Jeschke, Wolfgang/Aldiss, Brian W. (Hg.) – Titan-21

_Der Mensch als Erbfolger: Fremde und andere Welten_

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 21 von „Titan“ sind nicht Beiträge zur „Science Fiction Hall of Fame“ gesammelt, sondern klassische SF-Erzählungen der 1950er Jahre – Thema sind „Galaktische Imperien“. Dies ist der Letzte von vier TITAN-Bänden zu diesem Thema.

Die Kriterien der deutschen Bände waren nicht Novität um jeden Preis, sondern vielmehr Qualität und bibliophile Rarität, denn TITAN sollte in der Heyne-Reihe „Science Fiction Classics“ erscheinen. Folglich konnten Erzählungen enthalten sein, die schon einmal in Deutschland woanders erschienen waren, aber zumeist nicht mehr greifbar waren. TITAN sollte nach dem Willen des deutschen Herausgebers Wolfgang Jeschke ausschließlich Erzählungen in ungekürzter Fassung und sorgfältiger Neuübersetzung enthalten. Mithin war TITAN von vornherein etwas für Sammler und Kenner, aber auch für alle, die Spaß an einer gut erzählten phantastischen Geschichte haben.

_Die Herausgeber _

1) _Wolfgang Jeschke_, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im Lichtenberg Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction-Reihe Deutschlands beim Heyne-Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die Einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z.T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Seine erster Roman ist „Der letzte Tag der Schöpfung“ (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

2) _Brian W. Aldiss_ (* 1925) ist nach James Graham Ballard und vor Michael Moorcock der wichtigste und experimentierfreudigste britische SF-Schriftsteller. Während Ballard nicht so thematisch und stilistisch vielseitig ist, hat er auch nicht Aldiss’ ironischen Humor.

Aldiss wurde bei uns am bekanntesten mit seiner Helliconia-Trilogie, die einen Standard in Sachen Weltenbau in der modernen SF setzte. Das elegische Standardthema von Aldiss ist die Fruchtbarkeit des Lebens und die Sterilität des Todes. Für „Hothouse“ bekam Aldiss den HUGO Award. Er hat auch Theaterstücke, Erotik, Lyrik und vieles mehr geschrieben.

_Die Erzählungen im 4. Buch: „Fall und Freier Fall“_

_1) Gardner F. Fox: „Heut nacht erheben sich die Sterne!“ (1952)_

Red Angus ist ein Pirat, der, frisch vom Diktor von Kaar gebrandmarkt, schon wieder aus dem Knast entfliehen kann. Vor den Häschern bringen ihn Helfer der korrupten Wissenschaftler in Sicherheit. Die Wissenschaftler, die in der Zitadelle eingesperrt sind und dem Diktor Technik liefern müssen, wollen den Diktor absetzen. Red Angus soll den Mord ausführen, den sie arrangieren werden.

Doch der Anschlag schlägt fehl und nur die Fürsprache der Priesterin Moana, deren Bruder er einst rettete, bewahrt Angus vor einem allzu frühen Ende. Nur wenn er mit ihr in einen der schwarzen Tümpel des Gottes Stasor steigt, darf er weiterleben. Gesagt getan: Doch dort unten befindet er sich in einer Dimension, in der Stasor wirklich existiert. Moana fragt nach dem Buch von Nard, in dem das Wissen der Alten Rasse niedergelegt sein soll. Stasor zeigt ihnen den Weg.

Kaum zurückgekehrt, schnappen sich die Wissenschaftler Angus erneut. Auch deren Chef, der Hierarch, will das Buch von Nard, um mit dessen Macht den Diktor stürzen und sich an dessen Stelle setzen zu können. Doch Angus hat für das geknechtete Volk von Karr anderes im Sinn, als einen Tyrannen durch einen anderen zu ersetzen. Sobald er das Buch in Händen hat, will er Diktor und Wissenschaftler austricksen …

|Mein Eindruck|

Hin und her wogt das Kampfesglück in dieser wilden Story, die einem A.E. van Vogt alle Ehre gemacht hätte. Bis zum Finale weiß der angespannte Leser nicht, ob der Freiheitskampf, den Angus anzettelt, Erfolg haben wird. Denn Verrat und Information halten sich die Waage. Diese Information ist von alles entscheidender Bedeutung: Wissenschaft, und zwar die Wissenschaft der Alten, also unsere.

