Freidrich, Gary / Thomas, R. / Ploog, M. / Sutton, T. – Marvel Horror: Ghost Rider 1

_Story_

Kurz nach dem Tod seiner Eltern wird Johnny Blaze von den Eignern einer Motorrad-Stunt-Show adoptiert und reist fortan mit dem erfolgreichen Wanderzirkus durch die Lande. Jedoch ist der Tod ein ständiger Begleiter Johnnys: Bei einem Brand des großen Stunt-Zeltes wird seine Adoptivmutter tödlich verletzt, und auch sein Stiefvater und Mentor Crash Simpson, selber als Stuntman aktiv, sieht dem Tod ins Auge, als ihn eine schwere Krankheit befällt. Um ihn vor dem sicheren Ende zu retten, erinnert sich Blaze an ein satanisches Ritual und beschwört den Teufel, Crash Simpson zu heilen. Allerdings wird Johnny vom Höllenfürsten übergangen, der sich Simpson auf andere Weise in die Hölle holt.

Der Preis für sein Beschwörungsritual ist hoch: Aus dem einstigen Stuntman ist der Ghost Rider geworden, ein entflammtes Skelett, in das sich Blaze bei Einbruch der Dunkelheit verwandeln muss. Aber auch seine neue Gestalt hat ihm den Mut nicht genommen; aus Liebe zu seiner Stiefschwester Roxanne führt er die Show weiter und trotzt dem Teufel gleich mehrfach, selbst als dieser die Gestalt Crash Simpsons annimmt und sich gegen ihn stellt. Denn wer sich mit dem Ghost Rider anlegt, begibt sich zumeist auf eine tödliche Höllenfahrt in die endgültige Verdammnis.

_Persönlicher Eindruck_

|Marvel| haben anscheinend eine neue Lieblingsfigur (wieder)entdeckt. Im Anschluss an die gefeierte Verfilmung mit Nicolas Cage sind bereits mehrere Comic-Alben um den Flammenkopf Johnny Blaze auf den Markt gekommen, und nun lebt der „Ghost Rider“ auch noch in den Horror-Comics des legendären amerikanischen Verlags auf.

Allerdings handelt es sich bei der ersten Ausgabe von „Marvel Horror“ keinesfalls um neuen Stoff; stattdessen hat man einige Ausgaben aus dem „Marvel Spotlight“ aus den Jahren 1972-73 für das wiederholte Revival ausgewählt und damit gleichzeitig einen wahrhaftig denkwürdigen Beitrag aus dem großen Fundus der verlagseigenen Gruselgeschichten wiederbelebt. Erzählt wird einmal mehr die Ursprungsgeschichte des lange verschollenen Helden, welche im Übrigen schon aus allerlei Perspektiven geschildert wurde, in diesem Fall aber wohl die beliebteste Fassung enthält.

Johnny Blaze ist noch nicht gänzlich dem Satan verfallen und schlüpft lediglich bei Dunkelheit in die Rolle seines unfreiwilligen Alter Egos, erweckt dann jedoch Kräfte in sich, die ihn in Windeseile zu einer der am meisten gefürchteten Figuren des Landes machen. Jedoch weiß niemand von seinem neuerlichen Doppelleben, geschweige denn von seinen Motiven, die ihm dieses Schicksal beschert haben. Blaze handelte stets aus Großmütigkeit und Nächstenliebe und zahlt einen undankbaren Preis für seinen Bund mit dem Teufel. Er ist verdammt bis in alle Ewigkeit, den Ghost Rider zu mimen, bekommt aber dennoch häufig die Gelegenheit, dem betrügerischen Satan Paroli zu bieten und für eine Verbesserung seines Schicksals zu streiten. Aber ständig wird ihm sein Beschützerinstinkt zum Verhängnis: Zunächst will er Crash Simpson vor dem endgültigen Zugriff des Teufels retten, später ist es dann gleich mehrfach dessen Tochter Roxanne, Johnnys Geliebte, die seiner Hilfe bedarf, um nicht auch dem Höllenfürsten in die Hände zu fallen. Und so durchlebt der Stuntman in seinem neuen Part als flammenköpfiger Gerechtigkeitskämpfer ein Abenteuer nach dem nächsten, stets in Begleitung der Aura seines ärgsten Widersachers aus dem Schlund der Hölle und immerzu auf der Schwelle zwischen Leben, Tod und seinem verfluchten Schicksal.

Zweifelsohne hat der Verlag mit dieser Klassiker-Serie ein echtes Juwel des illustrierten Horror-Genres hervorgekramt, gottlob aber auch unbearbeitet in deutscher Sprache aufgelegt. Die Zeichnungen versprühen den Geist der klassischen 70er-Comics, die Farbgebung ist wirklich prächtig und erinnert an die kultigen „Gespenster-Geschichten“ und der Inhalt ist wirklich brillant und lebt – man lese und staune – von den ausgeprägten Klischees, die Autor Gary Friedrich an kaum einer Stelle ausgelassen hat. In diesem Sinne sollten sich Skeptiker mit Kommentaren bezüglich der als unnötig erachteten Verwertung älteren Materials doch deutlich zurückhalten. Welcher Zeitpunkt könnte schließlich besser sein, um diese vernachlässigte Ikone der |Marvel|-Historie mit ihren besten Comics zu würdigen? Gerade wenn man bedenkt, dass es sich hierzulande ja immer noch um eine Erstveröffentlichung handelt. Meinetwegen dürfen |Marvel| die 35(!) Jahre alte Serie gerne komplett neu auflegen; diese Storys sind nämlich definitiv Kult!

http://www.paninicomics.de

|Siehe ergänzend dazu auch:|

[„Ghost Rider 1 – Teufelskreis“ 3724
[„Ghost Rider – Die Straße zur Verdammnis (100 % Marvel 26)“ 3598

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