Stephen R. Lawhead – Das Schwert und die Flamme (Drachenkönig-Saga 3)

Bewährungsprobe für Quentin, den Drachenkönig

Endlich herrscht Frieden im Königreich Mensandor, und der Drachenkönig Quentin kann sich nun seiner größten Aufgabe widmen: dem Bau eines neuen prächtigen Tempels für den allerhöchsten Gott. Doch dann kommt es beim alljährlichen großen Jagdfest zu mehreren Unglücksfällen, die in der Entführung des kleinen Prinzen Gerin gipfeln. Zudem verschwören sich einige von Quentins Fürsten gegen ihn, und seine Macht beginnt zu schwinden. Wird er es noch schaffen, seinen Sohn zu retten und wieder dauerhaft Frieden und Ordnung ins Land zu bringen? (Verlagsinfo)

Dies ist der Schlussband der Trilogie um den Drachenkönig, die mit dem Band „In der Halle des Drachenkönigs“ begann und fortgesetzt wurde mit dem Band „Die Kriegsherren des Nin“. Die Trilogie schildert die spirituelle Entwicklung eines jungen Mannes, der stark an König Artus erinnert, zu einem christlichen Herrscher. Geschildert wird eine Welt der Raubritter und Magier, der Verschwörungen und Intrigen, der Kämpfe zwischen Gut und Böse.

Der Autor

Der christliche Autor Stephen Lawhead, 1950 in Nebraska, USA, geboren, wurde bei uns mit seinem Pendragon-Zyklus bekannt, der bei Piper herauskam. Inzwischen erschienen von ihm die Fantasy-Trilogie „Das Lied von Albion“ (Brendow/Bastei-Lübbe) und diverse SF-Romane (Bastei). Am erfolgreichsten ist er aber mit historischen Romanen über Pilger und Kreuzfahrer sowie in letzter Zeit mit britischen Heldenstoffen geworden.

Stephen Lawhead wurde bei uns mit seinem Pendragon-Zyklus bekannt, der ebenfalls bei Piper herauskam. Inzwischen erschienen von ihm die Fantasy-Trilogie „Das Lied von Albion“ (Brendow/Bastei-Lübbe) und diverse SF-Romane (Bastei). Die fünf Bände des Pendragon-Zyklus sind von seiner Fantasy sicherlich die besten. Sie werden auch keineswegs von Lawheads allererstem Zyklus übertroffen, „Saga des Drachenkönigs“, die bereits 1985 in England erschien und in fast allen englischsprachigen Buchhandlungen mit Fantasy-Regal zu finden ist. Dennoch sind diesen drei Romanen etliche Schwächen anzumerken. Lawhead lebt nach einem längeren Aufenthalt in Mittersill, Österreich, wieder in einem Vorort von Oxford, England.

Die Trilogie

1) In der Halle des Drachenkönigs (In the Hall of the Dragon King, 1985)

2) Die Kriegsherren des Nin (The Warlords of Nin, 1985)

3) Das Schwert und die Flamme (The Sword and the Flame, 1985)

Vorgeschichte: Band 1

Der Tempelnovize Quentin gerät in die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des rechtmäßigen Königs Eskewar – dem Drachenkönig – und dessen Bruder Jaspin, der den Thron raubt. Jaspin gelingt dies nur durch die finsteren Machenschaften des bösen Zauberers Nimrod. Nimrod kann beispielsweise seine Gestalt wechseln, was seine Bekämpfung nicht gerade vereinfacht.

Ein sterbender königlicher Ritter taucht eines Tages in Quentins Tempel auf und verlangt, dass man eine Nachricht an die Königsburg überbringt. Quentin macht sich auf den Weg nach Askalon. Unterwegs und in der Burg gewinnt er Freunde, so etwa den Weisen Derwin und den Eingeborenen Toli. Sie besiegen zuerst Jaspin auf dem Schlachtfeld – zusammen mit Eskewar; dann müssen sie Nimrod auf dessen Burg, die auf einer einsamen Insel liegt, attackieren. leichter gesagt als getan…

Handlung von Band 2

Quentins zartes Glaubenspflänzchen wird auf eine harte Probe gestellt: Eine raubende und mordende Invasionsarmee verheert das Königreich Mensandor, angeführt von dem fetten „Gott“ Nin und seinen vier gnadenlosen Feldherren (unschwer als die vier Reiter der Apokalpyse zu erkennen). Nur eine Handvoll Fürsten und die Feldherren des Königs stellen sich ihnen entgegen – viel zu wenige, um die Abertausende aufhalten zu können.