Wird diese Wissenschaft dem Wohl des Volkes dienen oder nur die Mächtigen noch tyrannischer machen, lautet die Frage, die der Autor stellen lässt. All das Brimborium darum herum, das jeder Zehnjährige kapieren kann (und soll), dient nur der Unterhaltung, um diese Frage an den Mann zu bringen. Es gelingt durchaus. Aber ist die Frage den ganzen Aufwand wert?

Bemerkenswert ist an dem geschilderten Szenario der Kontrast zwischen Hochtechnologie einerseits und barbarischer Zivilisation andererseits. Letzteres kennen wir von „Conan“-Geschichten her und finden es wieder in den „Gor“-Romanen John Normans. Es dient dazu, Sinnlichkeit zu rechtfertigen: Halbnackte Mädchen tauchen allenthalben auf, zum Vergnügen der muskelbepackten Kämpfer wie geschaffen.

Und wenn mal eine Priesterin wie Moana sich dazwischen verirrt, dann nur als Pfand im Geschacher zwischen Tyrannen und Rebellen. Das ist wohlfeile Ausbeutung – und leider ein Merkmal von Pulp Fiction der frühen fünfziger Jahre. Es gab damals schon wesentlich Besseres, so etwa von Jack Vance oder Philip K. Dick.

_2) Harry Harrison: „Begegnung am Ende“ (1965)_

Ein Expeditionsschiff landet auf einem unwirtlichen Eisplaneten. Der kürzlich verwitwete Schiffsmeister Hautamaki leitet das Trio, das von der Wissenschaftlerin Tjond und ihrem frischgebackenen Gatten Gulyas komplettiert wird. Befindet sich eine Boje von Aliens hier auf dem Gletscher? Die verschiedenartigen Teleskope dieser Sonde erweisen sich als alle auf einen einzigen Stern ausgerichtet. Nachdem sie der Zentrale Bescheid gegeben haben, fliegen sie durch den Hyperraum dorthin.

Dass Hautamaki sämtliche Waffen über Bord geworfen hat, macht das Ehepaar besorgt. Doch der Leiter beruhigt sie. Der fremde Stern erweist sich als eine künstliche Konstruktion, was eine erhebliche technologische Kulturstufe verrät. Leider sind auch Waffen auf sie gerichtet. Ein Kontaktversuch ermöglicht die Übertragung von Bild und Ton, und ein zum Glück humanoides Wesen wird sichtbar. Es hat zwar nur vier Finger und atmet – laut den ausgetauschten Gasproben – erheblich zu viel Schwefel für Hautamakis Standard, doch als er an Bord des Schiffes dieses Wesens geht, lässt sich schnell ein Übersetzungsstandard herstellen.

Das bringt Gulyas auf einen beunruhigenden Gedanken, und er bittet um eine Gewebeprobe des Aliens, der sich „Liem“ nennt. Nichts leichter als das. Als Tjond ihren Gatten anschaut, ist er bleich wie ein Leichentuch, denn er hat eine erschütternde Entdeckung gemacht …

|Mein Eindruck|

(Achtung, hier kommt die Pointe!)

Was Gulyas herausfindet, ist die Identität des genetischen Codes von Hautamakis und Liems. Trotz aller äußerlichen Veränderungen im Verhalten und im Aussehen, ja, sogar im Stoffwechsel, handelt es sich nach all den Jahrtausenden doch immer noch um Menschen, die von einer gemeinsamen Welt stammen: man nannte sie „Erde“. Liems Variante hat sich über viele Sternsysteme ausgebreitet und sich genetisch an die jeweiligen Bedingungen angepasst, statt es andersherum zu machen und sich die Umwelt ihren eigenen Bedingungen anzupassen (Terraformung). Die logische Folgerung aus der Identität: Wir sind allein in der Galaxis. Es bleibt nur eine Hoffnung: andere Galaxien.

