_Story_
Seit Jahr und Tag kämpft Chonchu bereits ums nackte Überleben in einer Welt, in der das Gesetz dem Chaos und der Gewalt gewichen ist. Dabei schien sein Schicksal bereits bei der Geburt besiegelt; als Zwilling zur Welt gekommen, vermuteten seine Eltern hinter ihm die prophezeite Ausgeburt der Hölle, einen Dämon, den es sofort zu töten galt. Doch sein Vater beugte sich dem Willen der Gattin und ermöglichte beiden Söhnen ein herkömmliches Leben und irgendwann in ferner Zukunft einen natürlichen Tod.
Allerdings ist Chonchu in Wahrheit derjenige Bruder mit der reinen Seele; erst ein Attentat seines Zwillings Ulpasso hat ihn in die missliche Lage gebracht, in der er sich nun befindet, seit Ulpasso ihm den Teufelsstein in die Brust gerammt hat. Vom Blutdurst beherrscht, zieht Chonchu nun durch die Lande und trotzt auf seinem Rachefeldzug mehrfach dem Tod. Als Dämon ist Chonchu nämlich unsterblich und verschafft sich an der Seite Mirmidons Respekt und Ehre. Als er schließlich auf Lady Fasa, das Oberhaupt des Volkes der Koma, trifft und ihr bei einem Angriff des Stammes der Yung zur Seite steht, scheint sich sein Schicksal zu wenden. Fasa wurde nämlich einst Ulpasso versprochen – und mit dem hat Chonchu seit frühester Kindheit noch eine Rechnung offen.
_Persönlicher Eindruck_
Mit „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ erweitern |Tokyopop| dieser Tage ihren Fantasy-Katalog um ein relativ blutiges Spektakel. Bereits der Auftakt offeriert ein hohes Maß an derber Gewalt und lässt keinen Zweifel daran, dass die 15+-Einstufung ihre volle Berechtigung hat. Davon mal abgesehen, gestaltet sich der erste Band schon recht viel versprechend, wenngleich man den Verlauf der Handlung in groben Zügen schon im Voraus erahnen kann und der Weg der Serie – oder zumindest der ersten Episoden – schon grob vorgezeichnet scheint.
Zunächst einmal jedoch erzählt Autor Sung-Jae Kim in kurz eingeworfenen Flashbacks von den Ereignissen aus der Kindheit des Protagonisten. Nach und nach erfährt man vom Schicksal der Zwillinge, dem Verrat von Chonchus Bruder Ulpasso und schließlich den verdrehten Entwicklungen, die die beiden mittlerweile verhassten Brüder durchgemacht haben. Und darauf aufbauend steigt Kim schließlich in die eigentliche Story ein und bringt uns bereits die entscheidenden Charaktere nahe – nicht jedoch ohne zunächst einmal so richtig die Schwerter klirren zu lassen. „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ mangelt es nämlich zu keiner Zeit an Action, und immer wieder wird die Szenerie folglich durch gewaltsame Schlachten und blutige Kämpfe erschüttert. Dabei gelingt es dem Autor jedoch sehr gut, ein authentisches Profil des zum Dämonen manipulierten Titelhelden zu erstellen und unmissverständlich klarzumachen, dass die Geschichte von einer grundsätzlichen Härte dominiert wird, die sich vorerst nur in den dynamischeren Szenen widerspiegelt, sicher aber künftig noch auf die Dialoge übergehen wird. Und auch die Entwicklung der ersten Züge der Handlung sind durchaus ansprechend und offenbaren ein gesteigertes Potenzial, welches sich von der Erschaffung der Charaktere über den flotten Aufbau der Story bis hin zu der einen oder anderen plötzlichen Wendung durchzieht. So viel zu den überwiegend positiven Eindrücken der neuen Fantasy-Serie.
Ein wenig ungeschickt erweist sich indes die Tatsache, dass der Autor schon zum Auftakt der Reihe die Karten sehr offen auf den Tisch legt und erstmal nur wenig Raum für spontane Überraschungen oder gar revolutionäre Einschnitte lässt. Der Leser bekommt schnell ein Gespür für die meines Erachtens zu transparente Rollenverteilung und kann sich gewissermaßen denken, inwieweit sich die Handlung im Zuge dessen fortentwickelt. Zwar ist bekannt, dass derartige Reihen nicht immer ein klassisches Happy-End haben werden – und darauf zu diesem frühen Zeitpunkt überhaupt zu spekulieren, wäre ja eigentlich auch müßig – aber dass der derzeit noch blutrünstige Chonchu schon recht bald die Sympathien erobern wird, während der äußerliche Saubermann Ulpasso garantiert seinen bösartigen Gegenpart übernehmen wird, steht wohl außer Frage.
Aber man sollte der Serie Gelegenheit geben, diese Vorab-Vermutungen zu bestätigen oder zu widerlegen und sich erst einmal auf diesen ersten Band beschränken, der inhaltlich durchaus gelungen ist, sich eventuell dabei ein wenig zu brutal darstellt, insgesamt aber sicher Lust auf mehr macht – selbst wenn die vorliegende Idee alles andere als unkonventionell ist. Aber wie „Chonchu“ zumindest im ersten Teil unterstreicht, müssen sich Qualität und Originalität nicht zwangsläufig bedingen.
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