Daher zieht Quentin zusammen mit Derwin, Toli und einem Meisterschmied in die Berge, um das sagenhafte Metall Lanthanil zu finden, aus dem die verschwundenen Ariga wundersame Waffen geschmiedet hatten. Mit einem aus Lanthanil geschmiedeten Schwert will Quentin bzw. Eskewar die Invasion der Barbaren stoppen.

Erst als diese bereits die Burg Askalon belagern, gelingt es Quentin, das Metall in einer Berghöhle zu finden, das Schwert zu schmieden und in letzter Sekunde das Barbarenheer in die Flucht zu schlagen. Aber da ist es schon zu spät, um den König zu retten, der in der Verteidigungsschlacht vor den Toren der Burg fiel. Quentin wird von den überlebenden Fürsten zum neuen Priesterkönig gewählt.

Handlung von Band 3

Diesen verliehenen Titel muss sich Quentin im dritten und letzten Band, „Das Schwert und die Flamme“, hart erkämpfen. Denn das Glück, dessen sich das Königreich zehn Jahre lang erfreut hatte, zerrinnt wie Nichts unter den Machenschaften des zurückgekehrten Zauberers Nimrod: Quentins engster Berater Derwin stirbt bei einem Überfall, den Nimrod mit Tempeldienern des Ariel ausführt. Quentins neunjähriger Sohn Gerin wird in den Tempel entführt. Quentin verfolgt die Räuber, erschlägt im Zorn einen davon, verliert die Gunst des allerhöchsten Gottes und läßt das Schwert im Wald liegen.

Ohne Gottesglauben und heiliges Schwert verliert Quentin jeglichen inneren und äußeren Halt. Es gibt Bürgerkrieg, seine Frau verreist nach Dekra, die Feldherren des Königs zweifeln an seinem Verstand, kurzum: der klassische Hiob. Auf verschlungenen Umwegen taucht das Schwert wieder auf, doch Quentin muss es von einem Fürsten mit Gewalt zurückerobern. Ein innerer Wandel in seiner Einstellung zu Gott befähigt ihn dazu. Dann befreit er den entführten Gerin und tötet Nimrod. Das Reich ist wieder geeint und gesund.

Christliche Figuren

Der Autor Stephen Lawhead war in seiner Studentenzeit stark in christlichen Verbindungen engagiert. Diese christliche Ausrichtung in seiner Fantasy ist überall deutlich sichtbar. Sie wird jedoch nicht dogmatisch ausgedrückt, sondern spiegelt sich in der jeweiligen Handlung und der Motivation der Romangestalten wider.

Leider passiert es dem Erzähler immer wieder, dass er seinen Figuren – besonders den geistigen Führern – lange Monologe in den Mund legt, in denen sie über die Qualität und Notwendigkeit des Glaubens an ein allerhöchstes Wesen dozieren. Die so Belehrten schlucken die Doktrin auch meist widerspruchslos – schließlich sollen sie ja die Handlung zum gewünschten Ende voranbringen, das dann meist darin besteht, das Wirken eben dieses postulierten Gottes zu belegen.

Spirituelles Wachstum

Man sollte die drei Romane nicht einzeln, sondern in einer Reihe zusammen lesen. Die Hauptfigur nämlich, Quentin, entwickelt sich im Verlauf der Trilogie von einem unbedarften Novizen zum Retter der Welt, dem Priesterkönig. Er macht also ein spirituelles Wachstum durch, das so besser zu erkennen ist.

Dieses Wachstum hat – wie in jedem Artus- und Ritterroman – mehrere Stationen. So etwa die Todesnähe, der Zweifel am Glauben/Gott, Erfahrung der Liebe/Minne, Liebe zum König des Landes (eine Einheit!), Kampf gegen diverse böse Wesen: Gegner des Glaubens, Vernichter der Welt, Verkörperungen unchristlicher Tugenden usw. Diese Wesen können auch in den eigenen Reihen zu finden sein, so etwa Jaspin, der Bruder des Königs in Band 1, und bei Fürst Ameron, der das Schwert des Königs raubt. Die meisten aber wollen nur die Macht an sich reißen: Nimrod, der Zauberer, seine Marionette Jaspin, und Nin der Verheerer. Natürlich werden sie von den Bewahrern christlicher Tugenden vernichtet.

