Hansson, Peter – Spank the Monkey

_Der Affe auf dem Schrottplatz_

Eigentlich ist das Leben auf dem Schrottplatz ja eintönig und langweilig. Nicht so bei „Spank the Monkey“, einem Kartenspiel vom kleinen schwedischen |Gigantoskop|-Verlag. Hier thront ein quirliger Affe auf der Spitze eines Schrottturms und macht jede Arbeit zunichte. Dem Boss des Schrottplatzes gefällt dies genauso wenig wie den Spielern, deren Aufgabe es von nun an ist, dem Affen den Garaus zu machen und ihn einmal gehörig zu verdreschen. Die Belohnung hierfür ist stattlich. Der Chef verspricht die freie Benutzung wiederverwertbarer Blechdosen und der Müllpresse für denjenigen, der den Affen vertreibt. Niemand kann widerstehen – und so beginnt ein spannender Wettkampf, bei dem es nicht nur darum geht, den Affen zu verjagen, sondern auch die Gegner beim Bau ihres Schrottturms zu ärgern.

_Spielziel_

Alle Spieler sind darum bemüht, in kürzester Zeit einen möglichst hohen Schrottturm zu bauen und dabei die Höhe zu erreichen, auf der sich der Affe derzeit befindet. Nur wenn man auf gleiche Höher oder unmittelbar höher gebaut hat, ergibt sich die Möglichkeit, den Affen zu stellen und ihn zu verdreschen. Gleichzeitig gilt es, Angriffe auf die Türme der Gegner zu starten, seinen eigenen Turm zu verstärken und sich mittels Verteidigungskarten vor Angriffen der Konkurrenten zu schützen. Wem es als Erstem gelungen ist, seinen Turm auf Augenhöhe (oder höher) des Affen zu errichten und ihm den Hintern zu versohlen, und dies, bevor der Kartenstapel aufgebraucht ist, der hat das Spiel gewonnen. Sollten hingegen die Karten aufgebraucht sein, triumphiert der Affe.

_Spielmaterial_

„Spank the Monkey“ ist ein reines Kartenspiel, ohne jegliche andere Hilfsmittel. Insgesamt besteht das Material des Spiels aus 120 durchweg witzig illustrierten Karten aus den Kategorien Schrott, Verstärkung, Angriff und Verteidigung sowie verschiedenen Sonderkarten. Weiterhin markiert eine Karte die aktuelle Höhe des Affen. Neben den enthaltenen Spielmitteln benötigt man außerdem noch einen normalen, sechsseitigen Würfel sowie einen Gegenstand, um die Höhe des Affen auf der zugehörigen Karte zu markieren.

_Spielvorbereitung_

Vor dem Spiel wird die „Monkey Height“-Karte aussortiert und in die Mitte des Tisches gelegt. Je nach Spielerzahl wird mit einem externen Gegenstand nun die Anfangshöhe des Affen markiert; diese beträgt 14 minus die Zahl der Mitspieler. Die übrigen Karten werden (vor allem vor dem ersten Spiel) gut durchgemischt und stellen den Nachziehstapel dar. Anschließend wird der Startspieler ausgewürfelt. Das ist derjenige, der die höchste Zahl würfelt. Zu Beginn des Spiels hat man noch keine Karten auf der Hand.

_Ein Spielzug_

Jeder Spielzug besteht aus maximal fünf weitestgehend freiwilligen Schritten, die sich im Grunde genommen ausschließlich danach richten, was dem Spieler, basierend auf seinen Handkarten, für Möglichkeiten offenstehen. Dies sieht dann folgendermaßen aus:

|1. Nachziehen|

Der Spieler zieht abhängig vom Kontingent seiner Handkarten neue Karten vom Nachziehstapel. Im Normalfall zieht er zwei neue Karten nach. Sollte er jedoch schon fünf oder mehr Karten auf der Hand haben, darf er nur noch eine weitere ziehen.

|2. Bauen|

In der zweiten Phase darf der Spieler nun, sofern er entsprechende Karten auf der Hand hat, den Bau des Turms forcieren. In jeder Runde darf er sowohl eine Schrottkarte ausspielen, die die Höhe des Turms steigert, als auch eine Verstärkungskarte neben einer Schrottkarte auslegen, welche den Verteidigungswert des jeweiligen Schrottteils erhöht. Es gibt aber auch Verstärkungskarten, die man beim Gegner anlegen kann, um den Verteidigungswert eines seiner Schrottteile zu verringern. Die Reihenfolge des Bauens ist freigestellt; allerdings kann eine Verstärkungskarte nur angelegt werden, sie ist indes kein selbständiger Teil des Turms. Es ist aber möglich, mehrere Verstärkungskarten an eine Schrottkarte anzulegen.

