Jussi Adler-Olsen – Erwartung

Worum gehts?

Für den fünfzehnjährigen Marco gehört Kriminalität schon seit Kindertagen zum Alltag. Er wächst in einem Clan auf, dessen Oberhaupt Zola sein Onkel ist. Täglich wird er zum Stehlen und Raub gezwungen. Seine eigenen Wurzeln sind ihm nicht wirklich bekannt, seine Mutter kennt er überhaupt nicht und sein Vater, der Bruder von Zola, ist ebenfalls im Clan aktiv.

Als ihm bewusst wird, dass sein bisheriges Leben nicht das ist, was er sich für seine Zukunft vorstellt, beschließt er, dem Clan zu entfliehen. Doch aus Angst, verraten zu werden, setzt Zola seine Meute auf Marco an, wodurch sich eine Hetzjagd durch ganz Kopenhagen ereignet. Als Marco sich schließlich in einem abgelegenen Waldstück vor seinen Verfolgern versteckt, traut er seinen Augen kaum, denn direkt neben ihm entdeckt er eine menschliche Leiche. Noch ist ihm nicht bewusst, dass dies erst der Anfang eines unglaublichen Trips ist, denn mit dem Leichenfund hat er unbewusst eine ganze Lawine von Ereignissen losgetreten und gerät von immer mehr Leuten ins Visier.


Inhalt

Marco, geboren in Italien, lebt schon seit ein paar Jahren in Dänemark, ohne Aufenthaltsgenehmigung. Seine Mutter hat er nie kennengelernt. Er wächst mit zahlreichen anderen Kindern und Erwachsenen in einem Clan auf, dessen Oberhaupt Zola sie täglich zur Kriminalität zwingt. Mit von der Partie ist auch Zolas Bruder, der gleichzeitig Marcos Vater ist. Marco hegt für ihn gemischte Gefühle, zum einen liebt er ihn, wie ein Sohn seinen Vater liebt und zum anderen hasst er ihn dafür, dass er in einem solchen Umfeld aufwächst. Denn Marco ist für sein Alter sehr intelligent und interessiert sich für eine Vielzahl von Dingen, jedoch darf er nicht in die Schule, sondern muss täglich raus auf die Straße um dort Leute zu bestehlen oder zu betteln. Als er eines Tages die Entscheidung trifft, seinem bisherigen Teil des Lebens den Rücken zu kehren und aus dem Clan auszubrechen beginnt ein Wettlauf um sein Leben, denn Zola setzt die ganze Mannschaft auf Marco an, aus Angst, dass dieser sie bei der Polizei anschwärzen wird.

Marco hat genaue Pläne für seine Zukunft. Er möchte später gerne studieren, eine nette Frau kennenlernen, mit der er eine Familie gründen und in einem schönen Haus wohnen kann. Fest entschlossen von nun an auf eigenen Beinen zu stehen und seinen Lebensunterhalt auf legale Weise zu verdienen, hält er sich mit kleinen Nebenjobs über Wasser und ist positiv überrascht, wie schön es sein kann, ohne ständig ein schlechtes Gewissen zu haben.

Als er eines Tages wieder einmal auf der Flucht sucht, sucht er Unterschlupf in einem abgelegenen Waldstück und stößt dort auf eine menschliche Leiche. Marco ist entsetzt und zittert am ganzen Körper. Die Leiche trägt eine afrikanisch aussehende Kette, die Marco schließlich an sich nimmt und davonrennt. Wenige Tage später, als Marco gerade seiner Arbeit als Plakatkleber an einer Litfaßsäule nachgeht, traut er seinen Augen kaum, als er dort unter einer Schicht alter Plakate auf eine merkwürdige Vermisstenanzeige trifft. Dort bittet ein junges Mädchen um Hilfe bei der Suche ihres vermissten Vaters. Marco ist sich sicher, dass es sich bei dem vermissten Mann um die Leiche im Wald handelt. Er beschließt, der Polizei und dem Mädchen Tipps und Hinweise zu geben und gleichzeitig unerkannt zu bleiben, was sich als sehr schwierig erweist.