Altertümlich

Alle drei Bücher haben ausgesprochen mittelalterliche Qualitäten. Da wäre als auffälligste die Sprache. Sie entspricht in ihrem Pathos und ihrer Gestelztheit der Nibelungen-Sage und anderen höfischen Epen. Der deutsche Übersetzer bringt dies ausgezeichnet herüber – was vielleicht nicht jedermanns Geschmack entspricht. Zum zweiten entspricht das ganze Personal und seine Gedankenwelt dem höfischen Mittelalter. Wie schon zu Shakespeares Zeiten bildet der König eine heilige Einheit mit dem Land, das er beherrscht. Und wenn er stirbt – wie am Ende des 2. Bandes – so muss schnellstens gleichwertiger Ersatz her: Quentin, der Priesterkönig. Denn er führt ja das heilige Schwert des Glaubens.

Auch Frauen – allesamt Prinzessinnen! – und Gelehrte sind von ähnlich hoher Gesinnung, so dass sie in Zeiten des Kampfes und der Not ihre eigenen Sorgen hintanstellen und ihre Männer unterstützen bzw. diese gut beraten, und sei es mit uralten Rätseln.

Was ist hier überhaupt Fantasy-mäßig, fragt man sich zu Recht. Im ersten Band sind es die Taten und Tricks des Zauberers, im zweiten lediglich das Zauberschwert Zallkyr, im dritten Band ist es das Eingreifen der göttlichen Mächte im Augenblick höchster Not: Prinz Gerin soll geopfert werden, doch Quentin, sein Vater, kann dies mit dem Schwert (Gottes) verhindern, das sich wie von Zauberhand bewegt verhält.

Ansonsten wimmelt es von Traumgesichten, Eingebungen, Wachträumen, Prophezeiungen und Rätselsprüchen – alles Informationsbruchstücke, die aus Quellen stammen, die dem Bereich der Rationalität entrückt sind. Also sind sie dem Glauben untergeordnet. Aufgrund dieser Informationen handeln die Figuren jedoch – und wenn sie es wie die zweifelnden Fürsten in Band 2 nicht tun, dann nur aus Eigennutz und Starrsinn – sie erkennen eben die höheren Qualitäten des Glaubens nicht. Arme Teufel – genau wie wir.

Fantasy oder nicht

Was ist hier überhaupt Fantasy-mäßig, fragt man sich zu Recht. Im ersten Band sind es die Taten und Tricks des Zauberers, im zweiten lediglich das Zauberschwert Zallkyr, im dritten Band ist es das Eingreifen der göttlichen Mächte im Augenblick höchster Not: Prinz Gerin soll geopfert werden, doch Quentin, sein Vater, kann dies mit dem Schwert (Gottes) verhindern, das sich wie von Zauberhand bewegt verhält.

Ansonsten wimmelt es von Traumgeschichten, Eingebungen, Wachträumen, Prophezeiungen und Rätselsprüchen – alles Informationsbruchstücke, die aus Quellen stammen, die dem Bereich der Rationalität entrückt sind. Also sind sie dem Glauben untergeordnet. Aufgrund dieser Informationen handeln die Figuren jedoch – und wenn sie es wie die zweifelnden Fürsten in Band 2 nicht tun, dann nur aus Eigennutz und Starrsinn – sie erkennen eben die höheren Qualitäten des Glaubens nicht. Arme Teufel, genau wie wir.

Unterm Strich

Lawheads allererster Fantasy-Zyklus „Die Saga des Drachenkönigs“, die bereits 1985 in England erschien, weiß durchaus zu unterhalten, kommt aber vor allem bei christlichen Lesern an. Zudem sind den drei Romanen etliche Schwächen anzumerken. Der Autor dürfte nicht allzu glücklich darüber gewesen sein, dass man in Deutschland seine schwächsten und frühesten Romane als neueste Werke verkaufte, zehn bis 13 Jahre nach ihrer Entstehung.

Hardcover: 397 Seiten
Originaltitel: The Sword and the Flame, 1985.
Aus dem Englischen von Frieder Peterssen
ISBN-13: 9783492039017

www.piper-verlag.de