Bourgeon, Francois – Handel mit schwarzer Ware (Reisende im Wind 3)

_|Reisende im Wind|:_

Band 1: [„Blinde Passagiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6679
Band 2: [„Das Gefangenenschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6680
Band 3: _“Handel mit schwarzer Ware“_
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2

_Story:_

An Bord des Sklavenschiffes ‚Marie Caroline‘ steuern Hoel, Isabeau, Mary, ihr Gatte John und das frisch geborene Kind den afrikanischen Kontinent an, um dort vorläufig Frieden zu finden. Doch die Schiffspassage entpuppt sich als grausames Schicksal, da die Reisenden zunächst nicht wissen, welchen Zweck der große Segler tatsächlich verfolgt. Als das Schiff schließlich in Quidah an Land geht, wird vor allem Isabeau das schreckliche Ausmaß des Sklavenhandels bewusst. Im Saint-Louis de Grégoy macht die Gesellschaft Bekanntschaft mit Oliver de Montaguére, der bereits von den desertierten Damen und ihren Anhängen gehört hat. Doch es ist in erster Linie sein Buchhalter Estienne de Viaroux, der ein Auge auf die beiden Frauen geworfen hat und sogar eine folgenschwere Wette eingeht, sie eines Tages zum Opfer seiner fleischlichen Gelüste machen zu können. Von diesem Wunsch und der Furcht vor dem Verlust des finanzträchtigen Wetteinsatzes getrieben, lässt er kein Mittel aus, endlich einen Vorteil herauszuschlagen. Und als John immer weiter dem Alkohol verfällt und Hoel von einer unbekannten Krasnkheit befallen wird, scheint er alle Zügel fest in seinen Händen zu halten. Doch die verzweifelte Mary und die unverwüstliche Isabeau lassen sich nicht erpressen …

_Persönlicher Eindruck:_

Mit jedem weiteren Handlungsabschnitt offeriert Francois Bourgeon wieder neue Facetten seiner Story und insbesondere ihrer führenden Charaktere. Bereits in der letzten Episode nahm die Geschichte ein unglaublich hohes Tempo an und raste von Handlungsebene zu Handlungsebene, während die Charaktere teilweise einen sehr krassen Wandel durchliefen, der jedoch jederzeit glaubwürdig und für die gesamte Story sehr förderlich war. Und diesen Weg führt der Autor von „Reisende im Wind“ nun auch im dritten Kapitel seines Epos‘ fort, vielleicht sogar noch eine Spur beeindruckender als in den ersten beiden Bänden.

Die Geschichte nimmt bereits im Anschluss an den Cliffhanger von „Das Gefangenenschiff“ eine weitere Wendung und steuert analog zur eigentlichen Reise in einige parallel stattfindende Abenteuer. Dieses Mal sind es jedoch nicht nur die äußeren Umstände, denen ein besonderes Gewicht beigemessen wird. Erstmals kommt es auch zu internen Konflikten, ausgelöst zunächst durch diverse Eifersüchteleien, dann aber auch durch den Werdegang der beiden Männer an Bord bedingt, die sich immer weiter von ihren Geliebten zu distanzieren scheinen. Ständig steht die unmoralische Offerte von Monsieur Viaroux über den Geschehnissen, und auch wenn die Damen es problemlos schaffen, standhaft zu bleiben, drängen sich die Ereignisse um dessen Ungeduld und Fleischeslust. Dies hat zunächst einen raschen Anstieg des intriganten Teils der Handlung als Folge, dadurch auch einer weitere Tempoforcierung und schließlich auch als Konsequenz ein sehr kontrastreiches Programm aus schwarzem Humor, Action und sehr schön ausstaffierter Dramaturgie – oder zusammengefasst: Erneut spitzt sich die Szenerie in einem sehr weitläufigen Plot zu.

Unterdessen nehmen die Charaktere immer individuellere Eigenschaften an, sind gleichsam aber auch nicht mehr ganz durchschaubar. Einer lebenslustigen, nun aber verzweifelten Persönlichkeit wie Mary ist für die nächsten Episoden wirklich alles zuzutrauen. Hoel hingegen verändert sich nicht nur im Rahmen seiner plötzlichen Krankheit, und die eigentliche Protagonistin Isabeau springt ständig zwischen allen erdenklichen Charakterzügen, was der Erzählung ganz nebenbei die entsprechende Würze verleiht – mal ganz davon abgesehen, dass die eigentliche Inszenierung trotz ihrer vergleichsweise schlichten Züge noch viel intensiver wird.

Zum Schluss bleibt daher mal wieder eine Menge Begeisterung und ein Höchstmaß an Spannung ob des nächsten, fiesen Cliffhangers. „Reisende im Wind“ bestätigt einmal mehr seinen Anspruch, ein echter Comic-Klassiker zu sein, und entwirft mit „Handel mit schwarzer Ware“ eine weitere, absolut lesenswerte Episode!

|Graphic Novel: 56 Seiten
Originaltitel: Les passagers due vent – Le comptoir de Juda (1981)
ISBN-13: 978-3-86869-076-7|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

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