371|
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