Der erzählerische Trick, mit dem der Autor erreicht, dass uns auch Hautamaki (zumindest anno 1965) fremdartig vorkommt, besteht einfach darin, alle Männer mono- bzw. homosexuell zu machen. Das heißt, dass auch Männer exogenetisch „schwanger“ werden und „Kinder bekommen“ können (das Kind wird außerhalb des eigenen Kinders ausgetragen). Deshalb reagiert Hautamaki auf die Frau Tjond, als wäre sie etwas Überflüssiges und Unschönes. Sie fühlt sich entsprechend zurückgesetzt und schmollt erst einmal eine Woche.

Der Autor hätte an dieser Stelle noch viel weiter in seinem Tabubruch gehen können. Dass die Expeditionsmitglieder alle die ganze Zeit nackt herumlaufen, wäre in einem FKK-Camp normal, wirkt aber in einer SF-Story etwas effekthascherisch. Nun ja, die sechziger Jahre übten sich in Tabubrüchen.

_3) Poul Anderson: „Herr über tausend Sonnen“ (1952)_

In einer Bar auf dem Mond lauscht unser Chronist der unglaublichen Geschichte, die sein Trinkkumpan Laird zum Besten gibt. Kann es sein, dass Laird die Erde im Alleingang vor dem Untergang durch die Janyarder gerettet hat? Es ist auf jeden Fall eine wildromantische Geschichte …

Laird fliegt den uralten Planeten Neu-Ägypten an, um ein wenig dessen Pyramiden zu plündern und zu Kohle zu kommen. Doch ein Patrouillenboot der Janyarder hat ihn erspäht und stellt ihn, wie er sich in einer der Pyramiden versteckt. Diese Welt war vor langer Zeit die Hauptwelt des Sternen-Imperiums der Vwyrddaner und bietet immer noch verborgene technologische Schätze. Einen davon stülpt sich Laird verzweifelt wie einen helm auf den Kopf – und wird von der darin gespeicherten Persönlichkeit des Obergenerals der Vwyrddaner, Dalyesh, übernommen. Mit Dalyeshs Kaltblütigkeit gelingt es Laird, der Falle zu entkommen.

Leider wird sein Boot abgeschossen, und er muss sich erneut verstecken. In der Atempause versuchen sich Laird und Dalyesh im gleichen Kopf miteinander zu arrangieren. Die Kapitänin des Janyard-Schiffes, diese rothaarige Joana Rostov, erinnert Dalyesh an seine große Liebe der Vergangenheit: Er wäre entzückt, wenn sie sein werden könnte. Und dazu muss er sie nur überlisten und verführen. Auf diese Weise kann er auch veranlassen, dass die Superwaffen der Vwyrddaner an Bord geschafft werden, um den Janyardanern zu dienen.

Doch kann Laird dem alten General wirklich vertrauen, dass er ihn und die Erde nicht in letzter Sekunde an den Feind verrät? Laird lässt sich einen Trick einfallen, um den Trick Dalyeshs zu parieren. Denn schließlich steht das Schicksal der Erde auf dem Spiel – und das Leben einer schönen Frau …

|Mein Eindruck|

Der Zickzackkurs der Handlung hat durchaus Methode: So soll der Leser am Einschlafen gehindert und bei der Stange gehalten werden. Spannend ist neben der Frage, wer am Ende das Mädchen kriegt, die Frage, ob die Erde gerettet werden kann – und wenn ja, um welchen Preis. Wie es sich gehört, geht die Sache für die Menschen gut aus, aber vielleicht nur, weil die Story in einem Romantik-Magazin erscheinen sollte.

Auffällig ist schon hier die für Anderson typische Beschäftigung mit dem Faktor Zeit. Er schrieb ja später etliche tausend Seiten über die „Zeitpatrouille“ und den „korrekten“ Ablauf der bekannten Geschichte (siehe meine Berichte dazu). In der vorliegenden Novelle kommt noch ein Faktor hinzu: zwei Seelen in einem Kopf – welche wird die Oberhand behalten? Das ist durchaus spannend, vor allem dann, wenn man sich NICHT vorstellt, welche kolossalen Kopfschmerzen man selbst davon bekäme.

_4) F. L. Wallace: „Der große Vorfahr“ (1955)_

Eine irdische Expedition befindet sich in ferner Zukunft auf der Suche nach dem gemeinsamen Vorfahren aller menschlichen Rassen. Wie sich nämlich im Verlauf der jahrtausendelangen Erforschung der Galaxis herausgestellt hat, gibt es jede Menge menschliche und menschenähnliche Lebensformen – wovon sich natürlich einige an Bord befinden, so etwa eine Art Neanderthaler und eine Art Hetäre mit sehr kurzem Röckchen.

