Fallon, Jennifer – Kristall des Chaos, Der (Gezeitenstern-Saga 4)

Band 1: [„Der unsterbliche Prinz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4899
Band 2: [„Die Götter von Amyranhta“ 5305
Band 3: [„Der Palast der verlorenen Träume“ 5955

Arkady ist ziemlich geschockt. Ihr Vater, den sie für tot gehalten hatte, sitzt in Wahrheit im Gefängnis, um genau zu sein in der Zelle neben ihr. Natürlich ist Arkady klar, dass Jaxyn ihren Vater dazu benutzen wird, sie zu erpressen, doch sie ist fest entschlossen, das zu verhindern.

Ein Glück für beide, dass Jaxyn hauptsächlich damit beschäftigt ist, die Eroberung von Caelum zu planen. Sein Plan, die Binnenseen zufrieren zu lassen, um das Nachbarland über das Eis hinweg anzugreifen, scheint wunderbar zu klappen … zumindest zu Anfang.

Am anderen Ufer, in Caelum, ist Stellan Desean derweil mit einem Balanceakt beschäftigt. Er weiß, dass die Truppen von Glaeba Caelum weit überlegen sind, doch wie bringt man eine Horde arroganter Gezeitenfürsten dazu, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, ohne zu verraten, dass man ihre Identität kennt? Und wie schleust man eine Familie Arks aus dem Land, wenn alle Transportwege abgeschnitten sind?

Derweil sind Declan Hawkes, Cayal und Kentravyon auf dem Weg nach Norden; Declan, um Arkady zu finden, die beiden anderen, um endlich den Kristall des Chaos ausfindig zu machen und – sehr zu Cayals Unwillen – Elyssa zur Mithilfe bei ihrem Vorhaben zu überreden …

_Bezüglich der Charakterzeichnung_ tut sich in diesem Band so gut wie nichts Neues mehr. Einziger Neuzugang ist Kentravyon, der zum ersten Mal persönlich auftaucht. Kentravyon ist einer der ältesten Gezeitenfürsten und wird von den anderen ständig als Irrer bezeichnet. Mir kam er allerdings nicht wahnsinniger vor als mancher andere in diesem Haufen. Abgesehen von der abgedrehten Art, wie er auf manche Dinge reagiert – zum Beispiel das Lindern von Schmerzen, indem er die Verletzten tötet – wirkt er ganz normal und in vielerlei Hinsicht wesentlich vernünftiger und menschlicher als Elyssas Sippschaft. Sprich, er ist ein genauso widersprüchlicher Kerl wie Cayal, nur besser gelaunt. Was die Tiefe der Darstellung angeht, kann Kentravyon jedoch nicht mit dem mithalten, was die Autorin im ersten Band des Zyklus‘ für Cayal aufgewendet hat.

Auch eine Weiterentwicklung vorhandener Charaktere gibt es hier nicht. Sprich, die Autorin hat sich nahezu ganz auf die Handlung konzentriert.

Die besteht nicht nur aus den oben genannten Strängen. Im Laufe der Ereignisse trennt Declan sich von Cayal und Kentravyon, und dann gibt es auch noch Stränge um Boots, Warlock und Tiji. Sie alle einigermaßen gleichmäßig voran zu treiben macht häufige Wechsel zwischen den einzelnen Fäden notwendig, was zwangsläufig die Gesamtentwicklung bremst. So kommt es, dass die Handlung erst Fahrt aufnimmt, als sich letztlich mehr oder weniger alle auf den Weg nach Jelidien gemacht haben.

Leider kann ich nicht sagen, dass die Sache wirklich richtig spannend geworden wäre. Die Bemühungen der Autorin, im Laufe der Handlung die Spannungsschraube hoch zu drehen, sei es durch den Krieg zwischen Caelum und Glaeba oder durch die Entdeckung von Boots‘ Versteck, brachten nicht so recht das erwünschte Ergebnis.

Ähnliches gilt für die Auflösung des Plots: Obwohl tatsächlich durch die vielen Personen und ihre unterschiedlichen Ziele bis zum Schluss nicht klar war, wie die Sache ausgehen würde, kann ich nicht sagen, dass ich mir sozusagen die Finger abgekaut hätte, und trotz des recht bombastischen Showdowns sowie des extravaganten Ergebnisses empfand ich das Ende ein wenig unbefriedigend. Niah war ein viel versprechendes Persönchen, von dem logischen Knacks ganz abgesehen.

Interessant fand ich dagegen Kontravyons Erklärungen im Zusammenhang mit dem Kristall des Chaos sowie Lukys‘ Ratte Coron, auch wenn dadurch letztlich die Frage bleibt, wie die ersten der Gezeitenfürsten denn zu Gezeitenfürsten geworden sind.

_Mit anderen Worten_: Auch dieser letzte Band des Zyklus‘ hat nicht gehalten, was der starke Einstieg in den Zyklus versprochen hat. Wie auch dem dritte Band fehlt es ihm ein wenig an Wucht. Da die Charaktere nicht weiterentwickelt und auch nicht vertieft werden, fällt ein wesentlicher Aspekt dessen weg, was den ersten Band so interessant gemacht hat. Und der Versuch, die Lücke durch einen abwechslungsreichen Handlungsverlauf und eine dramatische Zuspitzung am Ende zu schließen, ist nicht gelungen. Selbst der Zeitdruck, unter dem die zweite Gruppe eigentlich steht, wird nicht wirklich deutlich, weil es all diese Unsterblichen in ihrer arroganten Gleichgültigkeit kaum zu kümmern scheint, dass ihnen die Zeit davon läuft. Ein solches Manko konnten selbst Kontravyons interessante Erklärungen nicht mehr ausgleichen. Schade.

_Jennifer Fallon stammt_ aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen, unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Ihre erste Veröffentlichung war die |Dämonenkind|-Trilogie. Außerdem stammen die Trilogie |Second Sons| sowie |Die Chroniken von Hythria| aus ihrer Feder. Zur Zeit arbeitet die Autorin an ihrem nächsten Zyklus |Rift Runners|, der erste Band soll im Februar 2012 auf Englisch erscheinen.

|Originaltitel: The Chaos Crystal
Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler und Rene Satzer
569 Seiten
ISBN-13 978-3-802-58245-5|
http://www.jenniferfallon.com
http://www.egmont-lyx.com

_Jennifer Fallon bei |Buchwurm.info|:_

[„Kind der Magie“ 1328 (Dämonenkind Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (Dämonenkind Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (Dämonenkind Band 3)
[„Erbin des Throns“ 2877 (Die Chroniken von Hythria 1)
[„Ritter des Throns“ 3327 (Die Chroniken von Hythria 2)
[„Herrscher des Throns“ 3878 (Die Chroniken von Hythria 3)

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