Arleston, Christophe / Labrosse, Thierry – Morea 1: Das Blut der Engel

_Story_

Kuba im Jahre 2082: Die Doloniac World Company dominiert die Geschicke der Weltwirtschaft und ist mittlerweile zum mächtigsten Konzern auf Erden angewachsen. Im riesigen Familienunternehmen ist auch Nathan Doloniacs Urgroßnichte Morea beschäftigt, wenngleich sie aufgrund ihrer Schludrigkeit bei ihren Vorgesetzten nicht immer gerne gesehen ist. Als die Zentrale der DWC eines Tages von einer organisierten Terror-Organisation angegriffen und die gesamte Familie ausgelöscht wird, scheint das Unternehmen am Ende. Die Erbfolge wurde komplett durchbrochen, die verbliebenen Überlebenden der Doloniac-Familie rücksichtslos umgebracht.

Nur für Morea scheint es ein Leben nach dem Tod zu geben. Trotz tödlicher Verletzungen konnte sie dem Gewaltakt trotzen, hat allerdings im Jenseits erfahren, wo die Ursache für ihr scheinbares Glück liegt. Ihr wird mit einem Mal bewusst, dass sie ein entscheidendes Element im Zwist zwischen Engeln und Drachen geworden und dank ihres speziellen genetischen Codes unsterblich ist. Als Führungskraft der DWC kehrt sie alsbald zurück, um ihre Familie zu rächen, ihr eigenes Leben zu beschützen und den Erwartungen der Drachen in diesem infernalischen Krieg gerecht zu werden. Denn trotz allem scheint ihre Unsterblichkeit lediglich relativ zu sein …

_Persönlicher Eindruck_

Als einer der angesagtesten Fantasy-Autoren im französischen Comic-Sektor hat Christophe Arleston in den vergangenen Jahren einige markante Spuren in der internationalen Szene hinterlassen können. Hierzulande schaffte er es vor allem mit seinen Geschichten aus Troy sowie der bei |Carlsen| veröffentlichten Serie „Die Feuer von Askell“ in die Hitlisten, lediglich getoppt vom |Splitter|-Debüt „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“, welches unlängst auch schon in die vierte Runde gegangen ist.

Mit seiner neuen futuristischen Fantasy/Science-Fiction-Saga „Morea“ möchte er nun an seine jüngsten Erfolge anknüpfen, was unter den gegebenen Voraussetzungen – Setting und Story des ersten Bandes sind durchaus interessant – auch ein problemloses Unterfangen zu sein scheint. Allerdings fehlt es „Das Blut der Engel“ noch an gewissen eigenständigen Elementen, um sich auf Anhieb als Senkrechtstarter zu manifestieren. Vor allem die Figuren lassen eine besondere Identität missen, sozusagen das gewisse Etwas, das ihren Charakter in der weiten Welt der Comic-Heroen prägnant herausstellt – und genau diese Entwicklung hat einen recht großen Einfluss auf den Verlauf der einleitenden Geschichte.

Andererseits ist „Das Blut der Engel“ ein sicheres Unterfangen. Die Handlung beginnt und bleibt temporeich, die verarbeiteten Ideen bürgen für kontinuierlich hohe Spannung und auch das zeichnerische Fundament setzt sich als eines der besten Kooperationswerke Arlestons umgehend fest. In diesem Sinne muss auch die tolle Hintergrundstory erwähnt werden, die dem Ganzen erst die entsprechende Würze verpasst und die zunächst noch nicht vermutete Komplexität äußerst würdevoll darstellt. „Morea“ mag zwar strikt und stringent aufgebaut sein, schlicht ist der Plot jedoch bis dato sicher nicht.

Dass es vorerst aber noch nicht zum sofortigen Durchbruch reicht, ist ergo auch fast ausschließlich an den weniger präzise entwickelten Figuren festzumachen. Individuell fehlen entscheidende persönliche Merkmale, was sich teils auch für die Basis der Storyline sagen lässt. Arleston kann diese vergleichbar geringen Defizite zwar im Prinzip wieder spielerisch mit einem wahrhaftigen Geschwindigkeitsrausch beheben, könnte durch die effizientere Nutzung sich bietender Freiräume aber sicher noch ein ganzes Stück mehr aus der Grundidee herausholen.

Nichtsdestotrotz sind „Morea“ respektive „Das Blut der Engel“ Qualitäten definitiv nicht abzusprechen. Die Story ist spannend und kurzweilig, das grundlegende Szenario sehr vielversprechend. Berücksichtigt man unter diesem Aspekt, dass dieser neue Zyklus gerade erst den Auftakt eines fünfteiligen Spektakels durchlebt, kann man die geringfügigen Schwächen auch leicht wieder vergessen. Im Vergleich zu manch anderem selbsternannten Spartenhighlight hätte dieser erste Band diesen Status nämlich trotz allem noch verdient.

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