Allerdings hat man als Navigator einen Nichtmenschen engagiert, und der stellt ein paar bohrende Fragen. Wieso muss man gerade in diesen Raumsektor fliegen? Die Antwort lautet, weil die Menschen durch Rekonstruktion der Stammbaumevolution herausgefunden haben, dass die Ursprungswelt jenes gemeinsamen Vorfahren all dieser Menschenrassen eigentlich hier liegen müsste. Dieser Vorfahr muss riesig sein (denn er brauchte 12 Meter hohe Türen), exzellent die interstellare Raumfahrt beherrschen (wegen der Streuung) und überhaupt superintelligent sein (alles andere wäre ja ein Affront).

Da meldet der Techniker, der für die Sauerstoff liefernde Hydroponik zuständig ist, dass rattenähnliches Ungeziefer die Grünpflanzen vernichte. Selbst elektronische Fallen würden den gut versteckten Viechern nicht beikommen, und diese verstecken sich unter den neu installierten Geräten für die Vorfahrensuche. Da verfallen die Forscher auf eine ausgefallene Methode, um die Eindringlinge zu stellen und unschädlich zu machen: Sie stellen Doppelgänger her …

|Mein Eindruck|

Galaktische Imperien werden von ihren Vertretern getragen, schon klar. Aber der Große Vorfahr trug seine Nemesis bereits in seinen Raumschiffen, als er fremde Welten eroberte. Es handelt sich um die kleinen intelligenten Viecher aus dem Abwassersystem seiner Heimatwelt: die „Plage“. Aus Quarantänegründen und um die „Plage“ einzudämmen zogen die Riesen einfach weg.

Genau das gleiche Problem starrt den menschlichen Forschern nun wieder ins Gesicht, die zwar Nachfolger jener Riesen geworden sind, aber erkennen müssen: Wir stammen alle von jener „Plage“ ab. Also kein Grund, stolz zu sein. Da wundert sich der nichtmenschliche Pilot aber, als er die betretenen Gesichter seiner Crew sieht.

Die Story hat also eine recht nette, ironische Pointe. Sie hat nur den Schönheitsfehler, dass man sie schon nach zehn Seiten (von 36) vorausahnt. Das macht die mehr oder weniger wohlmotivierten Spiele an Bord und auf der Ursprungswelt etwas überflüssig. Schade eigentlich. Es wäre Aufgabe des Autors gewesen, eine trickreichere Handlung zu ersinnen, um die Pointe zu verschleiern.

_5) Roger Dee: „Die Störenfriede“ („The Interlopers“, 1954)_

Ein großes Raumschiff voller Kolonisten aus dem überfüllten Sonnensystem ist unterwegs zu den Welten um die Sonne Regulus. Da passiert das schier Unvorstellbare: Ein Alien-Raumschiff mit einem T’sai an Bord materialisiert neben ihnen. Die Crew erstarrt in Ehrfurcht, denn die telepathischen T’sai sind die absoluten Herrscher der Galaxis. Was der T’sai von ihnen will, erfahren der Navigator und seine Leute von ihrem Dolmetscher. Er sagt, der T’sai verlange einen Beweis, dass die Menschen sich würdig erweisen, eine neue Welt zu besiedeln. Für die Antwort haben sie zwölf Stunden Zeit. Sprach’s und verwand.

Der Crew steht der Verstand still und sie kommt auf keine sinnvolle Antwort. Sie vermag sich nicht einmal vorzustellen, was es sein könnte, das nach Ablauf des Ultimatum passieren könnte? Die Vernichtung des Schiffes – oder gar der gesamten Rasse? All diese Ratlosigkeit erfüllt Wilcox, den Sprecher der Kolonisten, mit zunehmendem Ärger. Seine Frau Alice erwartet ein Kind, das mal eine Welt erben soll. Und jetzt kommt so ein Alien-Fuzzi mit abstrusen Forderungen!

