Hohlbein, Wolfgang – Seelenfresser, Der (Der Hexer von Salem 2)

Band 1: [„Die Spur des Hexers“ 4081

Robert Craven hat sich mit seinem Erbe abgefunden und den Kampf gegen die Großen Alten aufgenommen. Doch er besitzt bei weitem noch nicht das Talent seines Vaters Roderick, der die Gabe einst auf ihn übertragen hat. Zwar hat er sich vieles selbst beizubringen versucht, doch um die die magischen Fähigkeiten weiter zu stärken, kehrt er nach Amerika zurück. Genauer gesagt nach Arkham, in die Stadt, die der Ursprung allen Übels ist.

Mit „Der Seelenfresser“ liegt der zweite Band der überarbeiteten „Der Hexer von Salem“-Reihe vor, die bei |Bastei Lübbe| mit neuem Cover und Hintergrundinformationen von Autor Wolfgang Hohlbein versehen ist, der zwischen den Episoden der einst als Romanhefte herausgegebenen Geschichten einen Blick zurück in die Vergangenheit wirft, um interessante und skurrile Anekdoten der Leserschaft mitzuteilen. So versteht sich die Neuauflage vor allem als Sammelband für die Fans, die den Hexer nun in kompletter und chronologisch richtiger Reihenfolge vorfinden. Doch ebenso können Leser, die über Robert Craven bisher noch nichts gelesen haben, die Faszination nachvollziehen, die Hohlbeins Hexer durch seinen pulpigen Stil in Verbindung mit dem cthuloiden Horror zu einem seiner beliebtesten Werke hat werden lassen.

_Inhalt_

Die im ersten Band „Die Spur des Hexers“ enthaltenen Heftromane entstammen noch aus der Reihe „Gespensterkrimi“. In „Der Seelenfresser“ beginnt mit „Das Erbe der Dämonen“ die erste auch als Romanheft unter dem Namen des Hexers veröffentlichte Geschichte. Kein Wunder also, dass Hohlbein als Schauplatz für den Auftakt Arkham und Innsmouth auserkoren hat, zwei fiktive, von Lovecraft erdachte Ortschaften, die zum Grundstein des Cthulhu-Mythos geworden sind.

Robert Craven kommt, nachdem er lange Zeit in London gelebt hat, nach Arkham, wo er sich eine Bleibe in einem kleinen Hotel besorgt – Aufsehen erregen will er auf keinen Fall. Doch es ist nichts so, wie es scheint. Das Hotel stellt sich als Illusion heraus und Craven, der in Wirklichkeit in einer Abbruchbude nächtigen möchte, fällt beim Aufsuchen des Badezimmers in ein tiefes Loch. Im Dunkeln wartet bereits ein schleimiges Tentakelwesen. Als Retter in letzter Sekunde tritt ein Mann namens Shannon auf den Plan, der das Monster mit Shoggotensternen vertreiben kann.
Craven zeigt sich dankbar, doch er verrät dem Fremden nicht seinen wahren Namen, denn Shannon scheint sich mit dem Kampf gegen die finsteren Mächte auszukennen und Craven ist nicht sicher, ob er wirklich auf der richtigen Seite steht. Der Hexer will erst mehr über Shannon erfahren, bevor er selbst seine wahre Identität preisgibt.

Dazu hat er schon wenig später Gelegenheit, denn der nächste Angriff ist Shannon gewidmet, und dieses Mal ist es Craven, der sich rettend dazwischenwirft. Doch dann muss er erkennen, wer seinen Begleiter zu töten versucht hat: Es ist der Geist Roderick Andaras, seines Vaters. Shannon verrät Craven, dass er hinter genau diesem Mann – oder vielmehr Geist – her ist, denn vor vielen Jahren soll er eine schreckliche Tat in Innsmouth verübt haben. Craven ist hin- und hergerissen und weiß nicht, wem er vertrauen soll. Hat sein Vater eine Tat verübt, für die er sich geschämt hat, und aus diesem Grund einst Amerika Richtung London verlassen wollen? Oder unterliegt Shannon in Wahrheit einem Irrtum, der sich in den Absichten Roderick Andaras getäuscht hat? Die Antwort, so schließt Craven, muss in dem Nahe gelegenen Städtchen Innsmouth zu finden sein. Und so macht er sich auf, um herauszufinden, was wirklich passiert ist.

