Davidson, Mary Janice – Weiblich, ledig, untot (Betsy Taylor 1)

Betsys Tag beginnt bereits mit einer Katastrophe: Sie verliert nicht nur ihren Job, sie wird auch noch von einem Auto überfahren und stirbt. Aber sie ist nicht wirklich tot – sondern untot! Kurz vor ihrer Beerdigung wacht sie in einem Sarg auf und merkt, dass sie zwar nicht mehr am Leben ist, aber auch nicht wirklich tot. Von nun an versucht sie mit allen Mitteln, richtig zu sterben. Dabei muss sie nicht nur erkennen, dass sie nicht in der Lage ist, sich umzubringen, sondern dass sie über viele neue Kräfte verfügt, die sogar für Vampire ungewöhnlich sind: Kirchen, Kruzifixe und Weihwasser können ihr nichts anhaben. So beschließt sie, an dem Punkt weiterzumachen, wo für sie mit dem Autounfall alles aufgehört hat. Doch dies bleibt ihr nicht sehr lange vergönnt …

Als sie auf den geheimnisvollen, attraktiven Vampir Sinclair sowie auf den bösartigen und lächerlichen Vampirkönig Nostro trifft, der Betsy unbedingt auf seine Seite ziehen will, wird sie vor eine Entscheidung gestellt: Entweder sie schließt sich Nostro an, was schon mal gar nicht in Frage kommt, oder sie entscheidet sich für Sinclair, den sie allerdings auch nicht leiden kann. Und als sie auch noch erfährt, dass sie die Vampirkönigin aus einer alten Prophezeiung sein soll, gerät Betsys Un-Leben völlig aus der Bahn.

Mittlerweile gibt es in der Literatur schon beinahe zu jedem Genre Parodien oder Bücher, in denen sämtliche Klischees durch den Kakao gezogen werden. Mit „Weiblich, ledig, untot“ von Mary Janice Davidson liegt eines dieser Werke vor, welche die typischen Vampir-Romantik-Bücher in eine Komödie umwandelt. Der Verlauf der Geschichte ist beinahe derselbe wie bei vielen andern Romanen dieser Art, nur soll die Geschichte durch Betsys Sicht auf verdrehte Weise humorvoll und unterhaltsam präsentiert werden.

Alles schön und gut, nur ist leider der Haken an der Sache, dass auch der Humor in „Weiblich, ledig, untot“ eine Angelegenheit des Geschmacks ist und deshalb auch nicht jedem zusagt. Einige werden mit „Weiblich, ledig, untot“ ein Buch in Händen halten, welches ihnen völlig zusagt und auch ihren Humor anspricht, nur leider zähle ich mich nicht dazu. Ich fand den Humor in „Weiblich, ledig, untot“ sehr flach und aufgesetzt, sodass ich nicht wirklich darüber lachen konnte, geschweige denn, dass die Lektüre mich besonders gut unterhalten hätte. Diese Art von Humor ist absolut nichts Neues und in meinen Augen nicht mehr amüsant, sondern einfach nur überzogen, und kann für keine Lacher mehr sorgen. Die Witze sind oberflächlich, langweilig und großteils einfach schon zu verbraucht. Mich hat das Buch nicht ein einziges Mal zum Lachen oder auch nur zum Grinsen gebracht. Im Gegenteil, Betsys Kommentare sind teilweise einfach nur blöd, gewollt cool und einfach nicht lustig, sodass sie mir zeitweise sogar eher auf die Nerven gingen als mich zu unterhalten.