Für Wilcox und seine rund 150 Mitkolonisten kommt eine Umkehr nicht infrage: Die besiedelten Welten von Sol sind überfüllt und erlauben nur noch ein kurzes, hoffnungsloses Dasein als Sklave. Mit seiner letzten Ressource hat er sich diese Passage erkauft. Der Siedler steht also mit dem Rücken zur Wand. Entsprechend verzweifelt ist das Mittel, zu dem er greift: Er kapert kurzerhand das Schiff. Wenn das Ultimatum in zwölf Stunden abläuft, hat er noch zehn Stunden Zeit, die Welt bei Regulus in Besitz zu nehmen.

Das Ergebnis entspricht nicht ganz seinen Erwartungen …

|Mein Eindruck|

Wilcox wird nämlich nicht nur mit dieser Welt belohnt, sondern darf gleich auch noch die Nachfolge der amtsmüden T’sai antreten. Das hat er nun von seiner jugendlichen Kühnheit. Er muss nicht nur eine Welt urbar machen, sondern auch noch im Universum nach dem Rechten sehen. Was nur zeigt: Dem Tüchtigen gehört die Welt.

Leider ist die Story nicht sonderlich spannend erzählt. Aber weil die Pointe psychologisch begründet ist, muss sich der Autor auch auf die Motive der einzelnen Crewmitglieder konzentrieren, bevor er Wilcox in Aktion treten lässt. Die Geschichte ist daher eher nachdenklich als actionreich.

_Die Übersetzung _

Es gibt mal wieder die üblichen Druckfehler und Fipptehler, so etwa auf S. 65: „Tandor blinzelte und k[n]urrte dann.“ Auf Seite 101 findet sich ein Beispiel für die allzeit beliebten Buchstabendreher: „Kreig“ statt „Krieg“.

Etwas kniffliger ist es hingegen, den falschen Gebrauch von Groß- und Kleinschreibung bei der Anrede „Ihr“ als solchen zu erkennen. Beispiel gefällig? Auf Seite 80 spricht der männliche Redner zu einer Frau: „ihre rudimentären Brüste“. Er meint natürlich „Ihre rudimentären Brüste“. „Jetzt werden Sie beleidigend“, sagte sie.“

Ja, in der Evolution von Imperien geht es häufig ans Eingemachte. So auch in diesem Satz auf S. 166: „Er küßte sie mit plötzlicher Leidenschaft, und wußte er nicht, wie primitiv sie war.“ Warum steht hier Satzstellung einer Frage? Entweder weil die Wörter „wußte er “ verdreht sind oder weil „er“ und das Komma überflüssig sind. Wie auch immer: Meredith ist und bleibt ein „primitives“ Frauenzimmer. Genau, wie Halden es mag (in der Story „Der große Vorfahr“).

_Unterm Strich_

Die fünf Erzählungen bieten einige recht hübsche Ideen, aber nur die zwei Novellen von Pul Anderson und Gardner F. Fox bereiten auch gute Unterhaltung. Sie entsprechen den Vorgaben des wildromantischen Abenteuer-Genres, komplett mit willigen, schönen Mädchen und mutwilligen, starken Kerlen sowie einem guten Schuss Zauberei, die als fortgeschrittene Technik getarnt ist. Man weiß also nie, was als Nächstes kommt.

Das intellektuelle Niveau mag in diesen zwei Novellen nicht besonders hoch sein, aber dafür gibt es jede Menge Abwechslung. Die pointierten Ideen findet man dann doch eher in den restlichen vier Texten. Unter diesen konnte mich besonders der von Harry Harrison überzeugen. Die Geschichte ist zielstrebig und doch keineswegs langweilig auf eine einzige bezwingende Erkenntnis und Aussage ausgerichtet: Wenn eine Rasse die Galaxis schon besiedelt hat (wie kann man diesen Fakt nur vergessen?), dann muss man wohl zur nächsten weiterziehen.

|Hinweis|

Mit diesem Band ist die Reihe der Geschichte über Galaktische Imperien abgeschlossen. Die Fortsetzung folgt in Titan-22 und Titan-23 mit „Evil Earths 1+2“. Dann wurde die TITAN-Serie zu unserem größten Bedauern eingestellt.

|Taschenbuch: 205 Seiten
Originaltitel: Galactic Empires 2/2 (1976)
Aus dem US-Englischen von Heinz Nagel
ISBN-13: 978-3453309777|
http://www.heyne.de

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