Mein Eindruck

„Erwartung“ ist bereits der fünfte Fall für Carl Morck und sein Sonderdezernat Q, das sich mit alten, ungeklärten Fällen beschäftigt. Der Leser trifft hier auf das altbekannte, unvergleichliche Trio um Carl, Assad und Rose. Doch da die Arbeit schließlich nicht weniger wird und der neue Vorgesetzte Lars Bjorn volle Kontrolle über seinen ungeliebten Mitarbeiter Morck haben möchte, stellt er ihnen den schlaksigen und etwas jünglichen Jurastudenten Gordon an die Seite. Carl ist alles andere als erfreut, stellt aber schnell fest, dass er keine andere Wahl hat, als seinen neuen Mitarbeiter als diesen zu akzeptieren. Er lässt es sich allerdings nicht nehmen deutlich raushängen zu lassen, dass er der Chef ist und Gordon selber noch ziemlich grün hinter den Ohren ist. Diese und auch die Beziehung zwischen Assad und ihm lassen den Leser wie auch schon in den Vorgänger-Bänden regelmäßig schmunzeln.

Der neue Fall ist ein in sich abgeschlossener Fall mit einem neuen Thema, so dass man als Alder-Olsen-Neuling ohne Probleme mit diesem Band einsteigen könnte, wobei auch die vorangegangenen Bücher schlichtweg empfehlens-,und lesenswert sind, zumal viele Personen bereits in den vier anderen Büchern ausführlicher beschrieben wurden, so dass man im aktuellen Roman auch hin und wieder auf Insider trifft, über die man wahrscheinlich herzhafter lachen kann, wenn man die anderen Bücher gelesen hat. Dennoch ist es wie gesagt kein Muss.

Wie gewohnt geht es hier nicht um die Aufklärung eines bestimmten Falles, sondern vielmehr darum, ob es dem Ermittlerteam gelingt, die Verantwortlichen zu fassen und zur Rede zu Stellen. Denn auch in diesem Buch bleibt den Lesern der bzw. die Täter nicht lange verborgenen. Dennoch schafft der Autor es dieses Buch spannend und rasant zu Papier zu bringen, wenn auch nicht ununterbrochen. Diese Tatsache liegt aber für mich persönlich auch etwas an dem doch recht trockenen Thema der Wirtschaftskriminalität und Korruption. Sowohl die Schilderung um Marco und sein Clan, sowie die des Ermittlerteams ist wie immer kritiklos und lupenrein.


Fazit

Wer ein Fan von Jussi Adler-Olsen ist, wird sicherlich auch dieses Buch lieben. Dennoch muss ich sagen, dass es nicht sein bester Roman war. Teilweise verliert sich die Spannung ein wenig und es wird sehr zwischen einzelnen Erzählsträngen hin und hergesprungen, wodurch der Leser sich immer wieder neu in die entsprechende Geschichte einlesen muss und der Lesefluss etwas ins Stocken gerät.

Dennoch ist und bleibt der dänische Autor einer der Besten der Gegenwart (und hoffentlich auch der Zukunft). Die geäußerten Kritikpunkte sind außerdem schier alle auf reine Ansichtssache zurückzuführen, da es doch immer eine große Rolle spielt, ob die Handlung den persönlichen Geschmack des Lesers trifft oder nicht, was dem Autor bei mir in diesem Buch leider nicht zu 100% gelungen ist. Dennoch hält es mich keineswegs davon ab, sein nächstes Buch wieder voller freudiger Erwartung zu lesen.

Über den Autor

Jussi Adler-Olsen veröffentlicht seit 1997 Romane, seit 2007 die erfolgreiche Serie um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q. Mit den Thrillern ›Erbarmen‹, ›Schändung‹, ›Erlösung‹ und ›Verachtung‹ sowie seinen Romanen ›Das Alphabethaus‹ und ›Das Washington Dekret‹ stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in über 30 Ländern, die Filmrechte an der Sonderdezernat-Q-Serie hat Lars von Triers Produktionsfirma Zentropa erworben. (Verlagsinfo)

Gebunden: 576 Seiten
Originaltitel: Marco effekten
Ins Deutsche übertragen von Hannes Thiess
ISBN: 3423280204

www.dtv.de
www.adler-olsen.de

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