Falko Löffler – Im Funkloch

Klassenfahrten sind für vieles bekannt, aber nicht dafür, dass sie besonders spannend sind. Falko Löffler ändert das. In „Im Funkloch“ beschreibt er eine Reise, die langweilig beginnt und beinahe tödlich endet …

Sammie, der in die zehnte Klasse einer Frankfurter Realschule geht, befürchtet das Schlimmste, als er zusammen mit seinen Mitschülern eine Woche im hessischen Örtchen Waldkappel verbringen muss. Einzig der Gedanke daran, dass Tina aus der Parallelklasse mitfährt, hält ihn am Leben. Er hofft, seinem Schwarm endlich näher zu kommen. Doch da gibt es noch ein kleines Problem: Lucas, der sich in der Klasse alles erlauben kann, ist ebenfalls mit von der Partie. Sammie, der erst vor Kurzem an die Schule gewechselt ist, hatte eine Weile mit ihm zu tun, bevor er sich von dem Klassenrowdy entfernt hat.

Das hat dieser aber nicht unbedingt positiv aufgefasst. Immer wieder drangsaliert er Sammie und überredet ihn schließlich dazu, ihm bei einem Einbruch zu helfen. Als der schief läuft, ist er nicht besonders gut auf Sammie zu sprechen. Zusammen mit seiner Clique mobbt er ihn während des Schullandheimaufenthalts – wie viele andere der Schüler und auch die beiden Lehrer, die mitgefahren sind. So wirklich vermisst ihn deswegen niemand, als er plötzlich abends nicht zurück kommt. Doch dann mehren sich die Hinweise, dass ihm etwas passiert ist – und ausgerechnet Sammie wird verdächtigt, daran schuld zu sein …

Die Reihe „dtv pocket crime“ überzeugt ein weiteres Mal mit einem perfekt auf das jugendliche Publikum zugeschnittenen Krimi. Neben dem authentischen Protagonisten und der leicht verständlichen Sprache gefällt vor allem die Handlung, die einen lebensnahen Fall behandelt. Ein Mitschüler, der sich auf Grund seiner brutalen Art alles herausnehmen kann, verschwindet. Sammie wird schnell verdächtigt, weitere Leute benehmen sich ebenfalls merkwürdig. Es ist sehr positiv, dass Löffler seinen Protagonisten nicht in die Rolle des Hobbyermittlers zwingt, sondern dass der Fall auch so durch spannende Wendungen und einige Überraschungen zu einem unerwarteten, fesselnden Ende führt. Die Handlung ist gut konstruiert und baut nach und nach Spannung auf. Sie präsentiert stichhaltige Verdächtige, doch es bleibt bis zum Ende offen, wer nun an Lucas‘ Verschwinden schuld ist. Der Autor vergisst dabei nie, dass er letztendlich ein jugendliches Publikum bedient. Die Nebenaspekte, die er anspricht – Mobbing, Freundschaft, erste Liebe – passen zur Zielgruppe und er verzichtet auf zuviel Mord und Totschlag. Er erzählt die Geschichte so, als ob sie tatsächlich passiert sein könnte und deshalb fällt es schwer, sich von dem Buch loszureißen.

Sammie ist ein gelungener Charakter. Der neu in die Großstadt Frankfurt gekommene Schüler ist weder ein Held noch ein Antiheld. Es gelingt ihm vor allem am Anfang nicht, sich von Lucas, der zufälligerweise sein Banknachbar wird, fern zu halten, doch er bekommt die Kurve und seilt sich von diesem ab, bevor es wirklich brenzlig wird. Seine Courage zeigt Jugendlichen, dass man nicht immer alles hinnehmen muss. Gleichzeitig tritt er jedoch nicht in jeder Situation wie ein Held auf. Oft genug sagt er nichts, wenn Lucas einen Mitschüler drangsaliert, obwohl er weiß, dass es falsch ist. Er ist also durch und durch realistisch und wird nicht langweilig.

Löffler verwendet eine einfache Sprache, die den Leser aber sofort in den Bann zieht. Da Sammie aus der Ich-Perspektive erzählt, ist man das ganze Buch über sehr nah am Geschehen und erfährt auch die Gedanken und Gefühle der Hauptperson. Mit teilweise bildlicher Sprache und gut wiedergegebenen Gedanken und Dialogen fällt es leicht, sich die Geschichte im Kopf vorzustellen und mitzufiebern.

Genau wie die meisten anderen Bücher der Reihe „dtv pocket crime“ überzeugt auch dieses. „Im Funkloch“ ist ein spannender, auf ein jugendliches Publikum zugeschnittener Krimi, der seine Leserschaft weder unter- noch überfordert, sondern deren Lebenswelt abbildet und gleichzeitig mit ein bisschen Spannung würzt.

Taschenbuch: 270 Seiten
ISBN-13: 978-3423782449
www.dtv-pocket-crime.de