LeCraw, Holly – Swimmingpool

Wie verschlungen die Wege des Schicksals sein können, zeigt Holly LeCraw in ihrem ersten Roman „Swimmingpool“. Ein Mord vor sieben Jahren sorgt hier bei fast drei Generationen für Aufregung.

Für Marcella ist der Ferienort Cape Cod ein Ort voller schlechter Erinnerungen. Dort hat ihre Affäre mit dem verheirateten Cecil begonnen, die durch den Mord an Cecils Frau überschattet wird. Der Täter wurde nie gefunden. Cecil ist mittlerweile ebenfalls verstorben, ihr Mann Anthony hat sich von Marcella getrennt. Ganz alleine lebt sie nun in einem kleinen Strandhaus.

Eines Tages bekommt sie Besuch von Jed, Cecils Sohn, der von der damaligen Liebelei keine Ahnung hat. Er möchte endlich herausfinden, wer seine Mutter umgebracht hat. Dies ist Marcella unangenehm, immerhin war Cecil in der Nacht, in der seine Frau gestorben ist, mit ihr zusammen. Wider besseres Wissen beginnt sie eine leidenschaftliche Affäre mit Jed.

Zur gleichen Zeit nimmt Marcellas und Anthonys Tochter Toni einen Job als Babysitterin bei Jeds Schwester Callie an. Die hat gerade ihr zweites Kind bekommen und verbringt die Zeit zusammen mit Jed auf Cape Cod. Auch sie hat die sieben Jahre zurückliegenden Ereignisse noch nicht verarbeitet. Dann beginnt auch noch Toni, die im besten Teenageralter ist, sich für Jed zu interessieren. Innerhalb kürzester Zeit kochen bei allen Beteiligten die Emotionen hoch …

_LeCraws erstes Buch_ verspricht mehr, als es halten kann. Der Klappentext klingt so, als ob der Roman durchaus thrillerhafte Züge hat. Letztendlich stehen aber vor allem die Figuren und ihre Gefühle im Vordergrund. Diverse Perspektiven aus Vergangenheit und Gegenwart werden abgearbeitet, um das damalige und das gegenwärtige Geschehen möglichst facettenreich darzustellen. Die Handlung selbst beschränkt sich auf minimale Ereignisse, die nicht wirklich zusammenhängen, sondern vielmehr nebeneinander platziert sind. Diese Ereignisse ziehen ihre Kreise und beeinflussen die Hauptfiguren, die wiederum andere Figuren beeinflussen. Doch dafür, dass der Mord vor sieben Jahren im Klappentext so sehr hervorgehoben wird, spielt er nur eine geringe Rolle. Seine Auswirkungen werden zwar deutlich gezeigt, aber die Aufklärung verläuft nicht gerade spannend.

Dass der Leser das Buch trotzdem nicht aus der Hand legt, hängt mit den zwei großen Stärken der Autorin zusammen: ihrem Schreibstil und den Figuren. Ersterer zeichnet sich vor allem durch seine Intensität aus. Holly LeCraw räumt sowohl den Gedanken und Gefühlen ihrer Figuren als auch Situations- und Ortsbeschreibungen viel Raum ein. Mithilfe ihres niveauvollen und vielfältigen Vokabulars gestaltet die Autorin ihren Text allerdings so abwechslungsreich und atmosphärisch, dass man ihr die eine oder andere Langatmigkeit verzeiht – genauso wie die Schwächen im Plot.

Die Figuren, allen voran Marcella, überzeugen, ähnlich wie der Schreibstil, mit Facetten und Tiefgang. Der Leser lernt die Figuren vor allem über ihre Emotionen und Erinnerungen kennen. Auch hier tun die umfangreichen Beschreibungen das Ihrige, damit man sich die Personen gut vor Augen führen kann. Auffällig ist, dass alle Personen alltäglich wirken. Abgesehen vielleicht von Marcella, deren italienische Herkunft sie abhebt, sind alle Auftretenden durchschnittliche Amerikaner mit durchschnittlichen Jobs und durchschnittlichen Eigenschaften. Allerdings stellt LeCraw diese Durchschnittlichkeit authentisch dar. Man kann sich gut in die Personen hineinversetzen und, dank der ausführlichen Beschreibung ihres Innenlebens, ihre Handlungen gut nachvollziehen.

_Wenig Spannung, dafür_ aber ein gutes Auge und Händchen für Figuren und Schreibstil – Holly LeCraws Debütroman ist sicherlich nicht für jeden etwas. Doch wer ruhige Geschichten mag, die sich vorrangig auf ihre Protagonisten konzentrieren, dem dürfte auch „Swimmingpool“ gefallen.

|Broschiert: 350 Seiten
Originaltitel: The Swimming Pool
Deutsch von Karl-Heinz Ebnet
ISBN-13: 978-3570100226|
[www.cbertelsmann.de]http://www.cbertelsmann.de

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