Beckett, Simon – Verwesung

_|David Hunter|:_

01 [„Die Chemie des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2355
02 [„Kalte Asche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4205
03 [„Leichenblässe“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5625
04 _“Verwesung“_

Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist Thrillerfreunden längst ein Begriff. In Simon Becketts packenden Romanen „Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ und „Leichenblässe“ hat er seinen Hauptprotagonisten bereits mehrfach in spannende Fälle verwickelt und ihn mehr als einmal in echte Lebensgefahr geraten lassen. Sein vierter Fall „Verwesung“ führt ihn zunächst in die Sümpfe von Dartmoor, wo eine Frauenleiche gefunden worden ist. Der Serienmörder Jerome Monk hat einst gestanden, vier junge Frauen ermordet zu haben, doch von dreien fehlt bislang jede Spur. David Hunter wird von seinem Bekannten Terry Connors zu dem Fall hinzugerufen. Ein kleines Team, zu dem auch die psychologische Beraterin Sophie Keller zählt, soll die bislang unentdeckten Gräber aufspüren. Überraschenderweise hat der inhaftierte Mörder Monk angeboten, den Polizisten die versteckten Gräber zu zeigen. Doch die Suche nach den Gräbern endet fast in einer Katastrophe – nur um Haaresbreite kann Connors verhindern, dass Monk ins Moor flüchtet. Kurz nach dem Ausflug ins Dartmoor zerbricht David Hunters bisheriges Leben bei einem schrecklichen Unfall.

Acht Jahre später erfährt Hunter, dass Jerome Monk aus dem Hochsicherheitsgefängnis fliehen konnte. Terry Connors warnt ihn, dass Monk es eventuell auf all diejenigen abgesehen haben könnte, die damals im Dartmoor bei seinem Fluchtversuch dabei gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt meldet sich auch Sophie bei David, die ihren alten Job bei der Polizei aufgegeben und sich in ein kleines Dörfchen ins Dartmoor zurückgezogen hat, um dort zu töpfern. Was ist in ihrem Leben vorgefallen, dass sie diese Richtung eingeschlagen hat? Als David Hunter zu dem Treffen mit Sophie fährt, erscheint diese nicht, denn ein Unbekannter hat sie überfallen und ihr Haus auf den Kopf gestellt. War es Monk? Kurz darauf kommt jemand ums Leben, der acht Jahre zuvor Jerome Monk beleidigt hat. Monks Rachefeldzug scheint begonnen zu haben.

Sophie liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus, entlässt sich aber selbst auf eigene Gefahr, um in ihr kleines Häuschen im beschaulichen Padbury zurückzukehren. Obwohl ihr Gefahr droht, lehnt sie es strikt ab, sich vor Monk zu verkriechen. David Hunter zieht daraufhin zu ihr, damit Sophie nicht allein ist. Doch geheuer ist ihm ihr Verhalten nicht. Was ist mit Sophie geschehen, dass sie sich so verändert hat? Was verbirgt sie vor David? Als die beiden im Dartmoor erneut versuchen wollen, die versteckten Gräber zu finden, werden sie beinahe von Monk überrumpelt. Nur knapp können sie vor dem gefährlichen Mörder fliehen. Sophie wird unter Polizeischutz gestellt, doch eines Nachts kommt Monk, um sich Sophie zu schnappen …

_Gar nicht verwest_

Nach langer Wartezeit beglückt uns Simon Beckett nun endlich mit David Hunters viertem Fall. Zunächst entführt uns Beckett dazu in die Vergangenheit, in der Hunter noch glücklich verheiratet ist und eine süße Tochter hat. Er wird zu einem Fall hinzugezogen, bei dem es darum geht, eine gefundene Frauenleiche zu obduzieren und die Gräber dreier junger Mädchen zu finden, die einst Jerome Monk zum Opfer gefallen sind. Damit beginnt „Verwesung“ zunächst recht ungewöhnlich, denn es geht nicht um eine aktuelle Mordserie. So kommt es, dass die ersten Kapitel noch recht gemächlich vor sich hin plätschern. Zwar ahnt der Leser, dass Jerome Monk die Polizisten nicht aus reiner Nächstenliebe zu den Gräbern führen will, doch gerade dadurch überrascht sein Fluchtversuch nicht sonderlich. Erst als Beckett acht Jahre weiter springt, wo Monk aus dem Gefängnis geflüchtet ist, Sophie Keller aus unerfindlichen Gründen Kontakt zu David Hunter aufnimmt und Terry Connors eine entscheidende Kleinigkeit vor Hunter verbirgt, zieht der Spannungsbogen deutlich an. An dieser Stelle geschehen so viele Dinge auf einmal, dass man unweigerlich mitgerissen wird. Simon Beckett erhöht hier immer weiter das Erzähltempo, denn seine Hauptprotagonisten geraten immer mehr in akute Gefahr, da Monk ihnen immer näher kommt. Zudem bleibt es völlig unklar, was Monk im Schilde führt und was die anderen Charaktere zu verbergen haben. David Hunter durchschaut genauso wenig, was Sophie Keller in die Einöde des Dartmoors getrieben hat, wie der Leser es versteht. Auch Terry Connors ist einem nicht geheuer, denn er verschweigt Hunter, dass er vom Dienst suspendiert wurde. Simon Beckett macht immer nur winzige Andeutungen, sodass der Leser zwar kapiert, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, aber man tappt völlig im Dunkeln und weiß nicht, welche Ziele die einzelnen Personen verfolgen und was hier überhaupt gespielt wird.

