Heitz, Markus – Oneiros

|“Wie ich in so mancher Lesung im Vorfeld des Buchs versprochen hatte: Keine Vampire, keine Werwölfe, keine Dämonen.“|

_Und das aus dem Munde von Markus Heitz,_ einem der Großmeister der deutschen Fantasy-Literatur, der sich beinahe in jedem seiner Bücher mit diesem Sammelsurium übernatürlicher Kreaturen befasste. Doch etwas Neues musste nach der Aussage des Autors her, und damit hat er zumindest meinen Nerv absolut getroffen. Denn seien wir mal ehrlich – in Sachen Fantasy- und Science-Fiction-Literatur ist das meiste längst gesagt, und nur noch wenige Autoren warten mit wirklich neuen Ideen auf und vermögen es zu überraschen.

Doch vom Übernatürlichen hat sich Heitz natürlich auch diesmal nicht abgewendet und auch in seinem neuen Werk „Oneiros“ beschäftigt sich der 1971 in Homburg im Saarland geborene Autor mit einem den Lesern eigentlich nur allzu bekannten Motiv: der Unsterblichkeit. Doch versucht er, dieses Motiv in einen neuen Kontext zu rücken, von einer anderen Seite her zu betrachten.

_“Oneiros“, mit richtigem Namen Konstantin Korff,_ ist ein Todesschläfer. Er ist für den Tod unsichtbar, zieht den Gevatter jedoch wie magisch an, wenn er schläft. Und da der Tod sein Opfer nicht finden kann, wird er wütend und sucht sich stattdessen andere, deren Leben er auslöschen kann. Mit jedem Male wird er rasender, reißt mehr Menschen in den Tod. Nur mit starken Medikamenten können Korff und andere Todesschläfer sich wach halten, nur selten dürfen sie es sich erlauben, zu schlafen, und zwar nur dann, wenn besondere Bedingungen erfüllt sind.

An dieses Leben sind die meisten Todesschläfer bereits gewöhnt, doch als plötzlich ein Airbus ungebremst in einen Pariser Flughafenterminal rast, alle Insassen des Flugzeugs tot aufgefunden werden und es keine vernünftige Erklärung dafür zu geben scheint, wird klar, dass ein weiterer Todesschläfer im Spiel ist, der seine Gabe nicht im Griff hat. Auch er wollte die Fähigkeiten erlernen, mit seinem Fluch umzugehen, brach jedoch zusammen und floh. Jetzt stellt er eine unermessliche Gefahr für die Menschheit dar, und nur durch weitere immer verheerendere „Unfälle“ können Korff und andere Todesschläfer seiner Spur folgen, um ihn auszuschalten. Doch längst sind dem Entlaufenen auch andere auf der Spur, und nur unter härtestem Einsatz gelingt es Korff, an den Fersen des Todesschläfers zu bleiben, der angeblich dem Geheimnis auf der Spur ist, den Fluch zu brechen.

_Obwohl „Oneiros“ zu Beginn_ den Eindruck eines typischen Thrillers erweckt, so wird doch spätestens im zweiten Kapitel klar, aus wessen Feder dieses Werk stammt. Geschickt verwebt Heitz die einzelnen Handlungsstränge miteinander, berichtet mal aus der Perspektive des Protagonisten Korff, des entflohenen Todesschläfers sowie aus der anderer Menschen, die auf dessen Spur sind. Nebenrollen spielen weiterhin die Wissenschaftlerin Kristin, ebenfalls eine Todesschläferin, die mit allen Mitteln eine Möglichkeit erforschen will, den Fluch zu brechen, sowie Iva, die Geliebte Korffs, die er wegen seines Fluchs verlassen musste und die er zurückgewinnen möchte, sobald er endlich schlafen kann, ohne die Menschen um ihn zu gefährden.

Heitz springt zwischen den einzelnen Charakteren hin und her, arbeitet aber elegant mit dem Wissen und den Entdeckungen jedes einzelnen, die sich nacheinander wie Puzzleteile zusammenfügen und den Leser Stück für Stück näher an die Geheimnisse in der Geschichte heranführen. Diese werden nach und nach gelüftet, stets erwarten den Leser neue plötzliche Wendungen und Überraschungen, langweilig wird „Oneiros“ also kaum. Nur hin und wieder hängt der Spannungsbogen für einen kurzen Moment durch, und insbesondere am Anfang des Buches dauert es eine Weile, bis es richtig zur Sache geht. Doch diesen Vorlauf braucht „Oneiros“, um dem Leser den Fluch der Todeschläfer begreiflich zu machen und die einzelnen Charaktere zu skizzieren und deutlich zu machen, welche Rolle sie spielen.

Interessant an „Oneiros“ ist weiterhin die Quelle der Inspiration, die Heitz zu diesem Werk gebracht hat: Märchen. Zahlreiche alte Märchen handeln davon, wie die Menschen mit dem Schnitter verhandeln, ihn austricksen und verhöhnen, und hin und wieder zwischen den Kapiteln ist eines dieser Märchen abgedruckt. Zwar fließen sie also nicht unmittelbar in die Geschichte ein, lockern sie jedoch auf und machen deutlich, wie Markus Heitz auf die verschiedenen Ideen, die er in seinem Werk verwendet, gekommen ist.

Obwohl „Oneiros“ sich inhaltlich vom sonstigen Schaffen des Autors abhebt, so ist es doch letztendlich ein Werk, an dem Fans von Heitz auf jeden Fall Freude haben werden, und ich kann nur zur Anschaffung raten. Dennoch hat Heitz seine Wurzeln natürlich nicht vergessen und kündigt an, was als nächstes von ihm zu erwarten ist: |“Wieder Werwölfe, Vampire, Dämonen?“|

|Klappenbroschur, 624 Seiten
ISBN 978-3426505908|
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