Held, Dr. Andreas – Taekwondo: Mit der fernöstlichen Kampfkunst Körper und Geist in Einklang bringen. Hyong 1 – 6

_Taekwondo – jeder wird_ den Begriff schon gehört haben. Dahinter verbirgt sich eine koreanische Kampfsportart, die aus mehreren historischen Kampfkünsten hervorgegangen ist und sich die besten Techniken und Methoden zu eigen gemacht hat. Der Name selbst ist ein zusammengesetztes Wort aus Tae, Kwon und Do, wobei „Tae“ Fuß bedeutet und für alle Fußtechniken des Kampfes steht, „Kwon“ bedeutet Hand oder Faust und steht demnach für die Handtechniken, während „Do“ als philosophischer Bestandteil Weg heißt und für den geistigen Weg der Entwicklung steht, worunter sich jeder seine Vorstellung machen kann, denn es lässt sich schwer beschreiben. Sicher ist, dass ein sogenannter „Taekwondoin“, also ein Ausübender des Sportes, lernen soll, sich seiner Kraft und Fähigkeiten höchst bewusst zu sein und mit Bescheidenheit – ähnlich der Shaolinmönche – das Leben zu meistern. Dass dieser Anspruch in den Niederungen der europäischen Kampfsportszene nachlässiger behandelt wird, ist schon aufgrund der Bezeichnung dieser Bewegungskunst als „Kampfsport“ klar.

Es gibt im Taekwondo natürlich, ähnlich wie in anderen Kampfkünsten, einen durch farbige Gürtel markierten Leistungsgrad, innerhalb dem jeder Ausübende sich weiterentwickeln kann. Die entsprechenden Leistungsprüfungen bestehen aus theoretischen Fragen durch die Prüfer, wie auch aus verschiedenen Aufgaben aus der Technik, die der Prüfling absolvieren muss. Dabei kommen immer die Konzentrations- und Bewegungsübungen in Form von systematisierten Kämpfen gegen imaginäre Gegner zum Zug, die für jeden höheren Grad eine anspruchsvollere Form bereitstellen. Hier gibt es zwei hauptsächliche Klassen: Der Hyong, der die historischen Übungen der Entwickler dieses Kampfsports exakt darstellt, sowie die Poomse, eine leicht abgewandelte Form, die teilweise etwas weniger kompliziert und damit leichter erlernbar ist. Abgenommen werden in Prüfungen beide Formen, so kommt es auf den entsprechenden Trainer an, welche bevorzugt und damit gelehrt wird.

_Dr. Held, der_ das vorliegende Buch konstruierte und verfasste, steht auch selbst Modell für die vielen und ausführlichen Fotoreihen, mit deren Hilfe er die Hyongs anschaulich lehren will. Die Bilder zeugen davon, dass er noch ein junger Mann ist, und die festgehaltenen Positionen, Stellungen und Techniken zeigen abseits von oftmals in anderer Literatur vorgefundenen stilisierten Skizzen sehr genau, wie der Kämpfer zu wirken hat.

Die Fotostrecken bilden den Hauptteil des Buches und nehmen auch den größten Teil der Seiten ein. Schritt für Schritt wird hier dargestellt, wie so ein Hyong abläuft und vor allem auch, mit welchen Kniffen und Rhythmen die richtigen Bewegungen zur richtigen Zeit zu erfolgen haben, um die Form exakt nachvollziehen zu können. Recht knappe wörtliche Anweisungen begleiten die Bilder und greifen dort ein, wo das Bild allein nicht ausreicht, um zum Beispiel die Richtung, die Drehung oder den Rhythmus darzustellen.

Aufgelockert wird die Folge der Übungen von historischen und philosophischen Texten zur Kampfsportart und den geistigen Ansprüchen der Erfinder, die sich durch ihre eigentliche Friedfertigkeit auszeichnen und damit eigentlich im Gegensatz zu der Tatsache stehen, dass Taekwondo eine Kunst des Krieges ist. Doch wie so viele gerade asiatische Kriegsphilosophen und Meister von konzentrationsstarken Kampfkünsten liegt ein Hauptaugenmerk in der mit den Übungen verbundenen Meditation und damit einhergehenden Selbstreinigung, wie man es umschreiben könnte. Die vielzitierte Explosion im plötzlichen Kampf und die Perfektion der Kampfkunst sind nur Ausdruck und Kanalisierung dieser Meditation.

_Insgesamt lässt sich_ sagen, dass das Buch natürlich nicht dazu dienen kann, einem Laien und Nichtsportler das Taekwondo und die prüfungsrelevanten Hyongs beizubringen. Held richtet sich an Ausübende des Sportes, die regelmäßig trainieren und für ihr eigenes Training oder die Prüfungsvorbereitung eine Hilfe oder ein Nachschlagewerk benötigen. Was das Buch trotzdem für Laien interessant macht, sind vor allem die eingeschobenen Textpassagen, die auf ihre Art eindringlich und nachdenklich sind und vielleicht das Interesse an dem Sport wecken, auf jeden Fall aber interessante Rückblicke auf die Geschichte dieser Kunst gestatten.

|Broschiert: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3708804859|

Schreibe einen Kommentar