Die drei ??? – Der Biss der Bestie (Folge 146)

Seit über 30 Jahren ist es die wohl bekannteste und erfolgreichste Hörspielserie in der deutschen Medienlandschaft und immer noch gibt es neue Geschichten zu erzählen. Dabei hinken die EUROPA-Produktionen den aktuellen Buch-Veröffentlichungen aus dem Hause |Kosmos| stets etwas hinterher. Die 2008 beigelegten Lizenzstreitigkeiten machten die Situation nicht besser. Derzeit sind es rund 15 Fälle, die noch nicht als vertonte Version vorliegen, doch das Hamburger Studio, welches inzwischen zum Sony-Konzern gehört, knabbert stetig am Vorsprung. Der Daumenregel nach erscheinen im Quartal etwa drei bis vier neue Hörspieladaptionen „regulärer“ ???-Fälle. Kari Erlhoffs „Der Biss der Bestie“ ist der 146. Fall des Trios und brauchte immerhin noch gut zwei Jahre, bis er im Mai 2011 auch die Hörspielfans erreichte.

Zur Story

Etwas außerhalb von Rocky Beach liegt das alte Naturkundemuseum, zu welchem Justus und Titus Jonas unterwegs sind, um einige Gegenstände auszuliefern, welche der neue Besitzer des Hauses bei ihnen gekauft hat. Doch bei ihrer Ankunft wird Dr. Wadleigh gerade von Sanitätern abtransportiert: Eine schlimme Wunde prangt an seinem Arm. Schwach brabbelt er etwas von „Gefahr“ und man solle sich vor dem „Tiger“ in acht nehmen. Sein Sohn Quentin tut dies als fiebrige Fantasterei ab. Zwar besäße das alte Museum ein Säbelzahntiger-Skelett, doch von dem gehe wohl seit einigen Jahrtausenden keine konkrete Gefahr mehr aus. Problematischer sei schon, dass er nun keine Betreuung für seine beiden Jungs habe, die zurzeit beim Großvater untergekommen waren, solange seine Frau und er geschäftlich viel unterwegs sind.

Die ohnehin etwas verschrobene Nachbarin mag er nicht fragen, da die neuerdings behauptet es spuke in dem Museum und der Kompagnon seines Vaters, Dr. Frears, mit dem der alte Dr. Wadleigh das Museum wieder eröffnen will, sei auch keine wirkliche Hilfe. Mr Wadleigh muss jedoch ganz dringend für drei Tage nach New Mexiko. Justus, der einen neuen Fall wittert, entscheidet, dass die drei ??? diesen heiklen, wie für sie absolut ungewohnten, Job als Babysitter übernehmen, sodass man vor Ort die seltsamen Vorgänge in letzter Zeit unter die Lupe nehmen kann. Unter anderem stinkt es im Ausstellungsraum des prähistorischen Tigers ganz frisch nach Raubtierkäfig. Eine Kamera soll Klarheit bringen. Tatsächlich tut sich bereits in der ersten Nacht etwas – es wird ins Museum eingebrochen. Doch die zwei finsteren Gestalten können sich trotz großem Einsatz der drei ??? unerkannt verdrücken.

Eindrücke

Justus und Titus Jonas sind im Namen der Firma unterwegs, wo dann hernach ein Fall für die drei ??? herausspringt? Das kennt man doch irgendwoher. Ähnliches hat der aufmerksame ???-Junkie vermutlich von „Zwillinge der Finsternis“ (144) oder auch der etwas zurückliegenden „Fußball-Falle“ (141) recht frisch im Gedächtnis haften. Dieser Opener scheint unter den Autoren – hier hatte Kari Erlhoff bereits 2009 die Vorlage geliefert – im Moment offenbar en vogue zu sein und sozusagen die „Laufkundschaft“, worüber die drei Detektive ihre Einsätze sonst auch gerne beziehen, (sprich: ihre Klienten kommen gezielt zu ihnen) derzeit ein wenig zurückzudrängen. Gevatter Zufall machte sich ja auch immer ganz gut im Laufe der Serie, was einen gewissen Abnutzungseffekt mit sich bringt, doch nach inzwischen 145 vorangegangenen Fällen immer wieder originelle Kracher zu liefern, wäre unrealistisch.