|3. Angreifen|

Wenn man eine Angriffskarte gezogen hat, kann man damit nun einen Turm eines Mitspielers angreifen und ggf. Teile oder sogar den gesamten Turm zerstören. Bevor man den Angriff jedoch durchführen kann, muss man zunächst klar ansagen, welches Schrottteil man angreift und welche Besonderheiten die Angriffskarte aufweist. Dem Angegriffenen steht nun die Gelegenheit offen, sofern vorhanden, eine Verteidigungskarte auszuspielen und eventuell damit den Angriff zu erschweren oder ihn gar ganz aufzuhalten. Gelingt dies nicht, wird gewürfelt. Hierzu wird erst der Verteidigungswert des angegriffenen Schrottteils mit der aus den Schrott-, Verstärkungs- und Verteidigungskarten resultierenden Summe ermittelt. Diese muss der Angreifer nun mit dem Würfelergebnis plus dem Wert der Angriffskarte erreichen oder übertreffen. Wenn ihm das nicht gelingt, bleibt der Turm unbeschädigt und die Angriffskarte (sollte sie keine speziellen Eigenheiten haben) wird abgeworfen.

Andernfalls wird das Schrottteil zerstört. Stellt es eine tragende Last des Turms dar, stürzt der Turm ein und zwei neue Schrottteile prallen aufeinander. Jetzt gilt es für den Geschädigten, den Turm vor weiterem Schaden zu bewahren. Er wählt hierzu eine der beiden aufeinanderprallen Teile aus, ermittelt die Gesamtstärke und würfelt. Ist das Würfelergebnis gleich oder höher, muss auch dieses Teil weichen, und der Turm stürzt weiter ein. Dies geschieht so lange, bis die Würfelsumme niedriger ist als die Gesamtstärke der betroffenen Schrottkarte oder aber, bis der Turm gänzlich zerstört ist.

Bei den Angriffskarten unterscheidet man außerdem noch zwischen drei Kategorien, nämlich Hand- und Wurfangriffskarten sowie Anschleichkarten, die allesamt auch verschiedene Fähigkeiten haben. So darf man mit den Handangriffskarten lediglich Turmteile in gleicher Höhe des eigenen Turms angreifen. Wurfangriffskarten haben indes keine Begrenzungen; man kann mit ihnen aus jeder erdenklichen Höhe angreifen. Anschleichkarten sind enorm effektiv. Sie geben in den darauf befindlichen Texten genau vor, wie der Angriff abläuft. Ist auf ihnen kein Angriffsbonus angeführt, besteht auch keine Möglichkeit, sich mit einer Verteidigungskarte zu widersetzen.

Es besteht zudem noch die Möglichkeit, seinen eigenen Turm anzugreifen. Bestimmte Schrottkarten können dies unter Umständen erfordern, weil sie bei ihrer Zerstörung auch große Schäden bei den Mitspielern auslösen und damit letztendlich einen größeren Profit abwerfen.

Man darf übrigens so viele Angriffe starten, wie einem beliebt.

|4. Den Affen verdreschen|

Ist ein Spieler auf gleicher Höhe wie der Affe oder sogar bis zu vier Feldern höher angelangt, kann er den Affen endlich verdreschen. Je weiter man sich jedoch wieder vom Affen entfernt, desto schwieriger ist es, ihn zwischen die Finger zu bekommen. Konkret heißt dies, dass damit die Wahrscheinlichkeit verringert wird, ihn tatsächlich zu erwischen, weil die steigende Entfernung auch die Möglichkeiten, ihn durch Würfeln zu verdreschen, senkt. Bei gleicher Höhe reichen so zum Beispiel Zahlen zwischen 2-6 aus, um ihn zu verdreschen. Bei jedem Feld, das man weiter entfernt ist, steigt der unterste Wert um genau einen Punkt, so dass man bei einer Distanz von vier Feldern nur noch mit einer 6 erfolgreich ist.

Dank spezieller Karten kann man bereits früher die erforderliche Turmhöhe erreichen und den Affen ggf. verdreschen. Ansonsten richtet sich die eigene Turmhöhe nach den addierten Punkten auf den Schrottkarten. Wie hoch der Affe sich aktuell befindet, wird hingegen von den Texten der ausgespielten Karten bestimmt. Zwischendurch steigt und sinkt der Affe ständig, so dass man nie abschätzen kann, wo er sich befinden wird, wenn man weitere Schrottteile anbaut. Sein momentaner Aufenthaltsort wird mit der Karte „Monkey Height“ angezeigt.

|5. Abwerfen|

Zum Ende eines Spielzugs darf man bis zu zwei Handkarten abwerfen. Dies ist lediglich dann erforderlich, wenn man statt einer Karte wieder zwei nachziehen möchte, was allerdings erst möglich ist, wenn man nur noch vier Karten auf der Hand hat. Es gibt jedoch keine Beschränkung, was die maximale Handkartenanzahl betrifft.