Die Handlung versteht sich als indirekte Fortsetzung zu den Geschehnissen, die in der ersten Episode, „Die Spur des Hexers“, nachzulesen sind. Die Ereignisse verknüpfen das Schicksal zwischen Roderick und Robert und bilden den Grundstein für viele der nachfolgenden Geschichten. Zumal „Das Erbe des Dämonen“ nur einen der insgesamt neun Heftromane darstellt, die in dem Sammelband „Der Seelenfresser“ zu finden sind. In „Cthulhu lebt!“ etwa wird Craven mit seinem größten Gegenspieler Necron konfrontiert, der bereits seinem Vater das Leben schwergemacht hat. Immer wieder kann er entwischen und neue Bosheiten austüfteln. Vor allem seine Gaben, die denen des Hexers ebenbürtig bzw. sogar überlegen sind, machen ihn zu einem der gefährlichsten Kontrahenten.

Zum Glück kann Craven auf die Hilfe diverser Verbündeter zurückgreifen. An erster Stelle steht sicherlich Howard (genau, H. P. Lovecraft höchstpersönlich), Unterstützung findet er aber ebenso von dem hünenhaften Rowlf. Kontakt macht Craven in „Der Seelenfresser“ auch zum ersten Mal mit den Templern. Sie stehen zwar im Grunde auf derselben Seite und haben sich dem Ziel verschworen, die Welt von allem Abschaum zu befreien, doch die Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, unterscheiden sich stark von denen des Hexers. So steht mit den Templern eine dritte Partei auf dem Plan, die nicht so einfach dem Schema Gut-Böse zuzuordnen ist. Das Auftreten literarischer oder zeitgenössischer Persönlichkeiten bildet schließlich das i-Tüpfelchen und lässt den Leser immer wieder über die Anspielungen schmunzeln.

_Bewertung_

„Der Seelenfresser“ führt das gelungene Konzept des ersten Bandes fort. Die Heftromane, in chronologischer Reihenfolge, sind je nach Thematik zu einer größeren Geschichte zusammengefasst. Diese werden jeweils in einem kurzen Vorwort von Wolfgang Hohlbein kommentiert. Eine nette Mischung also aus Hintergrundinformationen für diejenigen, die es interessiert, und geballten Abenteuern rund um den Hexer von Salem. Wer „Die Spur des Hexers“ mochte, wird auch diesen Band lieben, denn Hohlbein weicht nicht wirklich von seinem bisherigen Stil ab. Die Geschichten präsentieren sich weiterhin als pulpiges Actionfeuerwerk mit einigen Wendungen, einem Schuss Komik und einem Schuss Horror.

Subtil wie das große Vorbild Lovecraft geht Hohlbein dabei nicht wirklich vor. Das muss und will er aber auch gar nicht. Die Romane lesen sich flott weg und können, sofern man die Genremischung mag, gut unterhalten. Literarische Glanzleistungen kann man nicht erwarten, ebenso wenig wie tiefgehende Charakterzeichnungen und –beziehungen. Es kommt viel eher auf den Gesamteindruck ein, und der ist, trotz unterschiedlicher Qualität der einzelnen Folgen, für eine Heftromanserie hoch.

Da übersieht man dann auch gerne, dass die Spannungsbögen arg kurz geraten sind und die vielen Höhepunkte und Cliffhanger ab und an dazu führen, dass vor lauter dramatischen Ereignissen die Dramatik irgendwann auf der Strecke bleibt. Dies ist nun einmal dem Format des Heftromans zuzuschreiben, der natürlich von Folge zu Folge eine zumindest in gewissen Bereichen abgeschlossene Handlung präsentieren muss, ohne alle offenen Fragen aufzulösen. Sei es drum; der Hexer bietet kurzweilige Unterhaltung und kann sie, dank guter Zusammenstellung, in diesem Sammelband gegenüber früheren Fassungen sogar noch etwas steigern.

http://www.bastei-luebbe.de

|Siehe ergänzend auch unsere Rezensionen zu den Hörbuchfassungen der Hexer-Reihe:|

[„Auf der Spur des Hexers“ 511
[„Als der Meister starb“ 917
[„Als der Meister starb (Gespenster-Krimi 02)“ 1214
[„Das Haus am Ende der Zeit“ 1116
[„Tage des Wahnsinns“ 2103
[„Der Seelenfresser“ 2886
[„Die Chrono-Vampire“ 3095

Schreibe einen Kommentar