Und da geht es auch schon mit den Charakteren weiter: Betsy, die Protagonistin, wirkt wegen ihrer blöden Kommentare nicht nur unsympathisch und oberflächlich, sondern auch teilweise sehr unrealistisch. In vielen Situationen wirkt sie viel zu gelassen, sodass man die ganze Geschichte nicht mehr wirklich ernst nehmen kann. Betsys Gefühlsregungen bewegen sich nahe am Nullpunkt, was sie nur noch oberflächlicher und unechter wirken lässt. Und auch die restlichen Charaktere lassen mit ihrer Erscheinung stark zu wünschen übrig. Sämtliche Nebencharaktere werden so überzogen und dümmlich dargestellt, dass man sie nicht wirklich sympathisch finden, geschweige denn ernst nehmen finden kann. So ist Betsys bester Freund viel zu schwächlich und ängstlich dargestellt, ihre Stiefmutter viel zu egoistisch und so weiter und so fort. Mit Abstand am schlimmsten finde ich dabei noch den Bösewicht Nostro, der dermaßen lächerlich dargestellt wird, dass man ihn in der Rolle des Bösen schon gar nicht mehr ansatzweise als ernsten Gegner betrachten kann. Er wird uns ausgesprochen lächerlich präsentiert, was dazu führt, dass schon von Anfang an klar ist, dass Betsy ihn mit Leichtigkeit besiegen wird. Zwar wird ab und an noch einmal ernsthaft versucht, Nostro etwas Bedrohliches und wirklich Böses anzudichten, das kann aber auch nicht mehr allzu viel retten. Der einzige Lichtblick bei den Charakteren ist wohl Sinclair, der zwar auch keine besonders außergewöhnliche Persönlichkeit besitzt, aber dennoch von allen Charakteren noch am besten gelungen ist.

Die Tatsache, dass in „Weiblich, ledig, untot“ nicht einmal ein ernst zu nehmender Gegner vorhanden ist, welcher der Geschichte ein wenig Würze verliehen hätte, wirkt sich letztendlich auch negativ auf die Geschichte und deren Spannungsbogen aus. Sie ist nicht besonders innovativ oder einfallsreich, sondern offenbar wirklich nur dazu da, Betsy irgendetwas erleben zu lassen. Die Geschichte offenbart nichts Neues, keine wirklich guten Ideen und scheint aus sämtlichen anderen Büchern zusammengebastelt zu sein. Mich konnte sie jedenfalls nicht ansatzweise überzeugen und war die meiste Zeit einfach nur langweilig. Die Spannung ist wegen des nicht ernst zu nehmenden Bösewichtes so gut wie dahin, und auch die kleine Romanze, welche sich zwischen Betsy und Sinclair anbahnt, bleibt eher im Hintergrund und kann auch nicht mehr viel retten.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben. Wären die vorgeblich amüsanten Gedanken der Protagonistin nicht so nervend und zeigte diese auch nur ansatzweise irgendwelche realistischen Gefühle, welche man durch die Ich-Perspektive besser betonen könnte, hätte diese Erzählweise wohl noch einen Sinn ergeben, doch die gewählte Form trägt auch nicht gerade dazu bei, dass das Buch spannender und unterhaltsamer wird. Der Schreibstil beschränkt sich beinahe komplett auf Betsys mehr oder weniger coole und pseudolustige Kommentare, was für diejenigen, die mit dieser Art von Humor etwas anfangen können, sicherlich unterhaltsam ist, mir aber schlicht nicht zugesagt hat.

_Fazit:_

Obwohl zahlreiche Rezensionen und Lesermeinungen suggerieren, dass dieses Buch gut sein soll, hat mir „Weiblich, ledig, untot“ nicht gefallen. Ich fand die Charaktere oberflächlich, unrealistisch und nervend, den Humor und die Witze nicht wirklich lustig und die Geschichte selbst absolut lasch.

_Die Autorin:_

Mary Janice Davidson lebt in Minnesota. Mit „Weiblich, ledig, untot“ gelang ihr der Sprung auf die amerikanischen Bestsellerlisten. Seitdem gewann sie mit ihren „Betsy Taylor“-Romanen, einer Werwolfsaga und einigen anderen Liebesromanen eine große Fangemeinde.

Die Betsy-Taylor-Reihe:

Band 1: Weiblich, ledig, untot
Band 2: Süß wie Blut und teuflisch gut
Band 3: Happy Hour in der Unterwelt
Band 4: Untot lebt sich’s auch ganz gut!
Band 5: Nur über meine Leiche
Band 6: Biss der Tod euch scheidet

|Originaltitel: Undead and Unwed
Originalverlag: Berkley Publishing Group
320 Seiten Klappbroschur
ISBN13: 978-3-8025-8123-6|
http://www.egmont-lyx.com

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