_Besonderheiten_

Abgesehen von den Basisregeln, die die einzelnen Spielphasen eines Spielzugs vorgeben, sind noch einige Sonderregeln und Unterkategorien ausschlaggebend für den Ablauf des Spiels. Neben den drei Kategorien der Handkarten unterscheidet man so zum Beispiel auch bei den Schrottkarten zwischen verschiedenen Schrottgattungen (zum Beispiel Möbel, Maschine, Fahrzeug, organisch, illegal, etc.). Dies hat meistens Auswirkungen auf die Verstärkungs-, Angriffs-, Verteidigungs- und Sonderkarten, die sich teilweise auf genau eine dieser Kategorien beziehen. Außerdem kann es passieren, dass verschiedene Karten miteinander in Konflikt geraten bzw. sich widersprechen. In diesem Fall hat zunächst die Karte, die den Regeln widerspricht, Vorrang. Widersprechen sich allerdings zwei Karten, ist die als Letzte gespielte entscheidend.

_Spielende_

Das Spiel ist entweder beendet, sobald es jemandem gelungen ist, den Affen zu verdreschen oder aber wenn der Nachziehstapel verbraucht wurde und der Affe noch lebt.

_Variationen_

Natürlich gibt es auch bei „Spank the Monkey“ dank der variantenreichen Optionen der einzelnen Karten verschiedene Möglichkeiten, den Spielverlauf bzw. das Spiel selber zu variieren. In der Spielanleitung sind dabei einige wirklich interessante Modifikationen genannt, die sich hauptsächlich auf die Bewegungen des Affen beziehen. Man könnte zum Beispiel am Ende eines Spielzugs würfeln. Bei einer 1 wandert der Affe ein Feld herab, bei einer 6 ein Feld hinauf. Auch beim gescheiterten Verdreschen des Affen ergeben sich diesbezüglich Möglichkeiten. Ist der Spieler auf gleicher Höhe und versagt, wandert der Affe ein Feld höher. Steht man selber auf einem höheren Posten und scheitert, geht der Affe ein Feld weiter hinunter. Ferner ist es natürlich möglich, das Baulimit außer Acht zu lassen oder die Starthöhe des Affen zu verändern. Insgesamt gibt es also allerhand Möglichkeiten, das ohnenhin schon fein ausgefeilte Spielprinzip vorteilhaft zu verändern und frisch zu halten.

_Meine Meinung_

Kurz gesagt: „Spank the Monkey“ ist der Idealfall eines Kartenspiels. Es ist ungeheuer vielseitig, bietet wegen der teils recht komplexen Zusammensetzung der Karten einen gewissen Anspruch, ist darüber hinaus superwitzig illustriert und nicht zu letzt wegen der ‚mal ganz anderen‘ Spielidee (oder hat schon einmal jemand darüber nachgedacht, was passiert, wenn ein Affe einen Schrottplatz bevölkert?) einfach nur stark. Der Aufbau steht dem in nichts nach. Sieht man mal von der problematischen Darstellung der Affenhöhe ab – hier fehlt ein passender Marker –, ist das Spiel leicht verständlich und super strukturiert. Erfrischend ist in dieser Hinsicht auch die Spielanleitung, die einem das Spiel in lockerer Sprache in wenigen Minuten erklärt und keine Fragen offen lässt – und dabei gibt es bei „Spank the Monkey“ so manche Nebenbedingung, die man kennen sollte.

Damit ist eigentlich fast alles gesagt. Dieses Kartenspiel aus der Feder des schwedischen Spielautors Peter Hansson verknüpft auf witzige Art und Weise und in ausgewogenem Maße Strategie und (Würfel-)Glück und bleibt bis zum Ende spannend, weil es ja auch mal passieren kann, dass der höchste Turm infolge eines kompromisslosen Angriffs Schritt für Schritt und in nur einem Spielzug plötzlich wieder in sich zusammenstürzt. Angenehm ist im Übrigen, dass man „Spank the Monkey“ auch ohne große Schwierigkeiten mit zwei Spielern spielen kann. Der Spielfluss und auch die Möglichkeiten, die sich im Spiel ergeben, sind dadurch nicht beeinträchtigt.

Aus all diesen Gründen ist dieses tolle Kartenspiel auch absolut empfehlenswert. „Spank the Monkey“ überzeugt auf ganzer Linie, besticht mit einer wunderschönen Aufmachung und hat einen nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor. Für meinen Geschmack definitiv eines der besten Kartenspiele, die man derzeit auf dem Spielemarkt erwerben kann.

Zu haben ist „Spank the Monkey“ unter anderem über den Aachener Vertrieb |Universal Cards|: http://www.universal-cards.com.

Mehr Infos sowie einige Downloads gibt es hier: http://www.gigantoskop.se.

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