Womit wir schon beim Thema wären. Das Grundkonstrukt ist prinzipiell spannend aufgebaut und enthält, neben einem Schuss Mystery in Gestalt des unheimlichen Skeletts, auch sonst alle geradezu klassischen und von den Fans verlangten Serienelemente wie -klischees. Das Hörspiel ist dem Buch sogar in manchem Punkt überlegen, denn es spart sich dank geschickter Kürzungen eine ganze Menge recht unnötiges Trara sowie Nebenschauplätze und kommt dadurch schneller auf des Tigers Kern, ohne dabei zu viele wichtige Informationen der Vorlage auszulassen. Dennoch will der Funke nicht überspringen, was unter Umständen auch an den nicht immer ganz optimalen Soundeffekten liegen mag. Noch dazu ist der leicht abgewandelte Showdown etwas zu kitschbehaftet und auch vom Ablauf her nicht vollkommen überzeugend. Es sind eben die Kleinigkeiten, die den „Biss der Bestie“ nicht auf Top-Niveau steigen lassen. Das gilt für das Buch allerdings auch – wenn auch aus zum Teil anderen Gründen.

Die Sprecherleistung als solche gibt derweil wenig Anlass zur Kritik, die Stammsprecher schaukeln das – mit 57 Minuten übrigens erstaunlich kurze – Stück gewohnt routiniert nach Hause. Allein Hans Meinhardt (Onkel Titus) klingt komisch und nicht grade gesund. Entweder war er während der Aufnahmen arg erkältet oder die Stimmbänder haben anderweitig gelitten. Auch Schauspielurgestein und (wieder-mal-)Gastsprecher Wolfgang Völz („Käpt’n Blaubär“ u. a.) kann man kaum als diesen identifizieren, immerhin hört man ihn übers Telefon, was seine an sich markante Stimme offenbar etwas entstellt. Aber auch unter den restlichen Sprechern befinden sich keine Totalausfälle, besonders erfreulich aber, dass die beiden Jungs (Philipp Draeger und Jacob Mayerhoff) ihren Job gut machen und den Hörer trotz ihrer Ausrichtung als Vorschul-Nervensägen und -Rabauken nicht vergraulen.

Die Produktion:

Drehbuch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Conrad, George, Morgenstern

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Hans Meinhardt (Onkel Titus), Karin Lieneweg (Tante Mathilda), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Christian Rudolf (Quentin Wadleigh), Mathias Münster (Dr. Winston Wadleigh), Wolfgang Draeger (Dr. John Frears), Philipp Draeger (Jamie), Jacob Mayerhoff (Sammy), Ingeborg Kallweit (Mrs. Pitkätossu), Ingo Nommsen (Jakall Madsen), Dieter Dücker (Tiger Madsen), Saskia Mayerhoff (Vivian), Wolfgang Völz (Fitzwilliam Waterfield), Robin Bosch (Sanitäter), Thomas Fritsch (Erzähler)

Fazit

Trotz mancher guten Idee und Anleihen an Serien-Klassiker – wobei sie speziell einige Reminiszenzen an den Fall „Höhlenmensch“ wachruft – dümpelt die Geschichte eher im Mittelfeld rum. Irgendwie will kein richtiges Flair aufkommen, was nur zum Teil an der Produktion liegt, sondern vielmehr bei der Grundgeschichte selbst zu suchen ist, die, zumindest streckenweise, doch ziemlich konstruiert wirkt. Dabei ist das Hörspiel mit seiner strafferen Gangart aber der Vorlage sogar einen kurzen Säbelzahntigersprung voraus, da sie sich einige, für die Story eigentlich überflüssige, Dinge spart. Solide ???-Hausmannskost aber sicherlich kein Gourmetdinner und somit ein Kandidat, der nach einmaligem Anhören wohl schnell Staub im Regal ansetzen wird.

Audio-CD mit ca. 57 Min. Spieldauer
Story von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014627
www.natuerlichvoneuropa.de