Irgendwann wird klar, dass im Dartmoor ungeheuerliche Dinge geschehen sind und nichts so ist, wie es scheint. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine bestimmte Person längst in Verdacht. Dieser Verdacht bestätigte sich zum Ende hin zwar, dennoch hatte ich nicht mit dieser Auflösung gerechnet, die uns Beckett schließlich präsentiert. Er klärt alles schlüssig auf und überzeugt dadurch auf ganzer Linie. Besonders die letzten Zeilen im Buch machen wieder neugierig auf den hoffentlich bald folgenden fünften Band der David-Hunter-Reihe, denn Beckett endet mit einem kleinen Cliffhanger, der direkt zum nächsten Fall überleiten dürfte.

_Vergangenes_

In „Verwesung“ lernen wir nun David Hunters Familie kennen, die bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kommt. Bislang waren wir ihm nur in seiner Trauerphase begegnet, doch hier treffen wir ihn noch zu glücklichen Zeiten. Diese Vorgeschichte kennen zu lernen, fand ich ausgesprochen interessant, auch wenn das Buch gerade in diesem Rückblick noch nicht sonderlich spannend geraten ist. Doch fügt diese Rückblende ein weiteres Puzzleteil zu David Hunters Leben hinzu. Wir lernen ihn dadurch von einer ganz anderen – nicht minder interessanten – Seite kennen, außerdem ist gerade dieser Schicksalsschlag ja wesentlich, um die Persönlichkeit Hunters durchschauen zu können. Insofern auf jeden Fall eine interessante Idee von Simon Beckett, uns in die Vergangenheit zu schicken.

Die anderen Figuren neben David Hunter verblassen zwar etwas, doch gerade Sophie birgt einiges Spannungspotenzial, da wir ihre Handlungen nicht nachvollziehen können und man sich immer wieder fragen muss, was sie wohl zu verbergen hat, dass sie nun so zurückgezogen lebt und in vielerlei Hinsicht so eigen ist. So undurchschaubar Sophie ist, so verwaschen sind auch die Grenzen ihrer Beziehung zu David. Die beiden kennen sich kaum, dennoch wird David Hunter zu Sophies Rettungsanker, und immer wieder taucht diese Spannung zwischen beiden auf, sodass man sich fragen muss, ob sich wohl mehr zwischen den beiden entwickeln wird.

Ganz wesentlich für die erzählte Geschichte ist natürlich auch die Figur des Jerome Monk. Der Koloss hat schier unmenschliche Kräfte und vier Menschenleben auf dem Gewissen. Doch drei seiner Opfer sind nie wieder aufgetaucht, sodass diese Vermisstenfälle nie ganz ad acta gelegt werden konnten, auch wenn Monk die Morde gestanden hat. Simon Beckett schildert Jerome Monk immer wieder als unberechenbares Monster. Auf seinem Fluchtversuch bricht er mit nur einem kleinen Handgriff einem Hund das Genick, und vor allem sein Äußeres lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, denn seine Stirn ist dermaßen eingedellt, als hätte jemand seinen Daumen hineingedrückt. Monk ist sicherlich niemand, dem man alleine im Dunkeln begegnen möchte, doch verbirgt sich hinter dieser Persönlichkeit noch mehr, als auf den ersten Blick anzunehmen wäre. Simon Beckett überrascht uns gegen Ende mit ziemlich überraschenden Fakten über Jerome Monk, die nochmal alles auf den Kopf stellen.

Insgesamt gefielen mir die handelnden Charaktere ausgesprochen gut, von David Hunter möchte man ja ohnehin immer mehr lesen, aber dieses Mal hat er auch einige sehr interessante Partner an seiner Seite.

_Zum Vierten_

„Verwesung“ setzt zwar genau dort an, wo „Leichenblässe“ geendet hat, zudem schließt der vorliegende Band über David Hunter eine wichtige Lücke aus dessen Vergangenheit. Alleine schon aus diesem Grund ist „Verwesung“ wieder einmal ausgesprochen lesenswert. Besonders gelungen ist der Spannungsbogen, der etwa ab der Hälfte des Buches einsetzt und einen nicht mehr loslässt. „Verwesung“ fügt sich gut in die Reihe um den sympathischen forensischen Anthropologen ein, ist allerdings aufgrund des eher gemächlichen Beginns nicht das stärkste Buch. Nichtsdestotrotz erfüllt Simon Beckett wieder einmal alle Erwartungen, die die David-Hunter-Fans in ihn gesetzt haben und wieder einmal macht er mehr als neugierig auf das hoffentlich bald folgende Buch über David Hunter!

|Hardcover: 448 Seiten
Originaltitel: The Calling of the Grave
ISBN-13: 978-3805208673|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro_fl_verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich

_Simon Beckett bei |Buchwurm.info|:_
[„Obsession“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5853

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