Fink, Torsten – Renegat (Der Sohn des Sehers 3)

_Die „Der Sohn des Sehers“-Trilogie:_

Band 1: [„Nomade“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6314
Band 2: [„Lichtträger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6496
Band 3: _“Renegat“_

Dank Merege ist die Gefahr durch die zornige Wüstengöttin Xlifara Slahan gebannt. Doch Mereges Seele hat ihren Körper verlassen, ohne zurückzukehren, und dann hat Eri auch noch den Heolin gestohlen. Bald darauf erfährt Awin, dass er sich zum Tiudhan, zum obersten Oberhaupt über alle Hakul hat erheben lassen. Doch erst Isparra, die plötzlich vor den Toren Pursus auftaucht, öffnet Awin die Augen über Eris wahre Absichten …

_Awin entwickelt sich_ allmählich zu einer echten Führernatur. Er kann sich durchsetzen und hat gelernt, andere zu überzeugen. Seine Art, in anderen zunächst immer das Gute zu sehen, hat sich dadurch aber nicht verändert, und sein Bemühen um Verständigung und friedliche Einigung ist die Voraussetzung dafür, dass er auf seinem Weg überhaupt vom Fleck kommt.

Der wesentlich interessantere Charakter war diesmal Isparra. Wie schon bei seiner Figur des Tasil in der Trilogie |Tochter des Magiers| ist Torsten Fink auch bei der Windskrole konsequent geblieben. Isparra hilft Awin gelegentlich, wenn sie keine andere Wahl hat, weil sie ihrerseits auf ihn angewiesen ist, aber sie macht keinen Finger mehr krumm als unbedingt nötig, und gelegentlich nutzt sie ihn auch gehörig aus. Ihr Hochmut scheint trotz ihres Machtverlusts kein bisschen gelitten zu haben.

Die übrigen Charaktere weisen keine weitere Entwicklung auf, und die neuen Charaktere kommen nicht über Randfiguren hinaus. Selbst die Darstellung Mahuks, der in diesem Band doch recht wichtig geworden ist, wurde nicht wirklich vertieft. Eine echte Steigerung im Vergleich zum Vorgängerband kann man der Charakterzeichnung daher nicht bescheinigen.

Dasselbe gilt für den Hintergrund. Auch hier hat sich der Autor nicht die Mühe gemacht, noch ein wenig mehr ins Detail zu gehen. Zugegeben, die Handlung ließ dafür nicht allzu viel Raum. Sie mutet ein wenig wie ein Hindernisrennen an. Awin muss Eri zumindest ein-, besser noch überholen, um dessen Absichten zu vereiteln. Doch trotz aller Anstrengungen, die Awins Gruppe unternimmt, hat Eri stets die Nase ein Stück vorn. Dazu kommt, dass Awin ständig irgendwelche Hindernisse überwinden muss, sei es nun ungünstiges Gelände, feindliche Bewohner der Gegend oder höhere Mächte. Einige dieser Hindernisse nimmt Awin erstaunlich leicht, andere nicht ganz so leicht.

Die verschiedenen Schwierigkeiten sind durchaus abwechslungsreich dargestellt, dennoch kommt so etwas wie Spannung nicht so recht auf. Irgendwie zog der Trick mit dem Zeitdruck hier nicht richtig, vielleicht, weil von vornherein klar war, dass Awin Eri einholen muss, damit es überhaupt zum Endkampf kommen kann. Aber selbst gegen Ende, als sich die Lage auf den Showdown zuspitzte, empfand ich eher Ungeduld denn Anspannung. Möglicherweise lag es daran, dass durch Awins Sehergabe schon einige Details des Showdowns vorweggenommen waren; oder auch daran, dass der Oberste der Wächter vor Hochmut so verblendet war, dass es schon unglaubwürdig wirkte. Jedenfalls zog sich die Aufstellung für den Endkampf ein wenig zäh dahin. Das Endergebnis war dann letztlich wenig überraschend.

So war der dritte Band zwar abwechslungsreich, kam gleichzeitig aber nicht so recht in Gang. Zu viele Episoden wirkten lose und ohne echte Auswirkung auf den Handlungsverlauf, so zum Beispiel Awins Besuch beim Orakel der weißen Stuten. Es fehlte der innere Zusammenhang, der dem Geschehen Dynamik verliehen hätte. Stattdessen hakt Awin ein Problem nach dem anderen ab wie Perlen auf einer Schnur. Am Schluss blieben dann sogar Details offen, wie zum Beispiel Awins Verfolgung durch Uqib. Die Trilogie ist zu Ende, wirkt aber dennoch nicht wirklich in sich abgeschlossen. Bei der |Tochter des Magiers| ging es mir ähnlich, allerdings nicht in so starkem Maße wie jetzt beim |Sohn des Sehers|. Und entgegen meiner Hoffnung tauchte Maru in diesem Zyklus nicht mehr auf.

_Bleibt zu sagen_, dass die Trilogie mit vielen Ideen aufwarten konnte, die Ausarbeitung aber eher bescheiden ausfiel. Den Spannungsbogen spürbar zu straffen, ist nicht immer gelungen. Da die Gewichtung zulasten von Charakteren und Hintergrund so stark auf der Handlung liegt, ist das ein echtes Manko. Fazit: nette Unterhaltung, aber nichts, was man unbedingt gelesen haben muss.

Torsten Fink war Journalist und Texter, unter anderem für literarisches Kabarett, ehe er 2008 sein erstes Buch „Die Insel der Dämonen“ veröffentlichte. |Die Tochter des Magiers| war sein erster Mehrteiler, an den |Der Sohn des Sehers| anknüpft.

|Taschenbuch: 574 Seiten
ISBN-13: 978-3442266937|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_Torsten Fink bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Diebin“ (Die Tochter des Magiers 1) 5775
[„Die Gefährtin“ (Die Tochter des Magiers 2) 5950
[„Die Erwählte“ (Die Tochter des Magiers 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5951

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