Dumas, Alexandre / Gruppe, Marc – Werwolf, Der (Gruselkabinett 20)

Frankreich 1779. Der junge Holzschuhmacher Thibaut, vom Baron Jean de Vez gegängelt und zu arm, um die schöne Agnelette zu ehelichen, will endlich reich und mächtig sein. Eines Nachts rettet er einem großen Wolf das Leben, der sich in seinem Stall in einen Menschen verwandelt. Dieser macht dem jungen Mann ein verlockendes Angebot: Er kann sich jeden Wunsch erfüllen. Doch bei seinem ersten Wunsch würde ihm ein neues Haar wachsen, beim zweiten Wunsch ein zweites und beim dritten vier Haare. Anschließend würde sich bei jedem Wunsch die Zahl der Haare verdoppeln. Eigentlich ein geringer Preis für eine derartige Macht, aber schon bald muss Thibaut erkennen, welch teuflische Absicht hinter diesem Plan steckt …

Nach der fulminanten [Hörspiel-Adaption 3489 des Romans „Dracula“ liefert |Titania Medien| dieses Mal die Vertonung einer Kurzgeschichte des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas ab, der vor allem durch seine Musketier-Romane bekannt wurde.

Mit „Der Werwolf“ hält nun neben dem Vampir eine weitere klassische Gruselgestalt Einzug in das Gruselkabinett. Allerdings gestaltet sich die Story eher wie die klassische Faust-Geschichte denn als ein typisches Werwolf-Märchen, aber das kann man von einer Novelle des 18. Jahrhunderts auch nicht erwarten. Daher ist der Plot auch nicht unähnlich jenem aus dem Gruselkabinett-Hörspiel 15 [„Der Freischütz“, 3038 worin der Teufel in anderer Gestalt seine Gunst an einen unglücklich Verliebten vergibt. Dennoch gestaltet sich der Verlauf der Handlung natürlich gänzlich anders, dafür sind die beiden Hauptfiguren zu verschieden charakterisiert. Thibaut ist viel abgeklärter und egozentrischer als der Amtschreiber Wilhelm aus Apels „Freischütz“.

Dargestellt wird der Holzschuhmacher von Thomas Nero Wolff, der in jüngster Zeit vor allem als Synchronstimme von Hugh Jackman zu hören war. Als Hörspielmime ist er aber nicht minder talentiert. Seine Stimme ist angenehm und ausdrucksstark und kann die Emotionen Thibauts hervorragend wiedergeben. Die weibliche Hauptrolle hat dieses Mal Uschi Hugo, die sonst für Neve Campbell hinter dem Mikro steht und ebenfalls eine so ausgeprägte Fantasie besitzt, dass sie auch ohne die bewegten Bilder leidenschaftlich zu sprechen versteht.

Als Neuzugang bei |Titania Medien| verkörpert Lutz Riedel den großen Wolf. Bekannt ist der erfahrene Sprecher nicht nur als Synchronstimme von Richard Gere und vielen anderen oder als Sprecher zahlreicher Dokumentationen, sondern auch als Kommissar Will Mallmann in der Hörspielserie „John Sinclair“ von |WortArt|. Auch in dieser Produktion macht Riedel eine mehr als gute Figur. Erwähnt werde sollte an dieser Stelle noch Marco Kröger als Baron de Vez, der die Hinterhältigkeit und Skrupellosigkeit des Charakters sehr lebensecht zu spielen vermag.

Am eindrucksvollsten ist aber mit Abstand die Musik, die den Hörer die ganzen 78 Minuten Spielzeit begleitet, und zwar in einer Qualität, wie sie nur äußerst selten in einem Hörspiel zu bewundern ist. Klassisch, dramatisch und immer genau der gerade dargestellten Situation angemessen. Wieder einmal ein Soundtrack, der sich hinter keiner Komposition für einen Hollywood-Streifen zu verstecken braucht.

Die oben erwähnte Dauer dieser Vertonung reizt das Medium CD bis zur Gänze aus und bietet dem Hörer Ohrkino fast in Spielfilmlänge, wo allenfalls die Trackanzahl stört. Hier sollte das Label ruhig einmal von seinen obligatorischen 13 Kapiteln abweichen.

Das Cover von Firuz Askin ist schlichtweg genial. Klassischer und eindringlicher könnte man eine derartige Szene nicht festhalten. Eines der besten Cover, die auf einem Hörspiel zu finden sind.

_Fazit:_ |Titania Medien| hält weiterhin in Sachen Qualität die Stange hoch. „Der Werwolf“ wartet nicht nur mit einer grandiosen Besetzungsliste auf, angeführt von Thomas Nero Wolff, sondern hat auch einen pompösen, erstklassigen Soundtrack zu bieten. Eine ideale Literatur-Vertonung für den Hörspiel-Herbst 2007.

Home – Atmosphärische Hörspiele

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

_Florian Hilleberg_

Schreibe einen Kommentar