Rickman, Phil – Nacht der Jägerin, Die

_Die „Merrily Watkins“-Romane:_

01 „Frucht der Sünde“
02 [„Mittwinternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6067
03 [„Die fünfte Kirche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6283
04 [„Der Turm der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6644
05 [„Der Himmel über dem Bösen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6979
06 _“Die Nacht der Jägerin“_
07 „The Smile of a Ghost“ (noch ohne dt. Titel)
08 „Remains of an Altar“ (noch ohne dt. Titel)
09 „The Fabric of Sin“ (noch ohne dt. Titel)
10 „To Dream of the Dead“ (noch ohne dt. Titel)
11 „The Secrets of Pain“ (noch ohne dt. Titel)

_Inhalt_

Jane Watkins, Tochter von Hochwürden Merrily Watkins, der Beraterin für spirituelle Grenzfragen des Bistums Herefordshire, ist ausgesprochen stolz. Nicht nur, dass sie fast erwachsen ist – sie hat auch noch einen Job. Ja, sie ist endlich eine Frau, die auf eigenen Beinen steht. Zwar arbeitet sie nur nach der Schule und hin und wieder an einem Wochenende, aber das Hotel in dem alten Gemäuer Stanner Hall im Grenzland zwischen England und Wales ist beeindruckend und romantisch. Jane freut sich, hier als Zimmermädchen Arbeit gefunden zu haben.

Das Hotel hat noch nicht lange offen, und der Besitzer Ben Foley, der ehemalige Fernsehproduzent, knüpft an eine alte Geschichte an, um Kunden anzulocken: Sir Arthur Conan Doyle soll hier einst übernachtet haben, und in der Gegend gibt es Legenden von einem großen schwarzen Hund, der Leuten erscheint, die bald darauf sterben. Sollte der Meister hier zu seinem berühmten Roman „Der Hund von Baskerville“ angeregt worden sein?

Die Krimiwochenenden sind für Jane spannend, doch dann geschieht etwas, das nicht in das harmlose Rollenspiel zu passen scheint, und es ist ausgesprochen unheimlich. Geht noch etwas anderes in Stanner Hall um als das Sherlock-Holmes-Fieber …?

Janes Mutter Merrily hat an ganz anderen Fronten zu kämpfen. Um die Leute wieder in die Kirche zu locken, hat sie zwanglose Abendgesellschaften ins Leben gerufen: Hier sollte nicht gepredigt werden, sondern geredet und zusammen gebetet. Den wenigen Gemeindemitgliedern, die anfangs teilgenommen hatten, taten diese Gespräche im trauten Kreise gut.

Konservative Alteingesessene betrachteten das Ganze erst als neumodischen Unfug, bis eine kranke junge Frau unerklärlich gesundet. Und Merrily, die dergleichen nie im Sinn hatte, sieht sich plötzlich in die Rolle der Wunderheilerin gedrängt. Nun muss sie sich nicht nur mit ihren Zweifeln auseinandersetzen, sondern auch mit hoffnungsvollen Kranken.

Im Zuge dieser neuen Entwicklungen stößt sie auf ein altes Verbrechen, und schließlich erhebt das Böse in seiner grausigen Banalität sein hässliches Haupt. Und über all das legt sich unerbittlich der Schnee eines bitterkalten englisch-walisischen Winters …

_Kritik_

Gekonnt wie gehabt führt Phil Rickman seine Leser durch ein neues Abenteuer für Jane und Merrily. Die Entwicklungen der Heranwachsenden mitzuerleben, ihr Ringen um spirituelle Verortung und ihre Diskussionen mit ihrer Mutter, um die sie sich halb sorgt und sich halb über sie ärgert, während sie ihr herzlich zugetan ist, war von Anfang an spannend.

Rickman schafft es, auf überzeugende Weise die inneren Kämpfe der aufgeweckten, romantischen, störrischen Siebzehnjährigen darzustellen. Und Merrily mit all ihren Sorgen und Ängsten, ihren festen Überzeugungen und ihren immer neuen Problemen mit ihrer kleinen Gemeinde, ist sowieso ein facettierter, interessanter Charakter.

Ihre zaghafte Beziehung mit dem Musiker Lol Robinson, die trotz diverser Repressalien gedeiht, ist ebenso liebevoll geschildert wie die manchmal eingefahrenen, manchmal überraschend unkonventionellen Denkstrukturen in dem Dörfchen Ledwardine.

Die Stimmung, die Rickman bei der Beschreibung von Stanner Hall, seiner Geschichte und seinem Umland hervorruft, jagt dem Leser einen Schauder über den Rücken. Was ist dran an den alten Mythen, dass der schwarze Hund auf einen Familienfluch zurückzuführen ist? Und wer kann mehr über die alte Geschichte eines Mordes in den alten Räumen erzählen?

Das alles gemischt mit dem Abscheu, den das Verhalten des ehemaligen Fernsehproduzenten und seiner Exkollegen hervorruft, macht aus dem Roman eine gelungene Mischung aus Mystery, Psychogramm, Krimi und Romanze. Rickman hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er nicht nur zu den großen unter den Erzählern gehört, sondern auch origineller ist als viele seiner Kollegen.

_Fazit_

Ich kann diese Reihe nur jedem ans Herz legen, dem liebevoll ausgearbeitete Charaktere, Krimis und knifflige Plots von hoher Glaubwürdigkeit wichtig sind. Moderne und Atavismus sind hier auf eine Art und Weise verknüpft, dass man die Übergänge kaum spürt. Wenn Phil Rickman erzählt, möchte man das Buch nicht weglegen.

|Taschenbuch: 608 Seiten
Originaltitel: The Prayer of the Night Shepherd
Aus dem Englischen von Karolina Fell
ISBN-13: 9783499253355|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de
[www.philrickman.co.uk]http://www.philrickman.co.uk

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